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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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behandeln. Wir brauchen mehr Wissen.«
    »Wirst du versuchen, uns zu helfen?«
    Rachel nickte. »Kannst du mir weitere Lehrtätigkeit zuweisen? Und vielleicht etwas Arbeit in den Gewächshäusern? Ich könnte den Pflanzunterricht übernehmen, und bei einigen der jüngeren Schüler brauchen wir mehr Grundkenntnisse in Mathe und Englisch. Auf diese Weise komme ich mit mehr Leuten in Kontakt und erfahre auch mehr. Könntest du das ermöglichen, statt mich einer der regulären Fertigungsmannschaften zuzuteilen?«
    Es war eine gute Idee. »Sicher. Ich werde es Shane mitteilen. Solltest du irgendetwas herausfinden, dann möchte ich, dass du ihm, Ali oder Treesa davon berichtest.«
    »Shane und Star sind wieder da?« Rachel sah überrascht aus.
    Gabriel nickte. »Sie werden bald zurück sein, vielleicht sogar schon heute.«
    »Das ist okay. Ich mag Star. Und danke, dass du mich unterrichten lässt.« Rachel setzte sich am Rand der Anlegestelle nieder, schwang ihre langen Beine über die Kante und ließ die Füße in der Luft baumeln. Sie blickte fort von den Ratshöhen, fort von ihm, und lehnte sich mit dem Oberkörper zurück, sodass das Ende ihres Zopfes auf der Pier lag. Es wirkte, als sei sie tief in Gedanken, weit entfernt. Sie würde ihm doch bestimmt helfen? Ganz sicher würde sie nichts vor ihm verheimlichen – nicht nach allem, was er für sie getan hatte. Oder doch?
    Er musterte sie einen Moment lang und war nun selbst verwirrt. Sie war ebenso unergründlich geworden wie Ali. Gabriel spürte die Last all der Jahre, die er nun schon auf Selene arbeitete. Rachels Schultern wirkten zu schmal, zu jung, um solche Verantwortung auf sich zu laden. Doch sie war inzwischen 23 Jahre warm. Mit 23 hatte Gabriel auf der Erde bereits Wälder wiederaufgeforstet, Arbeitsmannschaften geleitet, Entscheidungen getroffen, sein eigenes Leben geführt. Er wollte unbedingt verstehen, was sie empfand. »Rachel – gefällt dir dein Leben? Hast du Spaß an dem, was du tust?«
    Rachel drehte sich zu ihm um und sah ihn an, nunmehr ernüchtert und wieder mit dem gleichen wachsamen Ausdruck in den Augen. »Ja. Ich habe Freude daran, mit meinen Freunden zu arbeiten, meinen Vater zu besuchen, durch die Gewächshäuser zu gehen, oder zu fliegen. Mir gefällt auch meine Arbeit.« Sie zog an ihrem Zopf; eine Geste, die ihn an Ali erinnerte. »Aber ich kann niemals die 20 Jahre vergessen, die ich verloren habe, und ich werde nie vergessen, dass ihr alle vorhabt, uns zu verlassen. Dass ihr Selene nicht liebt, und uns auch nicht.«
    »Das ist doch nicht wahr!«, entrüstete sich Gabriel. »Die Erschaffung von Selene ist mein Lebensinhalt!« Seit Ymir aufgehört hatte, sein Lebensinhalt zu sein.
    Rachels Blick bohrte sich in seinen, weitaus eindringlicher als die leise Stimme, mit der sie fragte: »Aber was passiert, wenn ihr fortgeht?«
    »Was glaubst du, warum wir die Zuflucht bauen? Es hat mich Zeit gekostet, die ich gut für den Beschleuniger hätte verwenden können.« Er versuchte, sich in sie hineinzuversetzen. Was hätte er gewollt, wenn er an Rachels Stelle gewesen wäre? »Vielleicht können ja ein paar von euch mit uns kommen. Es ist ziemlich offensichtlich, dass einige der Erdgeborenen hierbleiben werden. Selene ist nicht stabil genug, dass ihre Atmosphäre viel länger als ein Jahrhundert halten wird. Wir hatten verdammt noch mal nicht allzu viele Möglichkeiten zur Auswahl.«
    »Wieso bleibst du nicht hier?«
    »Möglicherweise sind wir die letzten Menschen im Universum. Ich weiß es nicht. Mit etwas Glück gibt es auf Ymir bereits eine Kolonie, die dort Fuß gefasst hat; in diesem Fall erhöhen wir durch unsere Ankunft dort die Chance der Menschen, zu überleben. Diese Aufgabe ist bedeutsamer als das Schicksal Einzelner. Und ihr werdet nicht alle auf die John Glenn passen.« Er hatte keine Ahnung, wieso er ihr gegenüber so offen war. Vielleicht, weil sie direkt gefragt und bessere Antworten verdient hatte, als Mondkinder von den meisten anderen Ratsmitgliedern bekamen?
    Sie sagte: »Du möchtest wissen, ob ich glücklich bin? Nun, meine Heimat – Selene – wird eines Tages sterben. Ihre Atmosphäre wird sich unweigerlich verflüchtigen, und es ist hauptsächlich dein Können, das sie noch erhält. Du gehst von hier fort. Und du hast mir schon gesagt, dass es an Bord der John Glenn nichts gibt, das wir nachbauen könnten, um es als interstellares Sternenschiff zu benutzen und euch zum Ymir zu folgen. Selbst wenn ich sterbe, bevor wir

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