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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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befinden wir uns achtern. Gewöhnlich kommen wir ›vorn‹ herein – oberhalb des Baums, aber dort hat man es nicht nur mit null g zu tun, sondern auch mit unserer Sonnenlampe. Die Sonnenlampe rotiert 20 Grad achtern vom Vorderzugang, und man braucht dunkle Augengläser, wenn man vorn hereinkommen will. Außerdem hat man von dort aus den weiteren Weg zur Cafeteria. Siehst du den Fluss?«
    Rachel kniff die Augen zusammen. Ein breites blaues Band teilte die Hohlkugel entlang des Innen-Äquators in zwei Hälften. Die eine Seite des Bandes war einfach nur blau, doch die andere Seite schimmerte in einem Licht, das noch weißer und intensiver war als der Hochsommer in Aldrin.
    »Am Fluss herrscht eine Gravitation von 100 Prozent – Erdschwerkraft. Aber das heben wir uns für ein andermal auf. Heute frühstücken wir in der Cafeteria bei der Hauptküche und verschaffen dir einen Überblick. Nun, Gabriel sagt, das Fliegen auf Selene sei im Vergleich zu den hiesigen Verhältnissen leicht-also glaub nicht, du wüsstest schon über alles Bescheid. Hier müssen wir uns auf unterschiedliche Schwerkraftverhältnisse, programmierte Windzeiten und auf fliegende Maschinen wie Überwachungsroboter einstellen. Wenn du dich schnell genug voranbewegst, wirst du im Gesicht ein Stechen spüren. Das sind nanotechnische Luftreiniger, die dir nicht schnell genug aus dem Weg gehen. Sie werden dich nicht verletzen. Du wirst sie nicht sehen. Geh nicht alleine fliegen, bis du dich daran gewöhnt hast; und jetzt komm erst einmal mit!« Kyu machte drei Schritte, um Geschwindigkeit aufzunehmen, und erhob sich in einem Bogen in die Luft. Ihre Schwingen waren blau und gelb, passend zu ihrem Haar und ihrer Kleidung, und sie leuchteten und schimmerten, wenn Licht auf sie fiel.
    Rachels drei Schritte samt Absprung katapultierten sie beim ersten Versuch an Kyu vorbei. Verblüfft und außerstande zu einem kontrollierten Flug breitete sie ihre Schwingen aus und ließ sich wieder hinuntersinken. Sie lernte dazu und folgte der anmutigen Hohen Rätin über eine kurze Entfernung; dann landeten sie auf einer großen leeren Terrasse, unmittelbar vor einem ungewöhnlich hohen und sperrigen Gewächskasten. Die Außenseiten des Kastens waren von Schlingpflanzen bedeckt, die über Rachels Kopfhöhe ansetzten, bis beinahe zu ihren Füßen hinabreichten und mit winzigen gelben Blüten bedeckt waren. Rachel verstaute ihre Flugausrüstung in einem Regal, und Kyu zog eine Tür am Fuß des großen Kastens auf.
    Die Tür führte in einen großen Raum voller Licht und Menschen.
    Ein langer Tisch war beladen mit Obst und Brot. Birnenförmige Trinkschläuche mit Mundstücken enthielten Saft und Wasser. Etwa ein Dutzend Leute saß in kleinen Gruppen an runden Tischen. Niemand war so grazil oder so leuchtend bunt gekleidet wie Kyu. Alle waren kleiner als Rachel. Jedes Gesicht im Raum wandte sich Rachel und Kyu zu, und Stille machte sich breit. Zwei Frauen kamen zu ihnen herüber. Kyu stellte sie ihr vor. »Das sind Mary und Helga – sie arbeiten hier im Garten.«
    Die größere der beiden Frauen, Mary, nickte ihr zu und sagte: »Hallo Rachel.«
    Kyu hatte ihren Namen nicht erwähnt. Verwirrt entgegnete Rachel: »Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    »Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«, fragte Helga an Kyu gewandt.
    Kyu schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein andermal.«
    Kyu führte Rachel zu dem Banketttisch und half ihr, Beeren, Brot und Streifen von etwas Merkwürdigem auszusuchen: künstlichem Schinken, wie sie es nannte. Rachel schmeckte er.
    »Woher haben die mich gekannt?«, fragte sie.
    »Wir beobachten, was auf Selene vor sich geht.« Kyu führte sie zu einem Tisch.
    »Dann … dann sind wir also nur ein weiteres Experiment?«
    »Nicht ganz. Ihr seid … lass es mich anders versuchen. Wir beschränken uns im Hinblick darauf, welche Werkzeuge wir benutzen. Bestimmte Dinge sollten möglichst von Menschen getan werden. Wir hätten die Gestaltung von Selene auch ausschließlich von Maschinen durchführen lassen können, aber dann hätten wir Maschinen einsetzen müssen, die schlauer wären, als wir sie haben wollen. Wenn Maschinen zu schlau werden, wird es gefährlich.«
    Rachel dachte darüber nach. »Nun, die Pflanzer sind ziemlich schlau.«
    »Sie müssen von Menschen gefahren werden. Abgesehen davon können sich Menschen besser an Veränderungen anpassen als Maschinen von dem Entwicklungsstand, den wir für Selene genehmigen. Zu Intelligenz gehört mehr als nur das Lösen

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