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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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komplexer Aufgaben. Tatsächlich besteht deine eigentliche Aufgabe darin, dich anzupassen. Das ist der Grund, weshalb Menschen um so vieles besser funktionieren als Roboter.« Kyus Fingernägel glitzerten im Licht, als sie sich mit den Händen durchs Haar fuhr. »Ich setze große Hoffnungen auf dich. Selene verändert sich, während wir ihre Entwicklung vorantreiben -und wir selbst lernen ebenfalls dazu. Dies ist das größte Terraforming-Projekt, das jemals irgendwer irgendwo in Angriff genommen hat. Im Vergleich hierzu war der Mars gar nichts. Menschen reagieren auf das Unerwartete besser als Maschinen. Die einzigen Programme, die darin möglicherweise besser sind als wir, sind KIs, aber die Ziele einer KI sind keine menschlichen Ziele.«
    Rachel nickte (KI), und Kyu fuhr fort. »Du weißt, dass wir hier eine Industrie ansiedeln müssen? Um einen Beschleuniger zur Herstellung von Antimaterie zu bauen, braucht man eine Menge Menschen. Es gibt für diese Aufgabe nicht genügend Räte – noch nicht einmal genügend Kolonisten.«
    Rachel sah die Gelegenheit, etwas in Erfahrung zu bringen, das sie und Harry schon seit langem interessierte. »Worin besteht der Unterschied zwischen Räten und Kolonisten?«
    »Es gibt 200 Ratsmitglieder. Wir sind gemeinsam verantwortlich für das Schiff. Wir haben es finanziert –« Kyu schüttelte den Kopf. »Entschuldige – wir haben ermöglicht, dass die John Glenn gebaut wurde. Wir haben diesen Flug geplant. Fünf von uns bilden den Hohen Rat und tragen letztendlich die Verantwortung für alle anderen. Außerdem gibt es viele Kolonisten – Leute, die ausgewählt wurden, mitzukommen, weil sie über spezielles Wissen verfügen, das wir benötigen werden, wenn wir Ymir erreichen. Und wir können es uns nicht leisten, sie alle hier aufzuwecken – wir werden sie auf Ymir brauchen. Es wäre schrecklich, das Leben all der Erdmenschen an einem gefährlichen Ort wie Selene aufs Spiel setzen zu müssen, während wir ihre Gene und ihre auf der Erde geschulten Fähigkeiten später viel dringender benötigen werden.«
    Rachel schluckte. »Also setzt ihr stattdessen unser Leben aufs Spiel?«
    Darauf gab ihr Kyu keine Antwort.
    »Dann werdet ihr also wirklich von hier fortgehen?«, fragte Rachel.
    »Wir können nicht für immer hierbleiben – dazu haben wir nicht genügend Ressourcen. Hast du Bilder von Ymir gesehen?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Gabriel hat einmal davon gesprochen.«
    »Ymir ist sein Traum. Manche von uns träumen von der Erde …« Kyus Stimme versiegte einen Moment lang. »Aber die gibt es nicht mehr.«
    »Wie könnte es einen ganzen Planeten nicht mehr geben? Gabriel hat gesagt, das sei unmöglich!«
    »Bevor wir hierher gekommen sind, hat es auch Selene nicht gegeben. Iss jetzt!«
    Gehorsam und dankbar biss Rachel in das Brot und stellte fest, dass es einen Zitrusbeigeschmack hatte und so weich war, dass es geradezu auf der Zunge zerschmolz.
    Kyu Ho fuhr fort: »Wir lassen hier eine ganze Reihe Pflanzen wachsen, die es auf Selene noch nicht gibt. Einige davon werden dort niemals gedeihen – sie benötigen eine andere Schwerkraft oder andere Lichtverhältnisse, oder sie sind für halbtropische Umweltbedingungen wie auf Selene einfach zu schwer zu verändern. Dein Aufenthalt hier wird mindestens drei Monate dauern – du wirst in einer Urwaldzone studieren, die dem, was wir für Selene anstreben, so nahekommt, wie das auf so engem Raum nur möglich ist.«
    Eng?, dachte Rachel. Dieser Ort hier ist riesig. Da, wo der Fluss verläuft, muss er so breit sein wie das ganze Schiff.
    Ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann kam zur Tür herein, und Kyu entschuldigte sich kurz. Rachel setzte sich an den Tisch und probierte mehr von dem frischen, weichen Brot. Selbst die Beeren waren hier dicker und saftiger. Wo war Gabriel? Wieso interessierte sich Kyu so für sie? Wenn sie sogar noch höhergestellt war als Gabriel (sogar noch als Gabriel!), warum verbrachte sie dann Zeit mit Rachel? Was wollten die Räte wirklich von ihr? Wozu hatten sie sie hergebracht?
    Rachel wurde in ihren Spekulationen unterbrochen, als eine schlanke Frau, die beinahe ebenso groß war wie sie selbst, gegenüber von ihr Platz nahm. Die Frau war förmlich gekleidet – weiße Hose und ein weißes Oberteil – und hatte langes glattes schwarzes Haar und ovale braune Augen. Ihre Kleidung war völlig schmucklos. Unter ihrem unverwandten Blick fühlte sich Rachel, als habe sie irgendetwas falsch gemacht.

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