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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wurde?«
    »Nein«,
sagte er. »Ich glaube, sie saß auf dem Sofa.«
    »Also stand
der Mörder vor ihr.«
    Tolliver
überlegte. »Das erscheint mir logisch. Aber darüber hat sich der Hilfssheriff
nicht ausgelassen.«
    »Eines
Mordes verdächtigt zu werden, tut unserem Geschäft nicht gerade gut«, sagte
ich.
    »Nein, wir
müssen hier so schnell wie möglich weg.« Er parkte vor dem Motel und ging zur
Rezeption, um uns Zimmer zu besorgen.
    Als wir
endlich auf unseren Zimmern waren, wollte ich mich nur noch hinlegen. Ich war
froh, als Tolliver durch die Verbindungstür hereinkam und den Fernseher
anmachte. Ich stopfte mir mehrere Kissen in den Rücken, während er sich in den
Sessel fläzte. Gemeinsam sahen wir uns eine Quizshow an. Er schlug mich bei
›Jeopardy!‹ und ich ihn beim ›Glücksrad‹. Natürlich hätte ich lieber bei ›Jeopardy!‹
gewonnen, aber Tolliver konnte sich Fakten schon immer besser merken als ich.
    Unsere
Eltern waren einmal hochintelligente Leute gewesen, bevor sie zu alkohol- und
drogensüchtigen Anwälten wurden, denen man die Lizenz entzog. Und bevor sie den
kriminellen Lebensstil ihrer Mandanten attraktiver und abenteuerlicher fanden
als ihren eigenen. Meine Mutter und Tollivers Dad fanden während ihres sozialen
Abstiegs zueinander, nachdem sie ihre ursprünglichen Ehepartner vergrault
hatten. Meine Schwester Cameron und ich hatten von einem großen Haus mit vier
Schlafzimmern östlich von Memphis in eine Mietwohnung mit einem Loch im
Badezimmerboden in Texarkana, Arkansas, umziehen müssen. Das war natürlich
nicht über Nacht geschehen, stattdessen war es langsam aber sicher bergab
gegangen. Tollivers Fallhöhe war nicht ganz so groß gewesen, aber auch er und
sein Bruder hatten den Abstieg seines Vaters begleiten müssen. Tolliver war
unser Gefährte in diesem Loch in Texarkana gewesen. Dort lebten wir auch, als
ich vom Blitz getroffen wurde.
    Meine Mutter
und Tollivers Vater hatten noch zwei gemeinsame Kinder bekommen, Mariella und
Gracie. Tolliver und ich passten auf sie auf, so gut wir konnten. Mariella und
Gracie hatten nie etwas Besseres kennengelernt.
    Aber was war
mit unseren anderen Elternteilen passiert, mit meinem Vater und Tollivers
Mutter? Warum retteten sie uns nicht aus diesem Leben, das so eine schlimme
Wendung genommen hatte? Nun, zu jener Zeit saß mein Vater wegen einer ganzen
Reihe von Wirtschaftsverbrechen im Gefängnis, und Tollivers Mutter war an Krebs
gestorben - deshalb durften unsere orientierungslosen Eltern ihren Abstieg
allein fortsetzen und uns sowie ihre gemeinsamen Kinder mit in den Abgrund
reißen.
    Da saßen wir
nun, Tolliver und ich, in einem heruntergekommenen Motel in einem schäbigen
Touristenkaff mitten in den Ozarks, und das in der Nebensaison, und hofften
darauf, gerade noch mal um eine Anklage wegen Mordes herumzukommen.
    Aber zum
Glück waren wir auch nicht ganz blöd.
    Wir spielten
gerade Scrabble, als es an der Tür klopfte.
    Es war mein
Zimmer, also fragte ich: »Wer ist da?«
    »Ich bin's,
Hollis.«
    Ich öffnete
die Tür. Hollis sah Tolliver hinter mir und fragte: »Darf ich reinkommen?«
    Ich zuckte
die Achseln und machte einen Schritt zurück. Hollis kam so weit herein, dass
ich die Tür wieder schließen konnte.
    »Ich nehme
an, Sie wollen sich entschuldigen«, sagte ich so kühl wie möglich. Und das war
ziemlich kühl.
    »Entschuldigen?
Wofür denn?« Er klang aufrichtig erstaunt.
    »Dafür, dass
Sie dem Sheriff gesagt haben, ich hätte Ihr Geld genommen. Und ihm nahegelegt
haben, ich sei eine Betrügerin.«
    »Sie haben
mein Geld doch genommen.«
    »Ich habe es
auf dem Sitz Ihres Autos liegen lassen. Sie haben mir leidgetan.« Ich war so
wütend, dass ich beinahe Gift und Galle spuckte. In weniger als fünf Sekunden
war mir nicht mehr eiskalt, sondern kochend heiß zumute.
    »Es war aber
nicht auf dem Autositz.«
    »Natürlich
war es das!«
    Er fischte
seine Wagenschlüssel aus der Hosentasche. »Dann zeigen Sie es mir.«
    »Sehen Sie
doch selber nach. Sonst werfen Sie mir anschließend vor, ich hätte es da
reingeschmuggelt.«
    Tolliver und
ich folgten Hollis nach draußen. Der Himmel war grau, und die Bäume um das
Motel wiegten sich im Wind hin und her. Mir war kalt ohne meine Jacke, aber ich
wollte nicht zurückgehen und sie holen. Tolliver legte den Arm um mich. Hollis
öffnete die Beifahrertür seines Pick-ups und begann seine Finger in den
Zwischenraum zwischen den Sitzen zu stecken. Innerhalb von zehn Sekunden
förderte

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