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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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fertig. Ich hatte Sex gehabt und mich gegen einen Eindringling
zur Wehr gesetzt und musste dringend unter die Dusche. Ich betrachtete mich im
Spiegel über dem Waschbecken. Links, wo Scot seine beiden Treffer gelandet
hatte, färbte sich mein Brustkorb langsam blau. Ich atmete tief ein und
versuchte festzustellen, ob Rippen gebrochen waren. Nach ein paar vorsichtigen
Bewegungen hielt ich das für nicht sehr wahrscheinlich.
           
Auch wenn das kein guter Tag für mich gewesen war, erfüllte es mich doch mit
einer gewissen Schadenfreude, dass er für Scot noch schlechter verlaufen war.
Aus einem Football-Quarterback und Verehrer von Mary Nell Teague war doch glatt
ein Straftäter geworden. Dafür hatte sein verletzter Stolz gesorgt und ein
Bestechungsgeld, wie ich vermutete. Ich konnte mir gut vorstellen, wie peinlich
ihm der Vorfall von neulich gewesen sein musste. Erst hatte ihn der Sheriff
einen Feigling genannt, und dann hatte ihn sein Trainer bestimmt vor der
kompletten Mannschaft bloßgestellt. Aber anstatt ihre Ermahnungen ernst zu
nehmen, war er erst recht wütend geworden. Und als man ihm dann noch Geld
anbot, hatte er es kaum erwarten können, sein Selbstbewusstsein
wiederherzustellen. Das war die Gelegenheit, zu zeigen, was wirklich in ihm
steckte. Dummerweise ließ das Ergebnis ziemlich zu wünschen übrig.
    Hollis rief
an, nachdem er Scot im Gefängnis abgeliefert hatte. Er wollte wissen, wie es
mir ging, und versprach, dafür zu sorgen, dass nichts und niemand meine
Nachtruhe störte. »Wir bekommen schon noch raus, was diese Initialen bedeuten«,
sagte er. »Ich kannte meine Frau und werde früher oder später darauf kommen.«
    Meiner
Meinung nach konnten wir es uns nicht leisten, auf später zu warten. Und ob man
Sally kennen musste, um das Rätsel zu lösen, wagte ich auch zu bezweifeln. Sie
hatte auf jeden Fall genau gewusst, was sie damit meinte, und sich auf etwas
ganz Einfaches, Offensichtliches bezogen. Bei allem Respekt für Sally, aber
wenn ein Mädchen mit Highschoolabschluss in Same nach einem Blick in ein
Biologiebuch so eine aufregende Entdeckung machen konnte, sollte mir das
eigentlich auch gelingen. Nur leider war ich da nicht die Einzige, und das
machte mir ehrlich gesagt die größten Sorgen. »SO IO DA NO«, schrieb ich auf
den kleinen Block neben dem Telefon. Ich schrieb es zusammen, als ein Wort. Ich
schrieb es rückwärts. Ich versuchte ein Wort aus den Buchstaben zu bilden und
schlief mit dem Bleistift in der Hand ein.
     

13
     
    Es klopfte
an der Tür, und ich wurde wach. Ich schielte auf die Uhr auf dem Nachttisch. Es
war sieben Uhr früh.
    »Wer ist
da?«, fragte ich vorsichtig, während ich zur Tür stolperte.
    »Mary Nell.«
    Na, prima.
Ich schob den Stuhl weg, um die Tür aufzumachen, und sie spazierte herein. »Wir
müssen ihn da rausholen«, sagte sie mit dramatischer Stimme, und ich hätte ihr
am liebsten eine reingehauen.
    »Ja«, sagte
ich. »Ich will ihn da auch rausholen.« Falls das ironisch geklungen haben
sollte, hatte Mary Nell Teague auf jeden Fall nichts davon bemerkt.
    »Was haben
Sie bislang unternommen?«
    Ich
blinzelte und setzte mich auf die Bettkante. »Ich habe eine Anwältin
beauftragt, die morgen früh hier sein wird«, sagte ich.
    »Oh«, sagte
sie etwas enttäuscht. »Nun, ich habe Toby Buckell angerufen, aber er hat mich
nur ausgelacht. Er meinte, er übernimmt den Fall nur, wenn er von einem
Erwachsenen angerufen wird.«
    Das konnte
ich mir gut vorstellen. »Es tut mir leid, dass er dich so respektlos behandelt
hat«, entgegnete ich und bemühte mich, aufrichtig zu klingen. »Ich weiß deine
Bemühungen zu schätzen. Aber Tolliver ist mein Bruder, und ich bin diejenige,
die sich um ihn kümmern muss.«
    Ich wollte
nett zu dem Mädchen sein, schließlich konnte sie nichts dafür, dass sie erst
siebzehn war. Aber sie ging mir einfach auf die Nerven. Dieses dramatische
Getue! Dann fiel mir wieder ein, dass sie innerhalb kürzester Zeit Bruder und
Vater verloren hatte, und ich zwang mich, etwas gastfreundlicher zu sein.
    »Möchtest du
vielleicht Kaffee oder etwas Kaltes?«, fragte ich.
    »Klar«,
meinte sie, ging zum Kühlschrank und nahm sich eine Cola. Ich setzte ein wenig
Kaffe mit der Motelkaffeemaschine auf. Kein besonders guter Kaffee, aber er war
heiß und enthielt Koffein. Ich musterte meine Besucherin. Mary Neils Gesicht
war vollkommen ungeschminkt, und ihre Haare waren zu einem sehr kurzen
Pferdeschwanz zusammengebunden. Jetzt sah

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