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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Rachels panikerfüllte Nachricht über das Feuer eingegangen war.
    Der Captain saß nach vorne gebeugt da, die Hände über den Knien aneinandergelegt, und schien tief in Gedanken versunken.
    »Wie viel Zeit wird das Feuer uns kosten?« Liren sah zu, wie Bestäubungsroboter im Schwebeflug von einer Aster zur nächsten glitten. Die Maschinen waren kaum zu sehen, sie waren winzig wie Mücken. Der Boden war übersät mit den dunklen Pünktchen ausgefallener Roboter – toten Dingen, die darauf warteten, von anderen Robotern eingesammelt und fortgeschafft zu werden. Liren hob einen von ihnen auf, rollte ihn zwischen zwei Fingerspitzen hin und her, spürte die Kanten des Kohlenstoffgehäuses. Der Grad an Mechanisierung, deren es bedurfte, um den Garten am Leben zu erhalten, versinnbildlichte die schweren Entscheidungen, die sie bei jedem Schritt hatten treffen müssen.
    Der Captain schüttelte den Kopf und löste sich aus den Tagträumen, denen er nachgehangen hatte. »Zeitverlust? In Bezug auf den Beschleuniger? Nicht mehr als eine Saison. Wir können genügend Nahrungsmittel aus Camp Clarke beziehen; wir bauen umgehend die Gewächshäuser aus und erweitern die Felder. Natürlich verschiebt sich dadurch der Pflanzungsplan für den Urwald nach hinten. Da gibt es eine Menge Wiederaufforstungsbedarf.«
    Er fuhr sich mit den Händen durch sein graues Haar. »Ich habe mir Datenfeeds von den Brandbekämpfern auf Selene angesehen.«
    Wann hatte er in den letzten Tagen dazu Zeit gehabt? Als er hätte schlafen sollen? Verdammt sollte der Mann sein; sie hätte zusätzliche Hilfe bei der Transportkoordination gut brauchen können.
    »Ich glaube, das Feuer könnte uns in gewisser Hinsicht sogar von Nutzen gewesen sein«, stellte er fest, wobei er sich so zu ihr herumdrehte, dass er ihr beinahe gegenübersaß. »Haben Sie gesehen, wie hart alle gearbeitet haben – wie sie zusammengearbeitet haben?«
    »Das war eine Notsituation. In Notsituationen rücken Menschen nun einmal zusammen. Neue Gruppen bilden sich. Wir können das mit der Zeit wieder aufbrechen, die meisten Erdgeborenen zurückrufen und an ihrer Stelle andere aufwecken. Wenn der Umzug stattfindet, werden wir die frühere Ordnung wiederherstellen.«
    Der Captain winkte mit den Händen vor ihrem Gesicht herum. »Sie hören mir nicht zu –«
    »Doch, das tue ich.« Sie schaute ihm herausfordernd ins Gesicht, wollte sehen, ob er es wagen würde, ihrem Blick auszuweichen. Schließlich war er selbst es gewesen, der ihr bei der Ausarbeitung des ursprünglichen Plans geholfen hatte! »Sie wollen, dass alle als eine große glückliche Familie weitermachen. Und damit hätten Sie sogar recht, wenn das Ende der Geschichte anders aussehen würde. Aber wir beide, Sie und ich, wir wissen, wie es kommen wird – wir lassen die Mondgeborenen hier zurück und fliegen weiter.«
    Der Captain schürzte die Lippen und wandte erneut den Blick ab. An seinem Kiefer zuckte ein kleiner Muskel. Liren wartete. Er kannte die Lage; sie hatten gemeinsam die ursprünglichen Entscheidungen favorisiert, die nötige Unterstützung mobilisiert und im Hohen Rat das richtige Abstimmungsergebnis durchgedrückt. Er würde schon zur Besinnung kommen.
    Als er sprach, war seine Stimme fest und klar. Es kam Liren vor, als sagte er einen Text auf, den er im Kopf wieder und wieder eingeübt hatte, bevor er ihn einem Publikum zu Gehör brachte. »Wir haben einen Fehler gemacht, Liren. Wir gehen die ganze Sache völlig falsch an. Wir haben uns von unserer Angst leiten lassen. Wir sind von einer Welt geflohen, die im Begriff war, von KIs und außer Kontrolle geratener Nanotechnologie zerstört zu werden. Unsere eigenen Schöpfungen haben sich gegen uns erhoben wollten uns umbringen. Selbst unser Schiff hat uns im Stich gelassen. Der einzige Stern in Reichweite besaß kein anständiges Planetensystem; wir hatten bloß eine Sonne mit einem Gasriesen, auf dem es Eisen regnet, als unmittelbarem Begleiter, und nichts in der bewohnbaren Zone. Keine festen Welten, keine großen Monde. Natürlich haben wir dieses System gehasst. Wir haben uns eine Welt erschaffen –«
    »Auf der wir trotzdem nicht leben können. Allein schon die Sonneneruptionen werden uns umbringen«, stellte Liren mit Nachdruck fest.
    »Gabriels Idee mit dem Eruptionsableiter könnte dieses Problem lösen. Aber darum geht es nicht. Wir haben Sol verlassen, um etwas von der Menschheit zu retten. Nun, die Menschheit ist dort unten auf Selene ebenso vertreten

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