Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
Vom Netzwerk:
achtern, in dem Bereich des Gartens mit der geringsten Schwerkraft. Als sie ihre Schwingen ausbreitete, genügte schon der winzige Auftrieb, der dadurch entstand, dass sie sie sachte herabsinken ließ, um sie ein wenig vom Boden aufsteigen zu lassen. Diesen Trick – das Abheben aus dem Stand -beherrschte sie fast so gut wie Kyu. Sie lachte und steigerte rasch ihre Geschwindigkeit mit einigen weiten, schwungvollen Flügelschlägen, die sich anfühlten, als würden sie ihr die Arme langziehen.
    Auf halbem Wege durch die Sphäre entsprangen die untersten Äste aus dem Mittbaum. An ihrem Ausgangspunkt strebten sie direkt vom Stamm fort und gingen dann in eine weite Spirale über: Der Baum drehte sich um sich selbst, und die Äste umschwebten ihn in Kreisen wie die Schleier einer Tänzerin. Gabriel hatte Rachel einmal erklärt, dass die Rotation der Hohlkugel, die ihr die Zentrifugalkraft verlieh, Laub und Äste mit sich zog, da sich die Zellstruktur des Baums sich an dem orientierte, was sie für Schwerkraft hielt. Rachel liebte es, durch das Geäst zu fliegen, sich über die Äste hinwegzuschwingen oder unter ihnen hindurchzutauchen.
    Zwei weitere Flieger stießen sich achtern ab und stiegen gemeinsam in sanften Kreisen auf – ein rotes Paar Schwingen und ein gelbes mit schwarzem Streifen. Rachel sauste über einen Ast hinweg und näherte sich dem Flieger mit den roten Schwingen. Der Mann verzögerte in der Luft und duckte sich unter ihr hinweg. Die Frau mit den gelben Schwingen folgte ihm. Beide flogen eine schnelle Kehre und blieben auf Abstand zu ihr. Rachel flog sie erneut direkt an. Doch bevor sie auch nur den halben Weg zurückgelegt hatte, hatten die Flieger wiederum gewendet und Yggdrasil zwischen sich und sie gebracht. Rachel wollte doch nur ein bisschen Aufmerksamkeit! Die Räte waren allesamt schnellere Flieger als sie, und keiner ließ sich von ihr einholen. Niemand außer Kyu und Gabriel wollte sie in ihrer Nähe fliegen lassen. Was hielt diese Leute von ihr fern? Sie beobachteten sie, wo sie auch hinging, und wenn sie einem von ihnen nahe kam, grüßte derjenige sie höflich und fuhr dann unbeirrt mit seiner Tätigkeit fort.
    Etwas Grünes und Braunes blitzte am Rand von Rachels Sichtbereich auf. Sie war einem Ast zu nahe gekommen. Sie korrigierte ihre Flugbahn und tauchte hinunter in den freieren Luftraum über der Laufstrecke. Zwei Läufer, gekleidet in enganliegende schwarze Anzüge, machten ein Wettrennen in der Nähe des Flusses.
    Rachel landete achtern von der Laufstrecke, in jenem Sechs-Zehntel-Schwerkraftgürtel, in dem die Bedingungen denen auf Selene entsprachen. Sie stellte die Schwingen zurück ins Gestell und ging in den Umkleideraum, wo sie leuchtend blaue Laufkleidung aus ihrem Spind holte. Kurz darauf machte sie sich auf den Weg die Spirale hinunter in Richtung Fluss, in der Hoffnung, die beiden Läufer wiederzufinden, die sie aus der Luft entdeckt hatte. Sie war überrascht, wie angespannt sie sich fühlte, und sogar noch überraschter, als sie feststellte, dass sie auf der Hälfte des Wegs noch nicht müde war. Bei dem Gedanken an die leere Laufstrecke und die steinernen Gesichter der Räte, die sie im Geiste vor sich sah, zog sich ihr Magen zu einem Knoten zusammen.
    Wann würde Gabriel sie nach Hause gehen lassen?
    Selbst von den Zauberkabinetten aus Dinge zu beobachten, die sich auf Selene abspielten, empfand sie zunehmend als Belastung. Es hatte zu viel mit ihrem Aufenthalt auf dem Schiff gemein – Leute, die mit ihren Tätigkeiten fortfuhren, als sei sie gar nicht da.
    Sie hatte halb erwartet, Kyu auf der Laufstrecke anzutreffen. Stattdessen stand Kyu am Ende der Strecke und beobachtete sie. »Gut gemacht! Sechs Minuten für den Kilometer. Das ist bis jetzt deine Bestzeit.« Selbst mit ihren kürzeren Beinen lief Kyu die gleiche Strecke mit Leichtigkeit in einer Zeit von unter fünf Minuten.
    »Danke.«
    »Keine Ursache.« Kyu schlug die Richtung zu den Umkleidekabinen ein. »Du machst deine Sache gut.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Jetzt muss ich dich zurückbringen.«
    Wieso wurde sie eigentlich immer eskortiert? »Ich finde den Weg zurück auch allein.«
    »Ich weiß.« Doch Kyu begleitete sie trotzdem und brachte sie bis zu Tür ihres Quartiers. »Ich schicke dir eine kleine Überraschung. Ich habe sie extra für dich erstellt … ich hoffe, sie gefällt dir …«
    Kyus Überraschung erreichte Rachel als Link in einer Nachricht. Es war eine komplette holografische

Weitere Kostenlose Bücher