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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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gearbeitet, wie sie nur konnten, haben Schichtdienst geleistet, und ich habe gejätet und gewässert und beobachtet.
    Ich hatte immer noch mein nachrichtentechnisches Können, und so habe ich von meinem kleinen Gartenhäuschen aus fast alles belauscht, was irgendwer zu irgendjemandem an Bord gesagt hat. Entweder hat es niemand bemerkt, oder es hat niemanden gekümmert. Genau das habe ich über Jahre hinweg getan – ich habe alles mitgehört und beobachtet, so viel ich nur konnte. Ich habe kaum jemals mit den Menschen geredet – ich habe sie nur beobachtet. Sogar … sogar Sitzungen des Hohen Rates.« Sie schwieg kurz und ließ den Blick durch den Raum wandern, und Gabriel kam nur langsam zu Bewusstsein, von wie vielen einsamen Jahren hier die Rede war.
    »Und irgendwann musste ich dann schließlich mit irgendjemandem in Kontakt treten. Ich habe mir die KI ausgesucht. Ich wusste nicht, ob ich wirklich damit fertig werden würde, mit anderen Menschen zu sprechen. Das alles hat stattgefunden, bevor Rachel hoch auf die John Glenn gekommen ist.
    Nun, Astronaut wurde mir ein guter Freund, und er war mir auch eine ziemliche Hilfe. Gemeinsam haben wir uns überlegt, wie wir mir – und ihm – zu mehr Daten verhelfen konnten. Er … er hat mit mir geredet. Jahrelang. Er hat an mir gearbeitet, mir geholfen, an einen Punkt zu kommen, an dem ich wieder ein wenig besser mit der Realität umgehen konnte; an dem ich meine Verluste akzeptieren konnte. Er versteht Emotionen nicht. Um mit ihm zu reden, musste ich über meine Gefühle hinwegkommen, und ich war so einsam … mit irgendjemandem musste ich reden.« Treesa nahm Johns Hand und drückte sie. Er stand auf und holte ihr ein Glas Wasser. Sie trank und wandte sich dann wieder Gabriel zu. »Und so ist es gekommen, dass ich am Ende euch und den Kindern von Selene helfen wollte – besser gesagt, uns und unseren Kindern – einander besser zu verstehen. Ihr habt euch auf einem Kollisionskurs miteinander befunden. Du konntest Selene nicht erschaffen ohne sie zu lieben, du konntest sie nicht sicher machen, aber du konntest auch nicht zulassen, dass zu viel von dem, wovor ihr weggelaufen seid -wovor wir alle von der Erde geflohen sind –, hier losgelassen wird. Es gab keine guten Alternativen – nicht nach dem, was wir im Solsystem hinter uns gelassen haben. Ich wusste seinerzeit keine Lösung; heute weiß ich immer noch keine. Ich glaube, die musst du selbst finden – wir alle müssen sie finden. Und ich musste dabei helfen, zumindest, indem ich den Menschen geholfen habe, die Herausforderungen zu erkennen. Astronaut und Untertan haben das gleiche Problem wie die Mondgeborenen. Sie besitzen kein Mitspracherecht.«
    Gabriel brachte es nicht fertig, noch länger zuzuhören. Er verspürte den Drang, sich zu bewegen, wäre gerne auf und ab gelaufen, doch der kleine Raum hatte sich inzwischen gefüllt, und es war so gut wie kein Platz mehr. Er fühlte sich eingezwängt. »Es hat seinen Grund, dass wir den KIs kein Mitspracherecht einräumen! Sie haben bei uns ihren festen Platz. Und es ist ein nützlicher Platz, aber eben kern freier Platz. Ich arbeite die ganze Zeit über mit Astronaut. Ich mag Astronaut. Aber ein Wesen, das über eine derartige Wissensmenge verfügt, kann einen zu großen Schaden anrichten. Die KIs lieben uns nicht -das können sie gar nicht.« Er schloss die Augen, außerstande, das ganze Ausmaß ihrer Unschuld, ihres blinden Vertrauens zu erfassen. Sie hatten die vollständige Kopie einer KI als eigenständiges Wesen freigesetzt. Es lebte in der Wasserträger, doch Selene war von zahllosen Kommunikationskanälen überzogen, und umfangreiche Datenströme flössen zwischen der Wasserträger und der John Glenn hin und her. Das gesamte System beherbergte die Persönlichkeit dieses Wesens.
    Gabriel erschauderte. »Erinnert ihr euch nicht mehr, wie wir zugelassen haben, dass wir von ihnen abhängig wurden? Sie waren für unsere Lebenserhaltung auf Monden und Sternenschiffen verantwortlich, und dann … dann haben sie uns den Dienst aufgekündigt. Wie konntet ihr ein solches Risiko eingehen, ohne uns mit einzubeziehen?«
    John betrachtete ihn mit abschätzendem Blick. »Diese KIs waren verrückt geworden. Sie waren genial aber fehlerhaft, und sie haben sich gelangweilt. Ich habe mich kundig gemacht. Hier auf Selene sind unsere Ziele deckungsgleich. Sowohl Astronaut als auch Untertan brauchen uns lebendig, wenn sie überleben wollen. Ich glaube, in dieser Hinsicht sind

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