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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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immer noch voller Bedauern über Renos Pech.
     Cowboy hatte ihn ein paarmal im Krankenhaus besucht und seither ein oder zweimal im Jahr mit ihm telefoniert. Renos Körper war wieder zusammengesetzt worden, hatte Cowboy erfahren, aber sein Gehirn war so stark beschädigt gewesen, daß es nicht mehr richtig funktionierte; und das hieß, daß es für ihn mit der Postzustellung vorbei war.
     Der wiederhergestellte Körper macht einen guten Eindruck. Arme und Beine in hervorragendem funktionsfähigen Zustand. Die blauen Augen passen zueinander. In seiner Flanellhose und dem Haiwaiihemd sieht er fit aus. Abgesehen von dem feinen Netzwerk der Falten um die Augen ist Renos Gesicht jung, und in dem halbdunklen Raum schimmern seine Zähne weiß und gleichmäßig. Die dunklen Buchsen in seinem Kopf sind von schulterlangem braunen Haar bedeckt.
     "Ich halte eben mit meinem Portefeuille Schritt", sagt er. Hinter seinen Augen ist eine sonderbare Leere.
     "Reno, das ist Sarah. Sarah, Reno." Sie nicken sich zu, während Cowboy seine Schachtel mit Herzen absetzt. Cowboy streckt den Arm aus, um Reno die Hand zu schütteln.
     Und sie fühlt sich falsch an. Vielleicht ein bißchen zu warm, ein bißchen zu... trocken. Selbst die besten Handflächen sind ein ganz kleines bißchen feucht. Cowboy schaut mit seinen Infrarotaugen auf den Arm hinab und sieht, daß die Wärmeverteilung gleichmäßig ist, anders als bei allen Armen, die Cowboy je gesehen hat.
     "Eine Prothese", sagt Reno, als er Cowboys Miene sieht. "Der hier und beide Beine und andere Stücke da und dort."
     "Aber du hättest doch richtige Beine kriegen können", sagt Cowboy.
     Reno tippt sich an den Kopf. "Ich _hatte_ richtige Beine, aber das Gehirn war zu stark beschädigt. Meine Feinmotorik war zum Teufel, und mein Tastsinn hatte sich weitgehend verabschiedet - ich hatte zuviel Haut verloren, zu viele Neuronen. Aber Modernboy suchte jemand als Testperson für ihre neuesten Prothesen." Er zuckt die Achseln. Bei der Geste hat Cowboy ein komisches Gefühl, als ob das Achselzucken nicht echt, sondern einstudiert wäre. Vielleicht hat Reno diese Erklärung schon ein paarmal zu oft gegeben.
     "Der Arm und die Beine sind aufgerüstet. Ein Flüssigkristall-Computer ersetzt einen beschädigten Hirnteil. Bei meinem Tastsinn ist die Rückkoppelung nicht sehr gut, aber mit dem war nach dem Absturz sowieso nichts mehr los. Ist alles experimentelles Zeug, ganz modern. Leichte Legierungen, leichter als Knochen und Muskeln. Ich bin weitaus beweglicher als früher. Und wenn sie damit in Produktion gehen, werden die experimentellen Prothesen billiger sein, als neue Beine zu klonen und zu transplantieren."
     "Das wußte ich nicht", sagt Cowboy.
     "Modernboy zahlt mir eine hübsche Rente", sagt Reno. "Damit hab' ich mir dieses Haus gekauft. Kostet mich nur einen Check alle paar Wochen und manchmal eine Nachrüstung mit einer Verbesserung. Und meine neuen Teile werden länger halten als die Originale."
     Die kommende Sache, denkt Cowboy. Ewiges Leben in einer körperlichen Inkarnation des Augen-Face, nicht begrenzt auf die Geschwindigkeit von künstlich vermehrten Neurotransmittern, sondern in Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit; Ausdehnung der Grenzen des Interface, des Universums. Das Gehirn in einem perfekten Flüssigkristall-Analogon enthalten. Nerven wie die Saiten einer Steelguitar. Das Herz eine kreiselnde Turbopumpe. Der Stahlcowboy, sein Körper ein kreischendes monochromes Flackern, der Recht spricht und Unrecht korrigiert. Wer war diese maskierte KI? Hab' keinen Schimmer, Partner, aber er hat diese silberne Hülse einer Kristallschaltung zurückgelassen.
     Für Cowboy hört sich das ziemlich gut an. Wenn sie dieses Rückkoppelungsproblem beseitigen können.
     Reno sieht ihn mit seinen alten-jungen Augen an. Mit Augen, die weit jünger waren, bis dieses Backbordtriebwerk seine geschmolzenen Überreste in die dünne Luft von Indiana spuckte und der Horizont Purzelbäume zu schlagen begann.
     "So", sagt Reno. "Ihr beiden sitzt also im Kreuzfeuer fest?"
     "So kann man's nennen, ja."
     Die Augen verengen sich. "Nach dem, was ich höre, erstreckt sich das Kreuzfeuer bis rüber nach Kalifornien."
     "Darüber mach' ich mir dann Sorgen, wenn ich in den Westen komme. Danach würde ich an deiner Stelle alle Aktien von Tempel Pharmaceuticals in deinem Portefeuille abstoßen, wenn du welche hast."
     Reno blickt stirnrunzelnd auf eins seiner Kristallkunstwerke. "Setzt euch",

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