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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Mondgeborene gingen wachsam die Dachkanten ab.
    »Hat Dylan dir schon geantwortet?«, fragte Rachel keuchend. Ihr Atem war noch immer beschleunigt von der Anstrengung des Fliegens. Sie rollte ihre Schultern vor und zurück, um die verkrampften Muskeln zu lockern.
    Harrys Stimme klang gebrochen, als er flüsterte: »Er hat gesagt, dass er mich liebt. Er hat nach dir gefragt. Er meinte, ich soll dich von dort fernhalten.«
    »Ich musste kommen«, sagte sie. »Du bist schließlich auch hier. Du verstehst es.«
    Harry wandte ihr sein Gesicht zu. Hatte er geweint?
    »Ja. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als zuzusehen. Ich habe Angst … Angst, dass ich mit ansehen muss, wie mein Junge da unten stirbt.«
    Rachel schluckte schwer, denn sie wusste, dass es durchaus so kommen konnte.
    Bruce gesellte sich zu ihnen; er bewegte sich vorsichtiger als Rachel und ließ sich auf der gegenüberliegenden Seite des Felsens in einer Mulde nieder, die ihn davor bewahren würde, über die Kante zu fallen. Er schaute zögernd hinunter und deutete dann zum Lagerhaus. »Da tut sich irgendetwas!«
    Sie befanden sich hoch genug, dass die Menschen unter ihnen klein wirkten. Rachel kniff die Augen zusammen. Sie konnte eine Frau erkennen, bei der es sich um Liren handeln musste, und die, gefolgt von weiteren Räten, auf das Lagerhaus zumarschierte. Rachel stand auf und bewegte sich langsam rückwärts, den Blick weiter auf die winzige Gestalt der voranschreitenden Hohen Ratsfrau gerichtet. Lirens Gegenwart würde unweigerlich zu einer Katastrophe führen. Harry hielt Rachel am Arm fest. »Was hast du vor?«
    »Ich hole meine Schwingen.«
    Harry drückte sich hoch und kam unsicher auf die Beine. »Geh nicht da runter.«
    In ihrem Ohr rief Untertan ebenfalls: »Nein!«
    »Ich muss!«, entgegnete Rachel.
    »Ich wäre selbst gegangen, aber ich … ich hatte Angst. Und was hätte ich schon ausrichten können?« Harrys Stimme klang hektisch und ein wenig wild. »Wenn du da hinuntergehst, wirst du sterben. Wir brauchen dich, Rachel! Ich brauche dich! Ich versuche, Dylan zu erreichen. Hier – schick ihm eine Nachricht! Vielleicht können wir ihn gemeinsam dazu bewegen, dass er herauskommt.«
    Ein Blick in Harrys Gesicht sagte Rachel, dass er nicht bereit war zu hören, dass sein Plan nicht funktionieren würde; dass er nicht funktionieren konnte. Jetzt, da er sich einem Ziel verschrieben hatte, würde Dylan weder wanken noch weichen.
    Während Rachel die Gurte des Schwingengestänges an ihrem Bizeps festzog, blickte sie hinunter. Es war richtig, dort hinunterzugehen. Sie selbst hatte dies alles ausgelöst; sie hatte Andrew die Informationen geliefert, die ihn zu dieser Aktion getrieben hatten. Und sie hatte es besser gewusst, sogar schon, als sie ihm davon erzählt hatte.
    Bruce stand ebenfalls auf und kam ihr hinterher.
    »Nein«, rief sie und hob abwehrend die Hand. »Bleib bei Harry! Er braucht dich. Außerdem hast du selbst eine Familie, die du beschützen musst. Schaff alle in die Zuflucht. Sag ihnen nicht, wo ich bin – du kannst davon ausgehen, dass alles, was du sagst, aufgezeichnet wird.«
    Bruce bückte sich, um seine Schwingen aufzuheben. Er erwiderte Rachels Blick, hielt die Schwingen locker in einer Hand, machte jedoch keine Anstalten, sie anzulegen. »Wir Erdgeborenen haben euch ebenso unwürdig behandelt wie die Räte.«
    Sein Blick war von Schuld erfüllt wie von einer tiefen Dunkelheit. Das also war der Grund, weshalb er ihr gefolgt war. Langsam und mit Nachdruck fuhr er fort: »Entweder du bleibst, oder ich komme mit.«
    »Nein, Bruce. Deine Leute sind noch nicht in diese Sache verstrickt. Du kannst dir das nicht leisten.« Bitter setzte sie hinzu: »Ich bin nur eine Mondgeborene. Wenn du dich aus dieser Sache heraushältst, wirst du vielleicht imstande sein, meiner Familie zu helfen. Also, pass für mich auf Harry auf.« Sie spürte ein Würgen in der Kehle. »Und auf Sarah. Sie ist die Einzige aus meiner Familie, die im Augenblick in Sicherheit ist. Hilf mir und sorg dafür, dass es auch so bleibt.«
    Rachel sah Harry in die Augen. »Und für dich gilt das Gleiche. Kümmere dich um Sarah. Bring dich selbst in Sicherheit. Du hast Familie – Gloria, Miriam und Beth. Sie sind auf dem Weg zur Zuflucht. Ich habe niemanden außer Sarah, der nicht schon in diesen Kampf verwickelt ist – ich muss sicher sein können, dass es Sarah gutgeht; dass jemand auf sie aufpasst. Ich werde versuchen, Dylan zu schützen. Ich werde tun, was mir

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