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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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eigentlich
gestritten? Wollte Tolliver wirklich, dass ich auf meinem Zimmer saß, während
er sich amüsierte? Dass ich jede Einladung ausschlug, nur, damit er mich in
Sicherheit wusste?
    Ich war mir
ziemlich sicher, dass er diese Frage mit Ja beantwortet hätte.
    In der Nacht
klingelte das Telefon neben Tollivers Bett. Ich konnte es durch die dünne Wand
hören. Nach einer Weile hörte das Klingeln auf. Ich überlegte, wer eigentlich
wusste, wo wir uns gerade aufhielten, schlief jedoch mitten in meinen
Überlegungen wieder ein. Am nächsten Morgen ging ich joggen, was sich an der
kalten, frischen Luft großartig anfühlte. Die heiße Dusche danach war sogar
noch besser. Während ich mich anzog, klopfte Tolliver an meine Tür. Nachdem ich
ihn hereingelassen hatte, fuhr ich damit fort, meine Bluse zuzuknöpfen. Heute
hatte ich mir etwas Besseres angezogen, da wir unsere Kundin in Ashdown zum
ersten Mal treffen würden. Ein Friedhofsjob stand bevor, so dass ich diesmal
keine besondere Ausrüstung brauchte. Ein einfacher Auftrag.
    »Der Anruf
gestern Nacht«, sagte er.
    »Ja, wer war
das?« Den hatte ich beinahe vergessen.
    »Es war die
Polizei von Sarne.«
    »Wer genau?«
    »Harvey
Branscom, der Sheriff.«
    Ich wartete,
die Haarbürste in der Hand.
    »Wir müssen
zurück.«
    »Nicht,
bevor wir diesen Job erledigt haben. Warum? Was ist passiert?«
    »Letzte Nacht
ist jemand bei Helen Hopkins eingebrochen und hat sie zu Tode geprügelt.«
    Ich starrte
Tolliver eine Minute lang an. Ich war so an den Tod gewöhnt, dass es mir
schwerfiel, normal auf eine derartige Nachricht zu reagieren.
    »Nun«, sagte
ich schließlich, »ich hoffe, sie hat nicht allzu lange gelitten.«
    »Ich habe
ihnen gesagt, dass wir zuerst den Job hier erledigen müssen und dann
zurückfahren.«
    »Ich bin so
weit.« Ich steckte die Bluse in meine Hose und zog einen passenden Blazer an.
    »He, der
Blazer passt ja farblich genau zu deinen Augen!«, sagte Tolliver.
    »Das ist
auch so beabsichtigt«, sagte ich trocken. Tolliver scheint es stets für Zufall
zu halten, wenn ich mal ein wenig schick aussehe. Die Bluse, die ich zu dem
Hosenanzug trug, war hellgrün und hatte eine Art Bambusmuster. Ich legte mir
die Goldkette um, die mir Tolliver letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte,
und schlüpfte in schwarze Pumps. Dann fuhr ich mit den Fingern durchs Haar,
überprüfte mein Make-up und sagte Tolliver, ich sei so weit. Er trug einen
langärmeligen weinroten Baumwollpulli, der ihm sehr gut stand. Den hatte ich
ihm geschenkt.
    Wir trafen
die Kundin und ihre Anwältin wie verabredet auf dem Friedhof, eine von diesen
modernen Grabanlagen mit flachen Grabsteinen. Die sind zum einen billiger, zum
anderen praktischer für den Gärtner, wenn er den Rasen mäht. Obwohl das nicht
gerade Atmosphäre schafft, läuft es sich in solchen parkähnlichen Anlagen
wesentlich besser.
    Die
Anwältin, eine Frau um die sechzig, ließ keinen Zweifel daran, dass sie mich
für eine Betrügerin hielt, die sich an den Verzweifelten und Trauernden
bereichert. Mir schlug heftiges Misstrauen entgegen, nicht nur von Seiten der
Anwältin, sondern auch von Seiten der überaus nervösen Kundin. In solchen
Fällen verlange ich zuerst den Scheck und gebe ihn Tolliver, damit er zur Bank
geht, während ich meine Arbeit erledige. Die Situation verhieß nichts Gutes.
    Die Kundin,
eine dicke, missmutige Person um die vierzig, wollte, dass ihr Mann an etwas
Dramatischerem gestorben war als an einem Radio, das in seine Badewanne
gefallen war. (Wannen waren diesen Monat ziemlich angesagt. Manchmal häuft sich
eine Todesart derart, dass sogar ich nervös werde. Letztes Jahr hatte ich es
fünfmal hintereinander mit Tod durch Ertrinken zu tun. Danach konnte ich
monatelang nicht schwimmen gehen.) Geneva Roller, die Kundin, hatte so ihre
eigene Verschwörungstheorie, wie das Radio in der Wanne gelandet war. Eine
Theorie, die viel mit Mr Rollers erster Frau und seinem besten Freund zu tun
hatte.
    Ich bin
froh, wenn man weiß, wo die Leiche liegt. Insofern empfand ich es fast wie ein
Geschenk, als mich die Kundin direkt zum Grab ihres Mannes führte. Geneva
Roller legte ein ziemliches Tempo vor, und ich spürte, wie die Absätze meiner
Pumps im weichen Boden versanken. Die Anwältin ging direkt hinter mir, als
würde ich davonlaufen, wenn man mich nicht daran hinderte.
    Wir blieben
vor einem Grabstein mit der Inschrift Farley Roller stehen. Um
Geneva das Gefühl zu geben, ihr Geld sei gut angelegt,

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