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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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alle in einem Großbrand umkommen, oder durch eine Eruption, oder ein Erdbeben … ich habe Angst davor, selbst Kinder zu bekommen.«
    Gabriel krümmte sich innerlich. Der Rat hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Mondkinder vor Abreise der John Glenn zu sterilisieren, damit sie ihr Leben in vollen Zügen auskosten konnten und Selene auf natürliche Weise menschenleer hinterlassen würden, bevor die Luft dort zu dünn zum Atmen wurde. Eine endgültige Entscheidung stand noch aus.
    Rachel erhob sich vom Rand der Pier. »Es wird Zeit für mich. Ich muss hier noch einige Dinge erledigen, bevor ich morgen nach Camp Clarke gehe.«
    »In Ordnung.« Er räusperte sich. »Danke. Ich werde versuchen, irgendwo die Zeit herzunehmen, um dich wenigstens noch einmal zu sehen, bevor ich hoch aufs Schiff fliege.«
    Gabriel sah zu, wie Rachel die Tür zu der Transportrampe öffnete und langsam die Stufen hinunter verschwand. Das Letzte, was er von ihr sah, war ihr Arm, der die Tür zuzog.
    Er war erfüllt von einer tiefen Rastlosigkeit, die aus seinem Inneren an die Oberfläche drängte. Unbewältigte Dilemmas und Probleme, für die es keine richtigen Lösungen gab. Schließlich stand er auf und zog sich aus. Dann lief er zum Ende der Anlegestelle und tauchte mit einem Kopfsprung in das kühle Wasser ein, fühlte, wie es über ihn hinwegspülte, ihn am Zopf zog und über die Haut glitt, während er mit kraftvollen Zügen durch das Meer schwamm, dessen Entstehung er bewirkt hatte, umgeben von dem Krater, den er geformt hatte, auf einer Welt, die er aus dem Rohmaterial Dutzender Monde erschaffen hatte.
    Er schwamm so lange, bis ihm bei jedem Schwimmzug Schmerzen durch die oberen Rückenmuskeln schössen und seine Fingerspitzen runzlig waren wie Rosinen. Dann legte er sich auf die Pier und ließ das Licht der stecknadelkopfgroßen Sonne auf sich herunterscheinen. Vor seinem geistigen Auge sah er Bilder von Rachel und den Mondkindern, wie sie pflanzten und arbeiteten und studierten. Das Gefühl, Erika in seinen Armen zu halten; ihre Stimme am Tag zuvor, als sie ihm Befehle erteilt und Gehorsam von ihm gefordert hatte. Ali und Treesa, wie sie gemeinsam lachten und Scherze über Fischsuppe machten. Sonneneruptionen, Erdbeben und Waldbrände. Der Eruptionsableiter. Kinder. Früher einmal hatte er erwartet, eines Tages selbst Kinder zu haben. Er blinzelte und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen; er machte Pranayama-Atemübungen, sein Zwerchfell hob und senkte sich, und schließlich wichen all die Bilder von ihm. Hinter ihnen tat sich Leere auf. Und Einsamkeit.

KAPITEL 53
    UNTERTAN
     
    Rachel packte am nächsten Morgen ihre wenigen Habseligkeiten und schickte sie mit dem Lastenaufzug hinunter. Sie hätte selbst mitfahren können, doch der sanfte warme Wind führte sie in Versuchung; er war perfekt zum Fliegen. Über Camp Clarke gab es Aufwinde, die sie mit Leichtigkeit emporhoben. Während sie flog, überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf.
    Gabriel würde kalt werden. Eine noch größere Beaufsichtigung durch den Rat würde den Mondkindern nicht helfen, stärker an Entscheidungen beteiligt zu werden. Andrew hatte sich einen Ruf als mürrischer, aber kompetenter Reparaturtechniker für Leitungssysteme erworben. Rachel wusste, dass er hinter einem Großteil dessen steckte, was den Rat verärgerte und erzürnte. Andrew verfügte nicht über Helfer wie Astronaut oder Treesa und Ali, und so war er ungeschickter, wenn es darum ging, Versammlungen geheim zu halten, diskret zu kommunizieren oder dafür zu sorgen, dass seine Gefolgsleute bei der Stange blieben.
    Rachel hielt sich an die Abmachung, die sie mit ihm in der Wasserträger getroffen hatte. Der Rat würde durch sie nichts von seinen Aktionen erfahren.
    Warme Luft streichelte Rachel den Bauch und verlieh ihren Schwingen zusätzlichen Auftrieb, und sie ließ sich von ihr nach oben tragen. Niemand erwartete heute irgendetwas von ihr, außer dass sie ihr Wohnquartier wechselte.
    Sie kreiste über Camp Clarke. Unter ihr am Fuß des Kraters lagen einzelne rechteckige Lagerhäuser in einem weitläufigen eingezäunten Areal, das derart mit Verladerampen, Transporteinrichtungen und Plastikbeton zugebaut war, dass man fast kein Grün mehr sah. Weiter entfernt war in drei großen Lagerhäusern das Material untergebracht, das der Rat für den Teilchenbeschleuniger herstellen ließ – große Metallröhren, die aussahen wie hochmoderne Kanalrohre, die aber um etliche Zentimeter

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