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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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würde?«
    »Wir alle wussten, dass du bestehen würdest. Die suchen sich zukünftige Anführer aus.«
    »Anführer?«
    »Nun, du siehst ja, wie viele Kinder es hier inzwischen gibt. Die Hälfte der Bevölkerung von Aldrin ist jünger als zwölf Jahre. Der Rat braucht Leute, um mehr anzupflanzen, um das zu pflegen, was schon vorhanden ist, und um neue Städte zu bauen. Irgendjemand muss später einmal diejenigen anführen, die im Augenblick noch jung sind. Deine Mom und ich wussten das, als wir dich in die Welt gesetzt haben.« Er machte sich am Herd zu schaffen. »Ich setze uns Suppe auf.«
    »Gut. Dad? Was denkst du über die Sache mit Andrew und meinem Baum?«
    »Ich weiß es nicht. Als ich noch ein kleiner Junge war, hat Trill Hain zweimal einen Wutanfall bekommen und seine Mutter geschlagen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich lebte er einfach nur oben auf dem Schiff. Ich habe nicht danach gefragt. Ich habe Trill nie vermisst. Er war gemein. Andrew ist sein Neffe.«
    »Er hat es als Scherz gemeint«, gab Rachel zu bedenken. »Es war grausam, aber niemand ist dadurch zu Schaden gekommen.«
    Frank rührte die Suppe um. Ein scharfer Geruch nach Zwiebeln und Gewürzen erfüllte den Raum. »Manchmal ist es schwer zu sagen, was die Ratsleute wütend macht und was nicht. Man muss bei ihnen vorsichtig sein. Liebes, wirklich kennen tust du nur Gabriel und Ali. Oh, du bist auch schon anderen begegnet, aber du hast nie wirklich mit ihnen gearbeitet.« Er lehnte sich zu Rachel herüber und lächelte leise. »Was weißt du über die Räte?«
    »Dass sie eine Welt für uns aufbauen! Ich weiß, dass sie von der Erde gekommen sind, auf der John Glenn, und sie haben Selene gemacht; sie haben sie neu erschaffen, damit wir hier leben können.« Rachel überlegte. »Ich weiß, dass wir nicht da sind, wo wir eigentlich sein sollten. Sie sind hierher gekommen, weil sie Probleme mit ihrem Sternenschiff hatten.«
    »Sie sind mächtig.«
    »Ja, aber ich mag sie, oder zumindest die meisten von ihnen. Sie sind interessant. Etwas, das man ergründen muss, wie ein Rätsel.« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Sie halten Dinge vor uns geheim.«
    Frank lächelte traurig. »Ja, das tun sie. Du weißt natürlich von dem geplanten Antimateriegenerator.«
    »Das ist kein Geheimnis. Die Räte brauchen Treibstoff für die John Glenn.«
    »Was also sind ihre Ziele?«, fragte er, während er ihr eine Schale Suppe brachte.
    »Selene zu begrünen. Für die Menschen hier einen größeren Stützpunkt zu bauen – für uns, für die Leute, die hier geboren sind. Dann kommt der Teilchenbeschleuniger um Selene herum. Er macht ihnen ihre Antimaterie –«
    »Ihr Ziel besteht darin, den Antimateriegenerator zu bauen, damit sie uns verlassen können«, stellte ihr Vater klar. »Ihre Ziele drehen sich nicht um uns. Nicht tatsächlich.«
    Rachel bekam ein hohles Gefühl im Magen. »Uns verlassen?«
    »Das ist ihr Plan.« Frank mied Rachels Blick; er schaute in seine Suppenschale.
    »Sie können nicht weggehen, ohne uns mitzunehmen! Wie sollen wir denn ohne sie leben?«
    »Das weiß ich nicht. Aber schließlich werden sie ja auch nicht von heute auf morgen von hier verschwinden.« Frank hielt den Blick immer noch gesenkt, und seine Stimme klang belegt und enthielt eine Spur Bitterkeit. »Also, geh ruhig mit zum Auspflanzen. Du bist fast erwachsen, und ich habe dir beigebracht, so viel ich kann. Nur denk daran, dass du – wie ich – auf ihr Geheiß hin hier geboren wurdest. Wir arbeiten für sie.« Er stand auf und drückte sie, um ihr eine gute Nacht zu wünschen. »Sei eine gute Schülerin. Halt Augen und Ohren offen. Tu, was man dir sagt. Vergiss das nicht! Vielleicht wirst du den Ratsleuten eines Tages nahe genug kommen, um mehr über sie zu erfahren.« Seine Gesichtszüge wurden weicher. »Jedenfalls würde ich Gabriel niemals ›Gabe‹ nennen.«
    »Ich werd dran denken.«
    Rachel spülte das Geschirr ab und machte sich selbst zum Zubettgehen fertig.
    In dieser Nacht fand sie erst spät Schlaf. In ihrem Kopf ging sie die Überraschungen, die der Tag gebracht hatte, immer wieder durch. Die Aufregung darüber, dass sie fortgehen würde, dass sie Orte sehen würde, die sie bislang nur vom Hörensagen kannte; die Sorge, dass ihr Dad einsam sein würde. Die Vorstellung, eine Anführerin zu sein. Am meisten von allem die Vorstellung, dass die Räte fortgehen würden. Fortgehen! Woher sollten sie und ihr Dad dann Gewürze bekommen, oder

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