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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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keine Fangfrage war. Ich schwieg.
    Es dauerte
ein wenig, bis Hollis das Schweigen sichtlich unangenehm fand, länger als bei
den meisten Menschen.
    »Ich möchte
Sie gern beauftragen«, sagte er anstelle einer Erklärung.
    Das kam
unerwartet. »Ich nehme fünftausend Dollar«, verkündete ich, »zahlbar nach der
offiziellen Identifizierung der Leiche.«
    »Was ist,
wenn der Fundort bekannt ist? Sie wissen doch auch über die Todesursache
Bescheid, stimmt's?«
    »Ja.
Natürlich kostet es weniger, wenn ich die Leiche nicht erst noch finden muss.«
Manchmal möchte die Familie eine unabhängige Meinung über die Todesursache.
    »Haben Sie
sich jemals geirrt?«
    »Nicht, dass
ich wüsste.« Ich sah aus dem Fenster auf die an uns vorbeiziehende Stadt.
»Vorausgesetzt, ich finde die Leiche. Das ist nicht immer der Fall. Manchmal
fehlen mir einfach Informationen, damit ich weiß, wo ich suchen soll. Wie bei
dem Morgenstern-Mädchen.« Ich bezog mich auf einen Fall, der im Jahr zuvor
Schlagzeilen gemacht hatte. Tabitha Morgenstern war von einer Landstraße in
Nashville verschwunden, seitdem fehlte von ihr jede Spur. »Es reicht einfach
nicht zu wissen, wo jemand verschwunden ist. Sie kann überall entsorgt worden
sein, in Tennessee, Mississippi oder Kentucky. Das sind einfach zu wenig
Informationen. Ich musste ihren Eltern sagen, dass es nicht geht.«
    Obwohl der
Friedhof noch nicht in Sicht war, wusste ich, dass wir auf einen zufuhren. Das
merkte ich am Prickeln auf meiner Haut.
    »Wie alt ist
der Friedhof?«, fragte ich. »Es ist der neueste, nehme ich an?«
    Er fuhr so
abrupt rechts ran, dass mir beinahe der Milchshake aus der Hand gefallen wäre.
Er starrte mich an, sein Gesicht war knallrot. Ich hatte ihm einen gehörigen
Schrecken eingejagt.
    »Wie zum
Teufel - sind Sie mit Ihrem Bruder schon einmal hier vorbeigekommen?«
    »Nö.« Wir
waren ziemlich weit von den üblichen Touristenrouten entfernt. Irgendwo draußen
auf dem Land, weit weg von irgendwelchen Sehenswürdigkeiten. »Das ist einfach
mein Job.«
    »Es ist der
neue Friedhof«, brach es aus Hollis heraus. »Der alte...«
    Ich drehte
den Kopf von links nach rechts und konzentrierte mich. »... liegt südwestlich
von hier. Sechs, sieben Kilometer ungefähr.«
    »Meine Güte,
da bekommt man ja eine Gänsehaut!«
    Ich zuckte
die Achseln. Ich bekam keine.
    Er sagte:
»Ich könnte Ihnen dreitausend zahlen. Würden Sie mir den Gefallen tun?«
    »Ja, ich
mach's. Aber da wir Ihre Kreditwürdigkeit noch nicht überprüfen konnten,
brauche ich das Geld im Voraus.«
    »Sie sind
eine knallharte Geschäftsfrau.« Das klang alles andere als bewundernd.
    »Nein, um
den Teil kümmert sich normalerweise Tolliver.« Ich trank mit einem lauten
Schlürfen meinen Milchshake aus.
    Hollis
wendete und fuhr zurück in die Stadt. Er fuhr direkt zur Bank. Die Frau an der
Kasse bemühte sich redlich, nicht allzu überrascht zu wirken, als er ihr den
gewünschten Betrag nannte, und mich nicht neugierig anzustarren. Ich hätte
Hollis gern gesagt, dass er ja auch nicht so beleidigt reagieren würde, wenn
ich eine andere Dienstleistung anböte. Würde ich als Putzfrau arbeiten, würde
er doch auch nicht erwarten, dass ich das gratis tue! Ich machte schon den Mund
auf, schloss ihn dann aber wieder. Ich hatte keine Lust, mich zu rechtfertigen.
    Er drückte
mir den Umschlag mit dem Geld sofort in die Hand. Ich ließ ihn wortlos in meine
Jackentasche gleiten. Dann fuhren wir zu der Abzweigung zurück, die zum
Friedhof führte. Wir hielten auf einem Kiesweg, der sich um die Gräber
schlängelte, und er stellte den Motor ab. »Kommen Sie«, sagte er. »Das Grab ist
dort drüben.« Der Himmel war aufgeklart. Jetzt schien die Sonne, und ich sah,
wie große Platanenblätter über die sich gelb färbenden Wiesen geweht wurden.
    »Das
Einbalsamieren dämpft die Wirkung«, warnte ich.
    Er funkelte
mich an. Er dachte, ich hätte meine vorherigen Ergebnisse bloß gefälscht und er
würde mich gleich überführen und könnte sein Geld zurückverlangen. Er wirkte
reichlich zwiespältig in dieser Sache.
    Ich ging
langsam auf das Grab zu, das mir am nächsten lag. Der Boden fühlte sich kühl
unter meinen nackten Füßen an. Da auf einem Friedhof so viele Tote liegen,
fällt es mir schwer, klare Signale zu empfangen. Wenn man die verschiedenen
Energien der Leichen berücksichtigt und dann noch den Einbalsamierungsprozess,
muss man so nah herangehen wie möglich. »Ein Weißer mittleren Alters, er ... er
starb

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