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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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deinen Beitrag als Ansprache zu strukturieren und sie gebeten, einfach nur zuzuhören. Ich habe keine Ahnung, was sie letztendlich tun werden.«
    Rachel lehnte sich vor und schaute den Hang jenseits der Mauer hinunter. Der steile Abstieg hinunter zum Meer war von Felsen übersät – gezackte Zähne in der Beinahe-Dunkelheit. »Bevor ihr von hier weggehen könnt, brauchen wir die KIs. Wir brauchen Untertan. Und ich will nicht, dass auch nur einer von beiden stirbt.«
    »Stirbt?«
    »Noch einmal von vorne anfangen muss. Ich möchte, dass sie ihre Erinnerungen behalten. Ich will, dass sie uns kennen. Untertan identifiziert sich mittlerweile mit uns, und … ich mag Untertan. Ich hatte befürchtet, dass er mich dort unten verraten würde – dass er mich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen lassen würde. Aber das hat er. Er hat mir geholfen, obwohl er mit meinem Vorgehen nicht einverstanden war.«
    Treesa nickte. Rachel konnte den langsamen, ruhigen Atem der älteren Frau hören. Die feuchte Nachtluft roch nach Wasser und toten Algen, die durch die Strahlungsintensität der Eruption verbrannt waren.
    »Ich habe Angst«, sagte Rachel.
    »Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Du kannst deine Angst nutzen, damit sie dich stark macht.« Treesa machte eine Drehung seitwärts und sprang federnd auf den Weg, ebenso agil wie Rachel. »Bleib hier draußen und denk darüber nach, was du sagen willst. Es gibt niemanden sonst, der die Mondgeborenen repräsentieren könnte. Morgen wirst du einfach auf dich selbst vertrauen müssen. Wir alle unterstützen dich, und Kyu tut das auch. Das macht schon fünf gegen drei.« Sie lächelte auf Rachel hinunter, jenes ruhige warme Lächeln, das Rachel gern in sich selbst gefunden hätte.
    Die frühmorgendliche Luft war kühl und ein wenig neblig, und sie weckte sie mit ihrer Berührung. Rachel stand auf und lief murmelnd umher, probierte aus, was sie sagen wollte. Sie hatte einen Entwurf im Kopf, doch der genaue Wortlaut kam jedes Mal, wenn sie es versuchte, anders heraus. Es war wichtig, Dylans Tod eine Bedeutung zu geben, Andrews Tod eine Bedeutung zu geben. Ihr Verstand scheute davor zurück, sich mit diesem letzten Teil zu befassen. Sie hatte Andrew ermordet. Genauso wie Angehörige des Rates Jacob ermordet hatten. Unfälle. Eine Chance auf Vergebung lag in diesem Gedanken. Sie musste dafür sorgen, dass ihr Tod eine Rolle spielte.
    Sie ging den Pfad entlang, blieb an der niedrigen Mauer stehen, auf der sie und Treesa tags zuvor gesessen hatten, schaute zur Zuflucht hinüber, und dann hinunter auf Camp Clarke. Sie trug den kleinen Baum bei sich, den ihr Vater ihr vor so vielen Jahren geschnitzt hatte, und drehte ihn wieder und wieder in ihrer Hand herum. Ihr Vater war an Altersschwäche und am Schock gestorben, aber er war auch gestorben, weil der Rat ihm die notwendigen Mittel zum Weiterleben verweigert hatte. Und irgendwie war es nun an ihr, die Zukunft der Mondgeborenen zu sichern. Alles, was sie seit Jahren getan hatte, war auf diesen Moment an diesem Morgen hinausgelaufen.
    Jemand war in der Küche zugange. Rachel steckte den Baum in die Tasche, ging hinein und half Treesa beim Zubereiten von Kaffee und Frühstück, dankbar, dass sie etwas zu tun hatte. Noch fünf Minuten, dann würden sie vom Schiff hören. Rachel atmete ruhig ein und aus, doch ihre Nerven beruhigten sich nicht. Gabriel lief auf und ab. Ali saß in einer Ecke und bürstete sich das Haar mit langen, gleichmäßigen Strichen. John und Treesa standen Arm in Arm beieinander, blickten hinunter auf das Meer der Zuflucht und unterhielten sich im Flüsterton.
    Treesa löste sich von John und kam herüber, um Rachel eine Hand auf die Schulter zu legen, dann nahm sie ihren Platz ein. Alle setzten sich an den Küchentisch, Rachel in der Mitte, Gabriel und Ali auf der einen Seite, John und Treesa auf der anderen. Damit war eine Seite des Tisches vollständig besetzt.
    John öffnete ein Datenfenster. Es würde kurze Verzögerungen im Wortwechsel geben; die übliche Latenzzeit zwischen der John Glenn und Selene. Von der anderen Seite aus wurde die Verbindung hergestellt.
    Der Hohe Rat hatte sich für den Hauptkonferenzraum entschieden. Erika saß in der Mitte zwischen Cläre und Kyu, Rieh auf der anderen Seite neben Cläre. Erika, Cläre und Rieh sahen erfrischt aus und trugen eine schlichte Uniform. Kyu war zurückhaltender gekleidet als gewöhnlich; sie trug einen schlichten, hautengen schwarzen Anzug und hatte sich einen

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