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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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informieren. Es ist sowieso höchste Zeit, dass er hier heraufkommt.« Gabriel war gefühlsmäßig viel zu eng mit Selene verbunden.
    »Was bereitet Ihnen Sorge, Liren?«
    »Übermittle Gabriel die Anweisung, zur nächsten Zusammenkunft des Hohen Rates hier heraufzukommen. Und solange ich dich nicht ausdrücklich auffordere, mit mir zu sprechen, hältst du die Klappe!«
    Augenblicklich herrschte Schweigen. Wäre Astronaut ein Mensch gewesen, dann hätte sie angenommen, er sei beleidigt. Sie würde jedenfalls den Teufel tun und sich um die Gefühle einer KI sorgen …
    Sie brauchte Ablenkung!
    So vieles hatten sie auf der Erde zurückgelassen! Doch wenigstens waren die Künste mit ihnen gekommen. Gabriel sang. Ali webte. Kyu schmückte sich selbst. Skulpturen zierten den Garten und die Gemeinschaftsbereiche des Schiffes. Liren befürwortete Kunst. Sie rief ihr Journal auf und arbeitete bis spät in die Nacht hinein; sie schrieb eine Geschichte über Ymir, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit der Leute zurück auf ihr wahres Ziel zu lenken. Ihr Magen kam nicht zur Ruhe. Die richtigen Worte wollten einfach nicht den Weg in ihr Datenfenster finden.
    Sie versuchte es mit Haiku. Oft halfen ihr die knappen Zeilen, ihre Mitte zu finden. An diesem Abend jedoch weigerte sich selbst schlichte Poesie, für sie zu erblühen. Liren rollte sich auf ihrer weißen Couch zusammen und zog die schwarze Decke über sich.
    Sie drehte und wälzte sich herum und sank alsbald in einen altbekannten Traum. Die John Glenn befand sich noch auf Parkposition in der Erdumlaufbahn und wartete darauf, zu ihrer Basis in der Nähe des Uranus aufzubrechen, um sich dort zu einem Rendezvous mit ihren Schwesterschiffen, der Leif und der Lewis & Clark, einzufinden. Sie – der Hohe Rat, 15 Mitglieder des Obersten Rates der Menschheit – hatten die Schiffe selbst finanziert. Sie hatten ihre Ersparnisse aufgelöst, Großkonzerne verkauft. In Lirens Traum befanden sie sich mit ihrem kleinen Schiff wieder im Anflug auf den großen Fernraumer und mussten dabei einem Kader von Mensch/Maschinen-Hybriden in wendigen Raumflugzeugen ausweichen, die darauf aus waren, an Bord der ersten interstellaren Schiffe, die je gebaut worden waren, Platz für ihresgleichen zu erzwingen. Ma Liren als Kopilotin setzte ihren Verfolgern ihren menschlichen Einfallsreichtum entgegen. Ein Schiff war bereits zurückgeblieben – zehn Menschen, die es nicht mehr auf die John Glenn schaffen würden. In ihrem Traum sah sie, wie die Tore der Schleusen, die sie angesteuert hatte, zuschlugen und sie aussperrten.

KAPITEL 5
    DAS MEER DER HAMMERSCHL ÄGE
     
    Anderthalb Tage nach der Eruption stand Gabriel mit Ali und den Schülern am Rand des Kraters, der das Meer der Hammerschläge einfasste. Der Horizont war nur beinahe eine flache Wasserlinie – die höchsten Stellen des gegenüberliegenden Kraterrandes lugten über das Meer hinweg, weit entfernt und zackig wie Zähne. Gabriel liebte diesen Ort. Das Meer war ein abenteuerlicher Mechanismus, sehr viel kontrollierter, als es den Anschein hatte, und doch wartete es oft mit Überraschungen auf.
    Der Kraterrand selbst war instabil. Zehn Grad entfernt von ihnen löste sich auf der Innenseite des Kraters ein Felsen und stürzte in die Tiefe. Ursula deutete mit zitternden Fingern in die entsprechende Richtung. Gabriel beobachtete, wie der Felsen mit übertrieben wirkender Langsamkeit die ausgezackte Schräge hinunterhüpfte und unten ins hellblaue Wasser klatschte; ein winziger Ball, anmutig in der niedrigen Schwerkraft. »Das war schön!«, sagte Ursula.
    »Diese Felsen«, teilte Gabriel ihr mit, »sind so groß wie die Pflanzmaschinen, auf denen ihr fahren müsst.«
    Ursulas Augen weiteten sich, sie trat zurück, stolperte und fiel mit dem Hinterteil auf den weichen Gesteinspuder, mit dem der Rand des Kraters bedeckt war. Eine feine Staubwolke wallte um sie herum auf und setzte sich auf ihrer Haut ab.
    Gabriel lachte. Harry lachte ebenfalls; er stand über dem Steilhang, die Zehen auf einer Linie mit der Felskante. Ein paar Augenblicke später schloss sich Ursula ihnen an, ihr Lachen ein nervöses Trillern. Sie wich weiter vom Rand zurück.
    Rachel beugte sich vor, den Blick auf das Meer gerichtet. Sie deutete auf Wasserflecken unterhalb von ihnen. »Kommt das Wasser wirklich so weit hoch?«
    Ali lächelte. »Ja, Rachel. Warte es nur ab. Gabriel musste den Krater zweimal erhöhen und verstärken, damit er den Kräften des Wassers und der Gezeiten

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