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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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konnte einfach nicht sein; nicht wirklich. Alles hatte sich verändert. Sie selbst hatte sich verändert.
    Es gab nichts, über das sie nachdenken wollte – nichts mehr, was wirklich eine Rolle spielte. Selbst Justin erschien ihr zurzeit nicht sonderlich wichtig; er war nicht tot, im Gegensatz zu Dylan, Jacob und ihrem Dad. Und Andrew. Sie zuckte vor dem Gedanken zurück. Es war wohl besser, im Moment nicht über Andrew nachzudenken.
    Rachel dachte an das, was Treesa vorhin gesagt hatte – darüber, ein Lebensziel zu haben; den anderen zu helfen. Treesas Hilfe hatte Rachel an einen Punkt geführt, an dem ihr beinahe ebenso wenig Familie geblieben war wie Treesa selbst. Nur, dass Treesa jetzt John hatte. Rachel atmete tief in den Bauch hinein, bediente sich der Techniken, die Gabriel ihr beigebracht hatte. Zuerst fand sie das Gefühl von Einsamkeit, die mit dem Atem zusammen in ihr aufstieg, gefolgt von kaltem Zorn, bei dem sich ihr die Wirbelsäule durchstreckte. Hinter dem Zorn kochte Abneigung, und sie atmete sie aus sich heraus. Es bedurfte einer Menge Atemzüge, doch schließlich war sie leer; sie wandte ihre Aufmerksamkeit nach innen, in sich hinein, trachtete danach, das Ziel hinter ihrem Zorn freizulegen. An jenem ersten Tag im Garten hatte Treesa mit ihr über Bestimmung gesprochen. Treesa hatte gesagt: »Ich weiß, was für eine Rolle du noch zu spielen hast – du musst zwischen uns allen die Brücke bilden.« Es war tatsächlich das Einzige, an dem Rachel noch etwas lag. Sie stellte sich eine Brücke vor, die die John Glenn und Selene miteinander verband, die von den Ratshöhen bis zur Zuflucht verlief-eine Brücke, die anstelle des Antimateriegenerators den Mond umschloss.
    Sie hatte keine klare Vorstellung davon, wie man ein derartiges Gebilde bauen konnte, sie wusste nur, dass es eine Brücke der Beziehungen war. Liren hatte von Anfang an dagegen opponiert, hatte sich ihr in den Weg gestellt und den gesamten Hohen Rat hinter sich gebracht. Was konnte Rachel jetzt dagegen unternehmen? Sie hatte Helfer auf ihrer Seite, und sie hatte Liren das Leben gerettet. Sie runzelte die Stirn, dachte über Liren nach, darüber, wie sie sie nach der Versammlung des Hohen Rates, auf der John versucht hatte, sie abzusetzen, verängstigt und weinend vorgefunden hatte. Darüber, wie Lirens Gesicht ausgesehen hatte, voller Wut, aber zerknirscht und reuevoll, als Gabriel ihr befohlen hatte zu gehen – den beiden Räten und Justin zu folgen und auf die John Glenn zurückzukehren. Liren hatte getan, was Gabriel verlangt hatte, obwohl sie dem Hohen Rat angehörte. Signalisierte das bereits ein ausreichendes Maß Veränderung?
    Den beiden KIs kam ebenfalls ein Platz irgendwo auf dieser Brücke zu. Was hatte Treesa sonst noch gesagt? Irgendetwas darüber, dass Gabriel ebenfalls noch etwas lernen musste – darüber, Selene ein Herz zu geben.
    Rachel nahm die Unterhaltung um sich herum nur mit halbem Ohr wahr, während die anderen den Verlauf des Sonnensturms verfolgten. »Ein geomagnetischer Sturm – der schlimmste, den wir jemals hatten.«
    »Behalt mal die Kameras im Norden und im Süden im Auge -wir müssten eine spektakuläre Aurora zu sehen bekommen.«
    »Wir haben gerade einen Satelliten verloren.«
    »Die Strahlungsmesswerte von der Oberfläche sind hoch. Wird es schlimm genug werden, um die Nahrungsmittelvorräte in Mitleidenschaft zu ziehen?«
    »Wir haben letzten Monat zusätzliche Abschirmung für die Silos fertig gestellt.«
    »Wird vermutlich Auswirkungen auf die Pflanzen im Freien haben.«
    Rachel regte sich. Sie wusste, dass der John Glenn nichts passieren würde. Und das andere Schiff – die Wasserträger? War es dort, wo sich Untertan aufhielt, sicher? Sie fragte nach.
    Untertan antwortete: »Der Ort, an dem ich residiere, ist sicher. Das Gleiche gilt für die Leute aus Aldrin, die hierher gekommen sind. Wir werden vielleicht eine Zeit lang unsere Sprechverbindung verlieren. Das hängt davon ab, wie viel von der Strahlung die Atmosphäre durchdringt.«
    »Verstehe …«
    Rachel spitzte die Ohren, versuchte, den Einschätzungen der anderen genauer zuzuhören, um sich ein Bild davon zu machen, wie ernst die Lage für Selene war. Um über Brücken nachzudenken würde sie später noch Zeit haben. Nach dem Abklingen der Strahlung. Sie gähnte.
    Zehn Minuten später fiel die Kommunikationsverbindung nach Aldrin aus, und die Datenfenster wurden dunkel. Camp Clarke folgte nur Augenblicke später. Es war ein

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