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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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schon Essenszeit?« krächzte er. »Die drei Elche, die ich zum Frühstück gegessen habe, haben meinen Appetit angeregt.«
    Utgardaloki erklärte ihm den Wettstreit und stellte ihm seinen Gegner vor. »Sehr erfreut«, sagte Logi. »Ich treffe immer gern jemanden, der gutes Essen mag. Du solltest mal runter nach Muspellheim kommen. Wir haben da einen Koch, der einen Wal zu braten versteht. Er benutzt Holzkohlenfeuer und übergießt ihn mit Bärenfett. . .«
    »Das reicht, Logi«, sagte Utgardaloki. »Wenn man den Kerl übers Essen reden läßt, dann redet er, bis die Zeit kommt.«
    Shea wurde von den Riesen zurückgedrängt, als sie einen engen Kreis bildeten. Eine weitere Bewegung der Menge entfernte ihn noch weiter vom Ort der Handlung, als die Riesen einer kleinen Prozession gequält dreinblickender Sklaven Platz machten.
    Sie trugen zwei riesige Holzplatten, auf denen je eine ganze geröstete Elchkeule lag. Shea stand auf den Zehenspitzen und reckte sich. Zwischen zwei breiten Schultern erhaschte er einen Blick auf Utgardaloki, der in der Mitte eines langen Tisches Platz nahm, an dessen beiden Enden die beiden Wettbewerber saßen.
    Eine Schulter bewegte sich durch Sheas Blickfeld, und er schaute zu deren Besitzer hoch. Es handelte sich um einen vergleichsweise kurz geratenen Riesen, der seine mangelnde Körpergröße durch einen gewaltigen Bauch wettmachte. Ein unordentlicher schwarzweißer Haarschopf bedeckte seinen Kopf.
    Shea war überrascht, als der Riese den Essern sein Profil zu-wandte und das Auge, das unter dem scheckigen Haar hervor-blickte, von hellem Blau war.
    Das konnte nicht stimmen. Feuerriesen hatten, wie er bemerkt hatte, schwarze Augen, Bergriesen graue oder blaue Augen, Eisriesen rosa Augen. Natürlich könnte in den Adern dieses Riesen eine Spur von anderem Blut fließen — aber die lange hochabgesetzte Nase wirkte irgendwie vertraut, und der Haarschopf sah unecht aus. Heimdall!
    Shea flüsterte hinter vorgehaltener Hand: »Wie viele Mütter hast du gehabt, Riese mit dem ungekämmten Haar?«
    Er hörte ein leises Kichern und dann die Antwort: »Dreimal drei, Mensch von einer unbekannten Welt. Aber du brauchst nicht so zu schreien; ich kann dein leisestes Flüstern hören und selbst die erst halb geformten Gedanken.«
    »Ich glaube, wir werden übers Ohr gehauen«, fuhr Shea fort.
    Diesmal sprach er nicht einmal flüsternd; er dachte es nur und bewegte die Lippen dabei.
    Die Antwort kam prompt. »Das habe ich erwartet, und aus keinem anderen Grund bin ich hierher gekommen. Aber ich habe die Art des Zaubers noch nicht entschlüsselt.«
    Shea sagte: »Ich habe einen Zauber gelernt. . .« — ihm fiel Heimdalls Feindseligkeit gegenüber Loki und dessen Taten ein, deshalb vermied er es gerade noch rechtzeitig, Onkel Fuchs zu erwähnen —, »der in einem solchen Fall von Nutzen sein kann.«
    »Dann benutze ihn«, antwortete Heimdall, »während du dem Wettbewerb zuschaust.«
    »Alles klar, fertig, ihr zwei?« rief Utgardaloki. »Los!«
    Die Riesen schrien auf. Shea, die Augen auf Loki gerichtet, wiederholte die Worte: »Nyi-Nidri-Nordri-Sudri.« Der gerissene Gott hüpfte in seinem überdimensionierten Stuhl, als er seine Zähne in die Elchkeule grub. Das Fleisch verschwand in faust-großen Brocken, immer zwei Brocken pro Sekunde. So etwas hatte Shea noch nie gesehen, und er fragte sich, wo Loki das alles ließ. Er hörte Thjalfis Stimme, die im Baßgedröhn der Riesen sehr dünn klang. »Halte dich ran, Sohn Laufeys!«
    Dann war der Knochen, der die Größe eines Baseballschlägers hatte, sauber. Loki ließ ihn klappernd auf die Platte fallen und setzte sich aufseufzend zurück. Die Riesen heulten auf. Shea sah
    Loki wieder nach vorn zucken, seine Augen schienen aus ihren Höhlen zu kommen. Utgardaloki ging zum anderen Tischende.
    Er brüllte: »Logi gewinnt!«
    Shea wandte seinen Blick dem anderen Wettstreiter zu. Aber sein Kopf krachte mit solcher Wucht gegen den Ellbogen eines Riesen, daß er Sterne sah. Tränen schössen ihm in die Augen. Einen flüchtigen Augenblick lang sah er überhaupt keinen Logi, sondern eine große züngelnde Flamme an seiner Stelle. Ein Flak-kern — die Tränen waren weg, und mit ihnen das Bild.
    Logi saß zufrieden am anderen Tischende, und Loki schrie: »Er war nicht eher fertig als ich!«
    »Ja, Bübchen, aber er hat auch den Knochen und die Platte gegessen. Ich sagte: Logi gewinnt!« dröhnte Utgardaloki.
    »Heimdall!« Shea sagte es so laut, daß der Gott ihm

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