Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
betrat ich das Grab,
kniete nieder und legte eine Hand auf den Grabstein. Farley, dachte ich, was
ist verdammt noch mal mit dir passiert? Und dann sah ich es, wie immer. Damit
Geneva mitbekam, was los war, sagte ich: »Er ist in der Badewanne. Er hat -äh,
er ist nicht beschnitten.« Das war ungewöhnlich.
    Mit diesen
Worten überzeugte ich meine Kundin, dass ich die Wahrheit sagte. Geneva Roller
rang nach Luft, während ihre Hand zur Brust wanderte. Ihre knallroten Lippen
formten ein O. Die Anwältin, Patsy Bolton, schnaubte.
    »Das kann
jeder rausfinden, Geneva«, meinte sie.
    Ganz genau,
denn das frage ich Männer immer als Erstes.
    »Er pfeift«,
sagte ich. Leider konnte ich nicht hören, was. Ich sah den Badewannenrand. »Da
steht ein Radio auf dem Rand der Badewanne«, fuhr ich fort. »Ich nehme an, er
pfeift zur Musik.« Das war eines der seltenen Male, bei denen ich mehr sehe als
nur den Moment des Todes. Das war ungewöhnlich.
    »Das hat er
oft gemacht, wenn er gebadet hat«, keuchte Geneva. »Wirklich, Patsy!« Die
Anwältin sah schon etwas weniger skeptisch drein, dafür wurde ich ihr immer
unheimlicher.
    Ich sagte:
»Da ist die Katze. Auf dem Badewannenrand. Eine rote Katze.«
    »Patpaws«,
sagte Geneva lächelnd. Ich wette, die Anwältin lächelte nicht.
    »Die Katze
versucht, über die Wanne zu dem offenen Fenster zu springen.«
    »Das Fenster
stand wirklich offen«, sagte Geneva. Jetzt lächelte sie nicht mehr.
    »Die Katze
hat das Radio ins Wasser gestoßen«, sagte ich. Dann sprang sie aus dem Fenster
in den Garten, während Mr Roller ein trauriges Ende fand. Die Badewanne war
alt, in einem ungewöhnlichen Avocadogrün. »Sie haben eine grüne Wanne«, sagte
ich und schüttelte erstaunt den Kopf. »Stimmt das?«
    Patsy, die
Anwältin, starrte mich an. »Sie sind echt«, sagte sie. »Ich glaube Ihnen. Ihre
Wanne ist avocadogrün.«
    Ich erhob
mich und klopfte mir die Erde von den Knien. Patsy Bolton würdigte ich keines
Blickes. »Es tut mir leid, Mrs Roller. Ihre Katze hat Ihren Mann durch ein
dummes Missgeschick getötet.« Ich hielt das für eine gute Nachricht.
    »NEIN!«,
schrie Geneva Roller, und selbst die Anwältin sah sie erstaunt an.
    »Geneva, das
ist eine höchst logische Erklärung«, meinte Patsy Bolton und sah ihre Mandantin
eindringlich an, aber Geneva Roller kannte keine Hemmungen.
    »Es war
seine erste Frau, diese Angela. Sie war es, das weiß ich genau! Sie ist ins
Haus, als ich einkaufen war, und hat ihn umgebracht! Angela war's. Und nicht
meine kleine Patpaws!«
    Ich hatte
natürlich schon des Öfteren ungläubige Reaktionen erlebt, allerdings meist
dann, wenn ich feststellte, dass es sich um Selbstmord handelte. So gesehen war
es nicht das erste Mal, dass ich merkte, wie schwer sich Menschen von ihren
eigenen Theorien lösen können. Beinahe hätte ich mich dazu hinreißen lassen,
einen auf Jack Nicholson zu machen und ihr zu sagen, sie könne einfach nicht
die Wahrheit vertragen.
    »Ich will
meinen Scheck zurück. Ich werde keinen Cent bezahlen!«, zischte sie. Ich war
froh, dass ich Tolliver sofort zur Bank geschickt hatte. Als ich über Genevas
Schulter blickte, sah ich schon unser Auto, das in Richtung Friedhof einbog.
Erleichtert fasste ich neuen Mut.
    »Mrs Roller,
Ihre Katze hat ohne jede böse Absicht einen tödlichen Unfall verursacht. Ihr
Mann wurde nicht umgebracht. Niemandem ist ein Vorwurf zu machen.«
    Sie stürzte
sich auf mich, doch die Anwältin packte sie bei den Schultern. »Geneva, so
beherrschen Sie sich doch!«, sagte Patsy Bolton. Ihre Wangen waren gerötet, und
ihr braungrau gesträhntes Haar war windzerzaust. »Machen Sie sich nicht
lächerlich.«
    Tolliver
hielt genau im richtigen Moment neben mir. Ich zwang mich ohne Eile in den
Wagen zu steigen und sagte: »Es tut mir so leid für Sie, Mrs Roller.« Wir
rasten aus dem Friedhof, während uns Geneva Roller hinterherschrie.
    »Hast du das
Geld?«, fragte ich.
    »Ja. Gut
gelaufen?«
    »Na ja, sie
wollte nicht, dass es ein Unfall war. Ich wette, sie hat auf Schlagzeilen wie
›Mord in Ashdown‹ oder so was gehofft.« Ich sagte mit gespielt tiefer Stimme:
»›Die Witwe hatte jedoch von Anfang an den Verdacht, dass mit Farley Rollers
Tod irgendetwas nicht stimmten Stattdessen ist bloß ihre blöde Katze an allem
schuld. Eine ziemliche Enttäuschung, nehme ich an.«
    »Es ist
wesentlich interessanter, die Frau eines Mordopfers zu sein als die Besitzerin
einer Killerkatze«, sagte Tolliver, aber da war ich

Weitere Kostenlose Bücher