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Helium. In ihrer Stimme ist ein Beben, eine gut kontrollierte Angst. Der schmale Flur wirkt plötzlich sehr klein.
"Was ist passiert?" fragt er.
"Hör genau zu!" Sie spricht langsam und deutlich, damit sie ihre Worte nicht wiederholen muß. Obertöne der Furcht zittern an den harten Rändern ihrer Konsonanten. Cowboy schließt die Augen und preßt seine Stirn an die tröstende, solide Realität des metallenen Telefons.
"Der Dodger ist niedergeschossen worden. Sie haben versucht, ihn in seinem Wagen umzubringen, aber er hat es geschafft, ihnen zu entwischen. Er liegt jetzt im Krankenhaus, und ich habe Wachen um ihn herum postiert. Versuch nicht, ihn zu besuchen, und ruf mich nicht wieder an! Such dir einfach ein sicheres Versteck und bleib dort, bis sich die Situation klärt!"
Die Tür zur Toilette geht auf, und Cowboy wirft einen raschen Blick über die Schulter. Er spürt seine Verletzbarkeit. Ein Mann mit glänzenden, glasigen Augen kommt heraus und lächelt Cowboy im Vorbeigehen freundlich zu. Cowboy zieht den Kopf zwischen die Schultern und flüstert ins Mikrophon: "Wer tut denn das?"
"Arkady, heißt es. Gerüchte besagen, daß er gegen die anderen Drittmänner und die Panzerboys losschlägt. Auf dich hat er's ganz besonders abgesehen."
Das verzerrte Gesicht eines dunkelhaarigen Fremden, sein Spiegelbild auf dem glänzenden Metallkasten des Telefons, starrt Cowboy in kaltem Zorn an. "Heute nachmittag hätte er mich fast erwischt", sagt Cowboy. "Er führt seinen Krieg jetzt hier. Und er hat den Greifern mein Photo und meinen Namen gegeben." Cowboy hat das Gefühl, als ob die Schwerkraft aufgehoben wäre, als ob er in einem Panzer über den Kamm einer Anhöhe schießen würde, die sich in den Rand eines schwarzen und bodenlosen Canyons verwandelt hat.
Ein Ton erklingt in Cowboys Hörkristall. Er steckt eine Kreditnadel ins Telefon und läßt den Apparat sein Geld schlucken.
"Versteck dich, Cowboy!" sagt Jutz. "Wir wissen nicht, wem wir trauen können, und wir können keine Tour arrangieren, um dich zurück nach Westen zu holen. Arkady hat zu der einen oder anderen Zeit mit jedem gedealt, und wir wissen nicht, wer seine Leute sind und wer auf unserer Seite steht. Deshalb gehen alle schnellstmöglich in Deckung."
"Arkady hat einen Block hinter sich." Cowboy wirft einen wilden Blick zu jeder Seite; er hat Angst, daß jemand sein Geflüster mithört. "Sag das allen weiter!"
"Welchen?" Aber plötzlich klickt es, und Jutz ist nicht mehr dran. Cowboy weiß, wer jetzt zuhört. Seine Lippen ziehen sich zu einem Zähnefletschen zurück.
"Zu spät", sagt er. "Ich bin schon weg."
Er klinkt sich aus und tritt aus dem Flur. Sarah steht da und beobachtet die Tanzfläche. Er gibt ihr die Kreditnadel. "Ruf den Hetman an, aber mach schnell!" sagt er. "Wir sind hier in Gefahr. Dein Block hat den Daumen auf dem Kommunikationswesen." Er bleibt draußen vor dem kurzen Flur stehen und paßt auf. Jede Menge Zeit, denkt er. Sie haben den Anruf wahrscheinlich zurückverfolgt, aber die Chance, daß sie irgendwelche Leute ein paar Minuten ausgerechnet von dieser Bar entfernt sitzen haben, ist gleich Null, und sie arbeiten nicht mit den hiesigen Cops zusammen. Es wird lange dauern, bis sie an irgendwen in dieser Stadt herankommen. Aber trotzdem fühlt er plötzliche Aufwallungen von Angst an seinem Rückgrat hochlaufen, und seine Augen zählen die Ausgänge. Falls die Greifer hereinkommen, hat er seine Fluchtwege geplant.
"Ich hab', was du brauchst", flüstert ihm die Stimme des Sängers ein, "ich kann dir die Flammen vom Leibe halten."
Sarah ist in weniger als zwei Minuten zurück. "Konnte den Hetman nicht erreichen", sagt sie. Cowboy ist bereits unterwegs zum Ausgang. "Er ist irgendwo im Versteck. Aber ich hab' mit einem seiner Leute gesprochen." Sie schüttelt den Kopf. "Es ist das Chaos. Da läuft ein Krieg, aber die Seiten sind nicht sehr klar. Michael und die meisten seiner Leute scheinen im Moment in Sicherheit zu sein, weil er die Losung ausgegeben hat, vorsichtig zu sein. Andrei war das einzige... Opfer, abgesehen von kleinen Botenjungs und so."
Cowboy drückt eine Feuerschutztür auf und tritt auf eine Gasse hinaus. Seine Augen stellen sich rasch auf das Licht ein. Dort stehen rostige Mülltonnen, Katzen klettern darauf herum, und etliche Leute schlafen nicht zugedeckt in der Augusthitze, die von dem alten Beton ausstrahlt. Sie glühen in Cowboys Infrarotsicht. Manche sind betrunken,
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