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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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perfekten Experiment, ein
Experiment, das mich als Betrügerin entlarven sollte. Fast schon übermütig
führte er unsere kleine Schar durch das baufällige gusseiserne Tor, das den
Friedhof jahrzehntelang bewacht hatte.
    »Wo soll ich
anfangen?«, fragte ich besonders höflich. Ich habe eine gute Erziehung
genossen, bevor meine Eltern mit den Drogen anfingen.
    Clyde Nunley grinste seine Studenten an. »Nun, das hier wäre
doch prima«, sagte er und zeigte auf ein Grab zu seiner Rechten. Natürlich gab
es keinen Grabhügel, wahrscheinlich schon seit über hundert Jahren nicht mehr.
Die Inschrift auf dem Grabstein war unleserlich, zumindest für meine Augen.
Hätte ich mich mit einer Taschenlampe vorgebeugt, hätte ich sie vielleicht
entziffern können. Aber darum ging es hier nicht; sie wollten wissen, was ich
zur Todesursache zu sagen hatte.
    Das leichte
Zittern, die Schwingungen, die ich schon gespürt hatte, seit wir uns in der
Nähe des Friedhofs befanden, wurden stärker, als ich das Grab betrat. Ich hatte
das Summen in der Luft bereits wahrgenommen, bevor ich durch das verrostete Tor
gegangen war, und jetzt wurde es noch intensiver und vibrierte unter meiner
Haut. Es fühlte sich an, als nähere man sich einem Bienenstock.
    Ich schloss
die Augen, weil ich mich so besser konzentrieren konnte. Die Gebeine befanden
sich direkt unter mir, sie warteten auf mich. Ich spürte mit meinem sechsten
Sinn tief in den Boden unter meinen Füßen hinab, und das Wissen kam über mich
wie ein vertrauter Liebhaber.
    »Ein Wagen
ist auf ihn gestürzt«, sagte ich. »Es ist ein Mann, um die dreißig. Ephraim
oder so? Sein Bein wurde zerschmettert, und er wurde bewusstlos. Er ist
verblutet.«
    Eine lange
Pause entstand. Ich öffnete die Augen. Dem Professor war das Grinsen vergangen,
und die Studenten machten sich eifrig Notizen auf ihren Klemmbrettern. Ein
Mädchen sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Na gut«,
sagte Dr. Clyde Nunley schon eine Spur weniger
höhnisch. »Versuchen wir's mit einem anderen.«
    Ertappt,
dachte ich.
    Das nächste
Grab war das von Ephraims Frau. Es waren nicht die Gebeine, die mir das sagten,
ich erriet ihre Identität anhand des baugleichen Grabsteins, der direkt neben
dem für Ephraim stand. »Isabelle«, sagte ich mit fester Stimme. »Isabelle. Oh,
sie ist im Kindbett gestorben.« Meine Hand wanderte zu meinem Unterbauch.
Isabelle musste schwanger gewesen sein, als ihr Mann verunglückte. Ein schwerer
Schicksalsschlag. »Moment mal«, sagte ich. Ich wollte das schwache Echo deuten,
das ich von irgendwo unterhalb von Isabelle empfing. Sollten sie doch denken,
was sie wollten! Ich zog meine Schuhe aus, behielt aber wegen des kalten
Wetters die Strümpfe an. »Das Baby ist ebenfalls da drin«, sagte ich. »Armes
kleines Ding«, fügte ich leise hinzu. Das Baby war ohne Schmerzen gestorben.
    Ich öffnete
die Augen.
    Etwas hatte
sich verändert. Die Studenten waren zusammen-, aber auch von mir abgerückt.
    »Was kommt
als Nächstes dran?«, fragte ich.
    Clyde Nunley, dessen Mund nur noch ein schmaler Strich war,
zeigte auf ein Grab, das so alt war, dass der Grabstein gesprungen und
umgefallen war. Der Marmor war ursprünglich weiß gewesen.
    Als Tolliver
mir eine Hand auf die Schulter legte, während wir zu dem Grab hinübergingen,
sagte einer der Studenten: »Er sollte sich woanders hinstellen. Was, wenn er
ihr irgendwie Informationen zukommen lässt?«
    Es war der
ältere Student, der Typ um die dreißig. Er hatte braune Haare und die ein oder
andere graue Strähne. Sein Gesicht war schmal, und er besaß die breiten
Schultern eines Schwimmers. Er klang nicht so, als verdächtige er mich. Er
klang objektiv.
    »Das ist ein
guter Hinweis, Rick. Mr Lang, wenn Sie bitte etwas
Abstand zu Miss Connelly halten würden?«
    Ich bekam
einen Moment lang Angst, zwang mich aber, Tolliver gelassen zuzunicken. Er ging
zu unserem Auto, das wir vor der verfallenen Friedhofsumzäunung geparkt hatten,
und lehnte sich gegen die Fahrertür. Während ich zu ihm hinübersah, fuhr ein
weiterer Wagen vor, und ein junger Schwarzer mit Fotoapparat stieg aus. Es war
ein ziemlich mitgenommener Wagen, verbeult und verkratzt, aber sauber.
    »Hallo
Leute!«, rief der Neuankömmling, und einige der jüngeren Studenten winkten ihm
zu. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.«
    Der
Professor sagte: »Miss Connelly, das ist Clark. Ich
habe ganz vergessen, Ihnen zu sagen, dass die Studentenzeitung ein paar
Schnappschüsse machen

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