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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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unheimliches Gefühl, sich hier unten unter dem Meer aufzuhalten, ohne Bilder vom Land über sich. Ohne Verbindung zu Selene.
    Rachel musste dabei an die Toten denken. Für Dylan und Andrew konnte man nichts mehr tun, aber man hätte sie dort wegschaffen sollen. Wieso hatte sie nicht darauf bestanden? Sie hätte darauf beharren sollen. Wenigstens würden sie nicht verrotten. Die Strahlung würde sie mumifizieren.
    Um sie herum wirbelten Gespräche; Spekulationen und Äußerungen von Sorge … Gabriel hatte aufgehört, sich über Untertan und Astronaut aufzuregen, doch sie spürte, dass dieses Thema noch nicht abgeschlossen war.
    Sie hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren; ihre Gedanken waren verschwommen und unklar.
    Eine Stunde verging. Die Gruppe war beinahe ebenso still geworden wie die sie umgebenden Datenfenster. Rachel hatte keinen Kontakt mehr mit Untertan.
    Ali massierte Gabriels Schultern. Sie flüsterte: »Ruh dich aus. Du kannst im Moment sowieso nichts tun, und außerdem bist du gerade erst warm geworden.«
    »Ich werde es versuchen. Aber warst du nicht erst kurz vor mir wach und bist schon zur John Glenn und wieder hierher zurückgeflogen?«
    Rachel sah Ali nicken, konnte allerdings nicht hören, was sie Cabriel ins Ohr sagte.
    Alle sahen erschöpft aus. Rachel überlegte kurz, ob sie etwas darüber sagen sollte. Sie war nur zu müde, um den Mund aufzumachen.

KAPITEL 72
    BESUCHE IM FEGEFEUER
     
    Als Rachel Stunden später aufwachte, lag Ali schlafend mit dem Kopf auf dem Tisch; sie benutzte ihre Arme als Kopfkissen, und ihr langer Zopf berührte beinahe den Boden. Gabriel war in seinem Stuhl eingeschlafen. Er sah furchtbar aus: abgespannt, leer und ausgelaugt. Rachel hatte einen Geschmack im Mund, der in etwa Gabriels Aussehen entsprach. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Treesa lehnte leise schnarchend an Johns Schulter. Das Netz aus Falten, das sich von ihren Augen- und Mundwinkeln ausfächerte, schien in ihr dünner werdendes graues Haar überzugehen. Johns Blick war glasig, als er auf die Datenreste starrte, die noch ihren Weg auf die Monitore fanden.
    »Hey«, sagte sie. »Guten Morgen.«
    John fuhr zusammen. Er musste Treesa festhalten, damit sie nicht mit dem Kopf herunterrutschte, und Treesa erschauderte, wachte jedoch nicht auf. John sah Rachel an, und seine Mundwinkel verzogen sich in einem winzigen Lächeln, das nicht bis in seine Augen reichte. »Ein schwerer Tag und eine ebenso schwere Nacht, stimmt’s? Ganz besonders für dich.«
    Rachel zuckte die Achseln.
    Die Tür wurde aufgeschoben. Beth steckte den Kopf herein. Als sie Rachel sah, stieß sie die Tür zur Gänze auf und rannte zu ihr. Hinter Beth kam Sarah hereingestürmt. Als sie von mehreren Umarmungen zugleich umschlossen wurde, fühlte Rachel ein kleines bisschen zerbrechlicher Freude.
    Gabriel lächelte den dreien müde zu. Rachel erwiderte das Lächeln, und dann nahm Beth Rachels Kopf zwischen ihre gewölbten Handflächen. Ihre warmen braunen Augen blickten voller Besorgnis suchend in Rachels Gesicht, und sie fragte: »Bist du okay?«
    Rachel dachte kurz darüber nach. »Ich bin in Ordnung.«
    Beths eigenes Gesicht wirkte zerknittert, und ihre Augen waren vom Weinen rot umrandet. Rachel fragte: »Hat Harry die Zuflucht erreicht?«
    Sarah nickte. »Er hat gesagt, du hättest ihm aufgetragen, dafür zu sorgen, dass es mir gutgeht. Ihm selbst geht es allerdings nicht allzu gut. Er redet andauernd mit sich selbst. Gloria ist bei ihm. Hast du eine Ahnung, wo Justin abgeblieben ist?«
    Rachel verzog das Gesicht. »Sie haben ihn aufs Schilf mitgenommen.«
    Der Blick in Sarahs Augen wurde einen Moment lang unsagbar traurig, dann lächelte sie leise. »Harry hat uns erzählt, was du getan hast. Er sagt, du warst sehr mutig.«
    »Hat er dir auch gesagt, dass ich Andrew umgebracht habe?«
    Beth schob ihre Hand in Rachels und drückte sie. »Er hat gesagt, dass du nicht anders konntest. Dass Gabriel sonst gestorben wäre.« Beth warf einen Blick zu Gabriel hinüber. »Ich weiß noch, wie Gabriel mich vom Feuer weggetragen hat.«
    Sarah fuhr fort: »Harry sagt, du hast uns alle gerettet. Dass, wenn Andrew noch mehr Leute umgebracht hätte, wir jetzt vermutlich alle tot wären. Er sagt, du hast Justin gerettet.« Dann nahm auch Sarah Rachel bei der Hand. »Wir wissen, was mit Dylan passiert ist.«
    Rachel streckte den Arm nach Beth aus und zog sie an sich. Sie bemerkte, dass ihren Freundinnen Tränen über das Gesicht

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