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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Mary Nell. Scot,
der schon einmal versucht hatte, mich anzugreifen. Jetzt wimmerte die kleine
Rotznase.
    »Bist du vollkommen
durchgeknallt?«, schrie ihn Hollis an. »Du spinnst wohl, so auf eine Frau
loszugehen!«
    »Sie ist
diejenige, die spinnt«, sagte Scot. Er spuckte etwas Blut aus. »Haben Sie das
gesehen?«
    »Scot, wie
bist du bloß auf die Idee gekommen, so etwas zu tun?« Ich sah, dass Hollis
vollkommen fassungslos war. »Wer hat dich ins Zimmer gelassen?« Er schüttelte
den Jungen.
    Der Teenager
schwieg und starrte zu Hollis hoch.
    Vernon
McCluskey kam aus seinem Büro zum Bürgersteig gehumpelt, wo wir drei ein
merkwürdiges Bild abgaben.
    »Vernon,
hast du diesen Jungen in Harpers Zimmer gelassen?«, bellte Hollis.
    »Nö«, sagte
Vernon. Er sah verächtlich auf den Jungen hinunter - nicht etwa, weil er eine
ihm körperlich unterlegene Frau angegriffen hatte, sondern weil es ihm nicht
gelungen war, sie zu überwältigen. »Ich habe ihm das Zimmer vermietet, in dem
der Bruder dieser Dame gewohnt hat. Wenn sie vergessen hat, die Verbindungstür
abzuschließen, ist das nicht meine Schuld. Ich hatte ja keine Ahnung, was Scot
vorhatte.« Vernon schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf.
    Was für ein
Arschloch. Kein Wunder, dass ich langsam paranoid wurde.
    »Steh auf,
Scot«, sagte Hollis. »Du kommst ins Gefängnis. Harper, willst du Anzeige
erstatten?«
    »Und ob ich
das will!« Ich brauchte jemanden, der mir aufhalf, aber Hollis führte Scot zu
seinem Wagen, und Vernon hätte ich nicht ums Verrecken um einen Gefallen
gebeten. Mit letzter Kraft rappelte ich mich auf. Meine Oberschenkel zitterten,
und ich fühlte mich schwach und elend. Ich hatte einen Hass auf die ganze Welt.
»Vielleicht muss es bis morgen warten, aber ich werde auf jeden Fall Anzeige
erstatten. Beim ersten Mal war ich noch bereit, ihm zu verzeihen, weil ich
dachte, das ist bloß ein eifersüchtiger Teenager. Aber das geht nun wirklich zu
weit.«
    Was um alles
in der Welt hatte diesen Jungen, der eine Mordsangst vor seinen Eltern und dem
Footballtrainer hatte, nur dazu gebracht? Was hatte er wohl mit mir anstellen
sollen? Mich umbringen oder mich nur zusammenschlagen?
    »Geld«,
sagte ich. Hollis, der den mit Handschellen gefesselten Jungen schon halb in
den Wagen geschoben hatte, hielt abrupt inne. »Ich wette, er wurde dafür
bezahlt.«
    An Scots
Gesicht sah ich sofort, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. »Solltest du mir
ein paar Knochen brechen?«, fragte ich beiläufig. »Oder mich umbringen?«
    »Schnauze!«,
sagte er und wandte sein Gesicht ab. »Ich will nicht mit Ihnen reden.«
    »Feigling«,
sagte ich und erinnerte mich, dass ihn Harvey Branscom am Vortag schon genauso
genannt hatte. Zu Recht.
    »Sie sollen
in der Hölle schmoren«, sagte Scot, und Hollis knallte die Tür hinter ihm zu.
Dann fuhren sie los.
    Währenddessen
war Vernon nicht vom Fleck gewichen. Jetzt war er an der Reihe.
    »Wenn Sie
irgendetwas tun, außer meinen Schlüssel zu verwahren, wenn ich nicht auf meinem
Zimmer bin, werde ich Sie in einen Prozess verstricken, nach dem sie bankrott
sind«, sagte ich. Ich wusste ganz genau, dass ich die Verbindungstür
abgeschlossen hatte. »Wenn mir hier irgendwas zustößt, bekommen Sie es mit
meinem Bruder zu hm. Und wenn dem was zustößt, mit unserem Anwalt.«
    Er sagte
nichts darauf, sondern musterte mich nur feindlich, während ich meine Zimmertür
zumachte und von innen verriegelte. Ich griff nach der Tüte mit dem Essen, die
zu Boden gefallen war. Zum Glück hatte ich nichts zu trinken gekauft, weil ich
noch Getränke im Motelkühlschrank hatte. Denn sonst hätte mich Vernon bestimmt
wegen Sachbeschädigung verhaften lassen, weil ich Cola auf seinem grünen
Teppich verschüttet hätte.
    Ich stellte
einen Stuhl unter die Türklinke und schob den Kühlschrank vor die
Verbindungstür. Das würde zwar niemanden am Einbrechen hindern, die Prozedur
allerdings deutlich verlangsamen und für gehörigen Lärm sorgen. Ich benutzte
mein Handy, um Art in Atlanta anzurufen, und hinterließ eine detaillierte
Schilderung des jüngsten Vorfalls auf seinem Anrufbeantworter. Nur für die
Akten.
    Plötzlich
wurde ich so von Einsamkeit übermannt, dass ich weinte.
    Dann aß ich
das Essen aus der Tüte. Nicht, weil ich Appetit darauf gehabt hätte (das
Sandwich war mittlerweile längst kalt und matschig), sondern weil ich dringend
Energie brauchte. Mit zitternden Fingern schälte ich mich aus meinen Kleidern.
Ich war fix und

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