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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Bewuchs und Schösslingen, die kleiner und jünger wurden, als sie über die Arbeit von zwei Jahren hinwegflogen. Als Nächstes passierten sie die Grün- und Rottöne von Zyanobakterien und Schimmelpilzen: das Aussehen von Regolith, dem Leben eingehaucht wurde. Der Boden veränderte sich weiter zu einem Durcheinander aus Felsen und Sand; Streifen von Rot, Braun und Schwarz waren zu sehen, wo sich Erdschichten an der Oberfläche ungleichmäßig durchmischt hatten. Niedrige Hügelkämme und flache Krater zogen unter ihnen hindurch, nicht mehr als Sand und Stein. Rachel hatte von den Regolithwüsten gelesen und Bilder gesehen – Kilometer um Kilometer von totem Land, die darauf warteten, dass man sie zum Leben erweckte. Sie machten den größten Teil von Selene aus, und wenn man darüber hinwegflog, vermittelte Selene den Eindruck gewaltiger Größe. Rachel saß eingekeilt zwischen Harry und Ursula, und um nach draußen zu sehen, musste sie zu jeder Seite an einem von ihnen vorbeischauen.
    Sie flogen über eine der wenigen befestigten Straßen auf Selene hinweg. Die Sea Road führte durch trockenes, staubiges und felsiges Land und endete am Meer der Hammerschläge, ein Viertel des Wegs um Selene herum, von dem Punkt aus, an dem sie sich momentan befanden. Damals, als Aldrin noch von dem Atmosphärenzelt überdacht gewesen war, hatten Ratsleute die Straße benutzt, um mit schwerem Gerät zwischen dem Meer der Hammerschläge und Aldrin Wasserrohre zu verlegen. Heutzutage begünstigte Selenes gleichbleibend schwere Atmosphäre das Fliegen; der Rat hatte sie dahingehend konzipiert. Die zumeist unbenutzte Straße wirkte stillgelegt. Über lange Strecken war noch die glatte, glasig aussehende Straßenoberfläche zu sehen, die jedoch immer wieder über Dutzende Meter mit Sand zugeweht war. Wenn sie genau darauf achtete, konnte Rachel erkennen, wie die Beschaffenheit des Bodens mit der Menge an Verwehungen in Zusammenhang stand.
    »Wir sollten irgendwo landen und etwas essen«, schlug Ali vor.
    Gabriel legte das kleine Flugzeug in eine Kurve und hielt Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz.
    Durch die Enge der Kabine erscholl ein durchdringender Heulton. Die Armbandgeräte klingelten und piepten.
    Gabriel brachte das Flugzeug wieder in ebene Lage und beschleunigte scharf.
    Ali schaltete ihr Datenfenster auf einen neuen Suchlauf, starrte auf das Ergebnis und murmelte: »Wir haben Glück, dass wir nicht am Boden waren.«
    »Was ist los?«, fragte Harry.
    »Eruptionsalarm«, sagte Gabriel.
    »Wie viel Zeit haben wir?« Harrys Stimme zitterte nicht einmal.
    Gabriel antwortete ebenso ungerührt. »Zwei Stunden. Wir hätten diese Warnung viel früher erhalten sollen – Astronaut lässt offenbar nach.«
    Ein scharfer Schmerz fuhr Rachel durchs Bein, als sich Ursulas Finger in ihr Fleisch gruben.
    »Wir werden es nicht zurück schaffen«, sagte Harry.
    »Nicht dahin, wo wir hergekommen sind«, erwiderte Gabriel, dann fragte er, an Ali gewandt: »Der nächste Schutzbunker?«
    »Ich suche bereits!« Alis melodiöse Stimme klang auf fröhliche Weise sarkastisch.
    Rachel fühlte, wie ihr Atem flach und schnell ging; sie schloss die Augen und löste Ursulas Hand von ihrem Knie. Jedermann in Aldrin nahm regelmäßig an Alarmübungen teil, doch Rachel erinnerte sich nur an einen einzigen Fall, in dem die Strahlungsfront einer Eruption Selene tatsächlich getroffen hatte.
    Sie war damals noch sehr viel jünger gewesen, erst sieben Jahre alt. Sie konnte sich noch erinnern, wie sie neben ihrem Vater hergerannt war; wie er sie in einen unterirdischen Schutzraum im Zentrum von Aldrin hinuntergereicht hatte. Wie sie von fremden Händen an einen Ort hinuntergezogen worden war, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass er überhaupt existierte. Sie erinnerte sich, wie sie, gegen die Beine der Erwachsenen gedrückt, Mühe gehabt hatte zu atmen, bis sie schließlich aufgeschrien hatte und die Leute gerückt waren, um ihr Platz zu machen. Sie konnte noch immer hören, wie Frank nach ihrer Mutter gerufen hatte: »Kristin«, dann noch einmal lauter: »Kristin!«, wie sich die massive Tür geschlossen und Frank ihre Hand in die eines Nachbarn gedrückt, sie hart angesehen und ihr befohlen hatte, zu bleiben, wo sie war. An seinen Rücken, als er sich umwandte und sich zu der nunmehr geschlossenen Bunkertür durchgekämpft hatte. Daran, wie seine Fäuste gegen die schwere Tür gehämmert hatten, wie er sich umgeblickt und erst die Umstehenden

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