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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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alles erzählt? Ihm noch mehr gegeben, worüber er wütend sein konnte? »Warte wenigstens noch ein paar Tage. Lass uns morgen darüber reden. Bitte, Andrew!«
    »Eine Menge Leute folgen dir, Rachel. Führ sie auf den richtigen Weg! Bestimmt weißt du jetzt, welcher Weg das ist.« Er drückte fest ihre Hand, dann zog er sie an sich.
    Rachel lehnte sich an ihn, fürchtete sich vor ihm und wollte dennoch die Verbindung. Wenn sie ihn gehen ließ – wenn er in dieser Stimmung loszog – würde unweigerlich etwas Schlimmes geschehen. »Andrew, bitte – unternimm noch nichts! Warte noch ab.«
    »Zum Abwarten haben wir keine Zeit mehr.« Er fühlte sich in ihren Armen angespannt an, als wollte er loslaufen, als wollte er augenblicklich etwas unternehmen, noch in dieser Minute.
    »Warte wenigstens bis morgen! Im Augenblick beobachten sie uns zu genau. Wir müssen uns einen Plan ausdenken.«
    »Das kann ich dir nicht versprechen. Ich habe das Warten so satt.« Er beugte sich hinunter und küsste sie; sein Mund presste sich hart und hungrig auf ihren, und zu Rachels Überraschung reagierte sie auf ihn, stieß ihre Zunge gegen seine Zähne, empfing ihn in ihrem Mund, umklammerte seinen Hinterkopf, krallte ihm ihre Finger ins Haar, um ihn in diesem Moment, in der Sicherheit dieses Augenblicks festzuhalten.
    Dann trat er zurück, wandte sich ab und ließ sie in der kalten Nachtluft stehen.
    Rachel sah ihm nach, fasste sich mit der Hand an ihre geschwollenen Lippen und hielt den Blick lange Zeit auf die Stelle geheftet, an der er in der Dunkelheit verschwunden war.

KAPITEL 59
    ÜBERGANG
     
    Rachel wanderte durch die Nacht. Die kastenförmigen Umrisse der Gewächshäuser dräuten schemenhaft hinter ihr in der Dunkelheit; sie ging weiter hinaus auf die offenen Felder. Sie wollte Abstand zwischen sich und Camp Clarke bringen. Auf den Feldern war es kalt und finster, und selbst der Anblick der Sterne bot ihr wenig Trost. Beim ersten Morgengrauen fand sie sich wieder zu Hause ein und stellte fest, dass Gloria noch immer am Küchentisch saß, wo sie, mit dem Kopf auf den Armen liegend, eingeschlafen war. Rachel schüttelte ihre Freundin an der Schulter und sagte leise: »Geh heim. Du musst nach deiner eigenen Familie sehen. Und danke für alles!«
    Gloria stöhnte und kam schlaftrunken auf die Beine. »Ich sollte Sarah mit zu mir nehmen«, murmelte sie.
    Rachel blickte hinüber zu ihrer halbwüchsigen Schwester, die bei Rachels Rückkehr wach geworden war und auf der Couch saß. »Sarah«, sagte Rachel. »Sarah, ich möchte, dass du Gloria nach Hause bringst. Bleib dort und sorg dafür, dass sie zum Frühstück etwas isst. Kannst du das tun?«
    Sarah nickte, rieb sich den Schlaf aus den Augen, räkelte sich und betrachtete liebevoll ihren Vater, der noch immer schlafend auf der Couch lag. »Er sieht schrecklich aus«, stellte sie fest.
    »Nun geht schon, ihr beiden!«
    Sarah und Gloria machten sich auf den Weg, und Rachel setzte sich zu ihrem Vater auf die Couch. Seine Haut sah aus wie das Papier, das Treesa aus Weizenstroh herstellte, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und Schatten lagen über den Höhlungen seiner Wangen. Rachel redete mit ihm, wie sie vor so vielen Lebensaltern auf der John Glenn mit der schlafenden Beth geredet hatte, und als niemand mehr im Zimmer war, erzählte sie ihm Geschichten darüber, wie großartig die Zuflucht werden würde, beschrieb das glänzende Innere und das Fährschiff, die Safe Harbor. Sie vermied es, von Jacobs Tod zu sprechen, doch sie erzählte ihm all ihre Geheimnisse – sie erzählte ihm von Untertan, von Treesa und Ali und Gabriel und selbst von Astronaut. Es war ein wunderbares Gefühl, mit ihm zu reden. Sie hatte immer Angst davor gehabt, diese Geheimnisse mit jemandem zu teilen, aber es war wunderbar, sie frei aus sich heraussprudeln zu lassen.
    Apollo sank weiter am Firmament hinunter. Harlekins rötliches Licht fiel durch das kleine Fenster über Franks Schlafstätte. Frank rührte sich, er streckte die Hand, an der die Finger fehlten, nach ihr aus und nahm ihre Hand in seine. Seine Augen waren vor Schmerz weit geöffnet, und der Stumpf, der einmal sein Daumen gewesen war, bohrte sich in Rachels Handfläche, als er fest zudrückte. »Ich bin stolz auf dich«, sagte er.
    Rachel wusste nicht, wie viel er mitbekommen hatte. »Ich hoffe nur, dass ich das auch verdiene«, flüsterte sie.
    »Das hast du längst«, versicherte er ihr.
    Sie dachte an die Dinge, die sie Andrew vermutlich

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