Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
und irgendjemand schießt aus dem Wald auf mich«, sagte ich
mit bebender Stimme. »Zwei Schüsse.«
    »Wurden Sie
getroffen?«
    »Nur von
einem Stück Granit. Aber ich habe Angst, mich von der Stelle zu rühren.« Ich
hatte vor lauter Panik angefangen zu weinen, und es kostete mich unheimlich
viel Kraft, mich verständlich zu machen.
    »Gut. Ich
schicke gleich jemanden vorbei«, sagte sie. »Wollen Sie am Apparat bleiben?«
Sie wandte sich eine Minute lang ab, und ich hörte, wie sie einen Wagen zu dem
von mir bezeichneten Ort schickte. »Wahrscheinlich ein Jäger, der Sie
verwechselt hat«, sagte sie tröstend.
    »Nur, wenn
die Rehe hier knallblau sind.«
    »Haben Sie
weitere Schüsse gehört?«
    »Nein«,
sagte ich. »Aber ich verstecke mich hinter einem der Teague-Grabsteine.«
    »Können Sie
den Wagen schon hören?«
    »Ja, die
Sirene.« Es war nicht das erste Mal, dass ich hier in Sarne froh war, die
Polizeisirene zu hören. Ich wischte mir mit meinem sauberen Handschuh übers
Gesicht. Das Polizeiauto kam mit quietschenden Reifen hinter meinem Wagen zum
Stehen, und Bledsoe, der Hilfssheriff, der Tolliver verhaftet hatte, stieg aus.
Er schlenderte zu der Stelle hinüber, wo ich am Boden kauerte.
    »Sie
behaupten, da schießt jemand auf Sie?«, sagte er. Ich hatte so das Gefühl, er
könnte auch jeden Moment seine Waffe zücken.
    Ich erhob
mich langsam und kämpfte gegen das Schwächegefühl in meinen Beinen an. Ich
lehnte mich gegen den Grabstein. Noch ein paar tiefe Atemzüge und ich könnte
wieder gehen.
    Er sah mir
ins Gesicht und klang schon viel sachlicher. »Von wo, sagen Sie, wurde
geschossen?«
    Ich zeigte
nach Westen auf den Wald auf der anderen Straßenseite. »Sie brauchen sich nur
Dick Teagues Grabstein anzusehen«, sagte ich und zeigte auf die Stelle, wo ein
Stück aus der Kante gesprengt worden war.
    Im Nu suchte
Bledsoe mit zusammengekniffenen Augen den Wald ab. Seine Hand wanderte zu
seinem Pistolenhalfter.
    »Von wem
stammt das Blut?«, fragte er. »Wurden Sie getroffen?«
    »Das war der
Splitter vom Grabstein«, sagte ich und ärgerte mich, wie zittrig meine Stimme
klang. »Die Kugel ist ganz nah an mir vorbeigepfiffen, und der Splitter hat
meine Wange gestreift.«
    Ich sah ihn
auf dem Boden liegen, hob ihn auf und reichte ihn ihm.
    »Die Wunde
könnten Sie sich theoretisch auch selbst zugefügt haben«, sagte er wenig
überzeugt.
    »Es ist mir
egal, was Sie denken«, erwiderte ich. »Und es ist mir auch egal, was Sie in
Ihren Bericht schreiben. Solange Sie hier sind und ihn daran hindern, auf mich
zu schießen, ist mir alles andere egal.«
    »Sie haben
›er‹ gesagt. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«, fragte er.
    »Nein,
keinen.« Mein Atem ging inzwischen beinahe wieder normal. Als ich so langsam
begriff, dass man mich nicht im nächsten Moment erschießen würde, kehrte ich zu
meiner ursprünglichen Einschätzung des Hilfssheriffs zurück.
    »Was hatten
Sie hier draußen überhaupt zu suchen?« Auch er nahm wieder eine feindliche
Haltung ein.
    »Ich wollte
nur den Friedhof besichtigen.«
    Er sah mich
angewidert an. »Sie sind mir vielleicht eine.«
    »Dasselbe
könnte ich über Sie sagen. Hören Sie, ich gehe, während Sie hier stehen
bleiben, denn ich möchte nicht in dieser Stadt sterben. Vielen Dank, dass Sie
gekommen sind. Wenigstens ...« Ich unterbrach mich gerade noch rechtzeitig,
bevor ich sagen konnte: »Wenigstens die Polizei hier ist noch nicht völlig
korrupt.« Das wäre dann doch taktlos gewesen, zumal der Hilfssheriff nicht auf
mich zeigte und schrie: »Los weitermachen, du kannst sie abknallen!«
    Er nickte
mir nur kurz zu. Als ich die Wagentür schloss, sagte er: »Sie standen auf Dick
Teagues Grab?«
    Ich nickte.
    »Weil Sie
wissen wollten, wie er gestorben ist?«
    Ich nickte
erneut.
    »Und, wie
ist er Ihrer Meinung nach gestorben?«
    »An einem
Herzinfarkt, genau wie sein Vater.« Ich sah den Hilfssheriff bewusst freundlich
und gelassen an.
    »Also hatte
der Arzt recht?«
    »Ja.«
    Er nickte
reichlich selbstgefällig. Ich ließ den Motor an und drehte die Heizung auf. Als
ich vom Friedhof auf die Landstraße einbog, warf ich einen kurzen Blick in den
Rückspiegel. Hilfssheriff Bledsoe fuhr direkt hinter mir her. Mir fiel ein,
dass ich unbedingt noch ins Motel musste, bevor ich zu Tolliver ging, außer ich
wollte, dass er ebenfalls an einem Herzinfarkt starb. Meine Wange war voller
getrockneter Blutspritzer, auch meine Jacke hatte welche

Weitere Kostenlose Bücher