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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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immer noch in seiner Trage.«
    »Oh Gott.«
    Ich nickte
erneut. Dem gab es nichts hinzuzufügen. »Aber meist ist es nicht so schlimm«,
sagte ich nach einer langen Pause, in der ich die Erinnerung wieder verdrängte.
»Oft sind es Mädchen, die nicht mehr nach Hause kommen, oder alte Leute, die
sich verirren. Manchmal entführte Kinder - aber eher selten, denn wenn sie
jemand in ein Auto gezerrt hat, gibt es keine Anhaltspunkte, wo ihre Leiche
liegen könnte.« »Sie übernehmen also nur Fälle, bei denen der Leichenfundort
bekannt ist?«
    »Oder
zumindest eingrenzbar ist. Wenn jemand sagt: ›Der Typ ist durch die
Mojave-Wüste getrampt‹, und dann erwartet, dass ich ihn finde - das geht
einfach nicht. Außer man hat unendlich viel Geld und bezahlt mich, bis ich ihn
gefunden habe.«
    »Wie fühlt
sich das an?«
    »Was?«
    »Wenn Sie
spüren, dass eine Leiche in der Nähe ist.«
    »Wie ein
Summen oder Brummen. In meinen Knochen, in meinem Gehirn. Es tut beinahe weh.
Je näher ich komme, desto stärker wird es. Und wenn ich ganz nah dran bin, wenn
ich direkt bei der Leiche stehe, sehe ich den Tod.«
    »Wie viel
davon?«
    »Ich sehe
die paar Sekunden kurz davor. Aber ich sehe nur die Person, die stirbt, und
niemand anderen. Gleichzeitig stecke ich in dieser Person und spüre, was sie
erlebt. Deshalb kann es ziemlich... unangenehm werden.«
    »Das klingt
mir aber stark untertrieben.« Er nahm einen großen Schluck Bier.
    Ich nickte.
»Ich wünschte, ich könnte das Gesicht des Mörders sehen, aber das ist nie der
Fall.«
    »Nur
aufgrund Ihrer Aussage dürfte man sowieso niemanden verhaften.«
    »Ja, das ist
mir auch klar, trotzdem.« Ich zuckte die Achseln. »Dann könnte ich noch besser
helfen.«
    »Sie
empfinden Ihren Beruf als Hilfeleistung?«
    »Natürlich.
Jeder will doch mit einem Todesfall abschließen können, die Ungewissheit bringt
die Leute um. Ging es Ihnen nicht auch besser, als Sie wussten, was Ihrer Frau
zugestoßen ist? Wenn mir die Leute glauben, können sie durch mich auch jede
Menge Geld sparen. So nach dem Motto: ›Den Teich braucht ihr nicht trockenzulegen‹
oder: ›Dort braucht ihr keine Taucher hinschicken. Da liegt keine Leiche
versteckt.‹ Oder: ›Die Deponie braucht ihr nicht zu durchkämmen.‹ Solche
Sachen.«
    »Wenn Ihnen
die Leute glauben.«
    »Ja. Viele
tun das nicht.«
    »Und wie
verkraften Sie das?«
    »Wir haben
gelernt, uns nicht groß aufzuregen und weiterzuziehen.«
    »Das muss
hart sein.«
    »Anfangs war
es das auch. Jetzt nicht mehr. Und was ist mit Ihrem Job?«
    »Oh, so das
Übliche. Meist geht es um Trunkenheit am Steuer. Um
Nachbarschaftsstreitigkeiten. Manchmal um Ladendiebstahl oder Einbruch. Nichts,
was wirklich geheimnisvoll oder richtig schlimm wäre. Hin und wieder haben wir
es mit jemandem zu tun, der seine Frau verprügelt oder am Samstagabend mit
einer Waffe herumballert. Ich lerne die Leute selten von ihrer besten Seite
kennen.« Er lächelte schief.
    Ich hatte
mich schon gefragt, worüber wir uns wohl unterhalten könnten, aber die nächsten
Stunden vergingen schneller, als ich es erwartet hatte, und schon bald waren
wir beim Du. Er redete über die Jagd auf Rehe und erzählte mir, wie er einmal
vom Jägerstand gefallen und sich bloß den Knöchel verstaucht hatte. Im selben
Jahr, als ein Freund von ihm ebenfalls gestürzt war und sich das Rückgrat
gebrochen hatte. Ich hatte mir mal beim Basketball eine Rückenverletzung
zugezogen. Er hatte in seiner Highschoolzeit ebenfalls Basketball gespielt. Er
hatte sich sehr wohl auf der Highschool gefühlt, wünschte sich die Zeit aber
trotzdem nicht zurück. Ich auch nicht. Ich war hauptsächlich damit beschäftigt
gewesen, den Kopf einzuziehen und den Mund zu halten, damit niemand merkte, wie
verkorkst mein Leben war. Wegen meiner Mutter und meines Stiefvaters konnte ich
niemanden mit nach Hause nehmen. Das Ganze ging gut, bis Cameron verschwand.
Ihr Verschwinden war dermaßen spektakulär und zog ein solches Medieninteresse
nach sich, dass ich jede Menge unerwünschte Aufmerksamkeit bekam.
    »Ich glaube,
ich kann mich daran erinnern«, sagte Hollis nachdenklich. Er war schon beim
dritten Bier, während ich mich immer noch an meinem zweiten Glas festhielt.
»Wurde sie nicht von einem Mann in einem blauen Pick-up mitgenommen?«
    Ich nickte.
»Sie wurde auf dem Heimweg entführt. Sie hatte die Sporthalle für irgendeine
Tanzveranstaltung dekoriert. Ich war schon früher nach Hause gegangen, deshalb
war sie allein

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