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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Schal aus schwarzer Spitze um die Hüften gebunden. Der einzige Farbtupfer in ihrer Aufmachung waren die ziegelroten Bänder, die sie in die vier Zöpfe, in denen sie ihr Haar trug, eingeflochten hatte. Rachel schaute zweimal hin; Liren war nicht zugegen.
    »Guten Morgen«, sagte Erika zur Eröffnung. »Zweck dieser Versammlung ist es, Rachel Vanowen die Gelegenheit zu einer Stellungnahme hinsichtlich der Rolle der Mondgeborenen bei den gestrigen Aktionen zu geben.« Erika sah Rachel direkt an -ein eindringlicher, fragender Blick. »Rachel, kannst du die Kinder von Selene repräsentieren? Kannst du für sie sprechen?«
    Rachel schluckte. »Das kann ich.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das war alles so förmlich!
    Kyu lächelte wieder, und es sah aus, als wollte sie Rachel Mut machen; es war in dieser Situation schwer zu sagen, doch Rachel ließ ebenfalls ein halbes Lächeln sehen und hoffte, Kyu würde wissen, dass es ihr galt. Rachel hatte ein hohles und flatteriges Gefühl im Magen, als würde ihr gleich übel werden. Eine Hand legte sich verstohlen über ihre. Gabriels Hand. Rachel musterte ihn mit einem schnellen Seitenblick. Er schaute unverwandt geradeaus, sah direkt Erika an, doch er hielt Rachels Hand in der seinen, und auf der anderen Seite die von Ali. Treesa griff nach Rachels anderer Hand, und sie und John hielten sich bereits an den Händen. Rachels Blick folgte der Kette den Tisch entlang, von einem Ende zum anderen und wieder zurück. Sie war vollständig. Gabriel hatte den Anstoß gegeben. Und der Hohe Rat konnte es sehen – eine Geste der Solidarität. Zum ersten Mal entspannte sich Rachel und schöpfte ein wenig Kraft aus der Unterstützung ihrer Freunde.
    Sie sagte: »Captain Erika –«
    »Einen Augenblick noch«, wandte Erika ein. »Ma Liren ist verhindert und kann an der Sitzung nicht teilnehmen, aber sie wünscht eine kurze Stellungnahme abzugeben. Wirst du sie anhören?«
    Rachel blickte zu den anderen, nahm deren Nicken wahr. »Natürlich«, erwiderte sie und wappnete sich innerlich.
    Das neue Datenfenster zeigte Ma Liren, gekleidet in die gleiche ordentliche Uniform wie der Rest des Hohen Rates. Ihr Haar war mit Akribie und Genauigkeit zu einer Woge frisiert. »Das Folgende betrifft uns alle«, verkündete sie, »Räte, Erdgeborene, Mondgeborene, und insbesondere den Hohen Rat. Wir benutzen den Ausdruck ›missgestimmt‹«, – dabei fuhr sie mit beiden Händen durch ihr sorgfältig toupiertes Haar und hinterließ ihre Frisur in einem Chaos. »›Missgestimmt‹! Ein wunderbares Wort, aber zweckdienlicher wäre es, auf etwas Älteres zurückzugreifen. Früher sagte man schlicht und einfach ›verrückt‹.
    Man kann uns keinen Vorwurf machen. Wir hatten einen Plan, neben dem sich jede vorangegangene menschliche Anstrengung ausnimmt wie eine Vorschulübung in Quantenmechanik. Wir haben uns alle miteinander mausetot einfrieren lassen, im hehren Glauben daran, dass schon alles funktionieren werde. Und was wir beim Erwachen vorgefunden haben, war eine radioaktiven Hölle und ein sterbendes Schiff. Wir haben getan, was wir konnten – was wir tun mussten –, aber wer kann uns einen Vorwurf machen, wenn wir darüber ganz und gar verrückt geworden sind?
    Wir wollten Antimaterie an einem Ort erzeugen und lagern, wo Andrew Hain an sie hätte herankommen können!
    Ja, ich weiß, Andrew ist tot. Wer wüsste das besser als ich? Aber ich habe ihm in die Augen gesehen. Er wollte mich töten. Sicher wollte er das, wieso auch nicht? Aber er war auch selbst bereit zu sterben. Als wir ihm einen Traktor überlassen haben, hat er ihn dazu benutzt, unsere Anpflanzungen auf Selene zu verwüsten. Was hätte er mit unserem Nano angefangen, wenn er die nötige Zeit gehabt und Star ihr Wissen durch Folter entlockt hätte? Was hätte er mit zehn Kilogramm Antimaterie angestellt?
    Ich habe ihn sterben sehen, zuckend wie ein Lachs am Haken. Vor einem Vierteljahrhundert hätte ich ihn tiefgekühlt! Das war verrückt, und es tut mir leid. Wir können nicht Tausende von Andrews einfrieren. Dazu müssten wir die Hälfte der Erdgeborenen auftauen.« Liren zog sich erneut mit einer wilden Bewegung die Fingernägel durchs Haar. »Was wir allerdings beinahe auch so geschafft haben!
    Wir haben uns Sklaven erschaffen. Sklaverei bringt Andrews hervor.
    Wir können nicht. Können nicht! Hören Sie mir auch gut zu? Wir können nicht auf Selene einen Antimateriegenerator samt Antimaterielagerungssystem und

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