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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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sagt er, "und erzählt mir von der Sache!"
     Sie setzen sich dicht beieinander in zwei Lehnsessel, während Cowboy kurz rekapituliert, was er weiß. Sarah läßt sich im Schneidersitz auf einer nuklearblau leuchtenden Couch nieder, ohne sich dazu zu äußern. Sie bleibt im Hintergrund, wie es sich für eine Leibwache gehört. Reno reibt sich das Kinn. "Also, was brauchst du? Einen Transport nach Westen? Ein Versteck?"
     Wieder hat Cowboy ein seltsames Gefühl. Als ob Reno irgendwie mit dem automatischen Piloten fliegen würde. Daß trotz seiner scheinbaren Hilfsbereitschaft alles nur ein Reflex ist, daß er kein wirkliches Interesse hat.
     "Wir wollen was verkaufen." Cowboy langt nach seiner Schachtel mit Computermatrizen und reißt den Deckel auf. Reno beugt sich vor und späht hinein.
     "Wir wollen tausend davon abstoßen", sagt Cowboy. "Alle tadellos, alle Orbital-Qualität, für Yoyodine von deren Olivetti-Tochter hergestellt. OCM Zweiundzwanzig-Einundachtziger, um es genau zu sagen." In dem Panzer sind fünfzehnmal so viele Matrizen, aber er will nicht mehr vom Eigentum des Hetman nehmen als unbedingt nötig. Er hat nicht vergessen, für wen Sarah in Wirklichkeit arbeitet.
     "Herzkristalle", sagt Reno leise. Er macht ein stimmloses Geräusch mit den Lippen. "Also darum ging's bei dieser Schlacht."
     Cowboy spürt, daß es ihm gelungen ist, Renos Aufmerksamkeit zu erregen.
     Diese Kristalle sorgen dafür, daß die Welt sich dreht, und zwar an so zentraler Stelle, daß der Spitzname "Herz" nicht unangebracht ist, denn wenn die Herzen nicht mehr schlagen würden, stürbe der Körper. Es sind Computerkerne aus Flüssigkristall, die in jeder Konfiguration von selbst eine neue Form annehmen können und jeder spezifischen kybernetischen Aktivität, die verlangt wird, höchste Effektivität verleihen, indem sie vom Abspeichern der Daten zu ihrem Transport und ihrer Analyse übergehen und dann die effektivste Form annehmen, um auf der Basis der Analyse zu handeln. Herzen, die Verstand erzeugen können, von kleinen Punkten der Helligkeit in Cowboys Schädel, die ihm die Fähigkeit schenken, seinen Panzer zu fahren, über größere Modelle, die funktionsfähige Entsprechungen des menschlichen Gehirns erschaffen, bis zu den riesigen Künstlichen Intelligenzen, die dafür sorgen, daß für die Orbitalen und die Regierungen des Planeten alles reibungslos läuft.
     Alles in Miniatur hier in der Pappschachtel. "Vierzig Herzen pro Schachtel", sagt Cowboy. "Die anderen Schachteln sind an einem sicheren Ort. Du bekommst dreißig Prozent, wenn du für uns den Drittmann machst."
     Reflexe der Kristalle schimmern wie Rubine in Renos Augen. "Laß mich den Markt checken", sagt er.
     Er berührt zwei Stellen auf dem mitternachtsschwarzen Tisch vor ihm; ein Computerboard leuchtet im Innern auf und projiziert seine Farben auf Renos Gesicht. Von unten zieht er eine mit dem Computer im Tisch verdrahtete Black Box und ein Kästchen mit Speicherkristallen heraus. Er schiebt einen Speicherwürfel in den Schacht der Box, spult dann einen Stift von der Box ab und steckt ihn in seine Schläfe. Er drückt ein paar Tasten auf dem Computerdeck und lehnt sich in seinen Sessel zurück.
     Die Fischtanks blubbern in der weiten, summenden Ferne. Renos Miene wird weicher und verhärtet sich dann wieder. Er bleibt lange im Interface. Dann zuckt sein Blick zu Cowboy, und in seinen Augen steht Überraschung.
     "Tempel-Aktien sind seit Mittag um zwölf Punkte gestiegen." Renos Stimme ist verträumt, voller Widerstreben, aus dem Interface zu gehen. "Sie greifen Korolev an. Ein großangelegter Übernahmeversuch. Korolev ist im Moment verwundbar - sie haben eine Menge Fehler gemacht." Aus dem Augenwinkel sieht Cowboy Sarahs erschrockenes Gesicht, und ihm ist klar, daß sie mehr über diese Sache weiß, als sie gesagt hat, und daß er später ein paar Fragen an sie haben wird. Aber wieder erklingt Renos leiernde Stimme aus seinem Sessel. "Tempel ist stark in Arzneimitteln und im Bergbau, aber ihre Luft- und Raumfahrtabteilung ist schwach. Wenn sie Korolev schlucken könnten, würden sie stärker werden. Der Markt scheint zu besagen, daß Tempel gewinnen wird, aber ich würde tippen, daß es keineswegs sicher ist. Korolev hat eine Menge Reserven aufzubieten - und sie sind so verschwiegen, daß es garantiert welche gibt, von denen Tempel nichts weiß."
     Cowboy stellt sich die beiden Orbitalen Giganten in ihrem elektronischen Konflikt verkrallt vor,

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