Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
sich am Auto zu schaffen gemacht hatte, und
sie zeigte langsam ihre Wirkung.
Ein Klopfen
an der Tür ließ mich zusammenzucken. Tolliver fuhr ebenfalls überrascht hoch.
Wir sahen uns an. Wir hatten unterwegs nicht bemerkt, dass uns jemand gefolgt
war, und hatten eigentlich gehofft, die Reporter los zu sein.
»Ja?«,
fragte Tolliver. Ich stellte mich hinter ihn und spähte über seine Schulter.
Unser Besucher hatte keinerlei Ähnlichkeit mit einem Reporter. Vor uns stand
ein verhutzeltes altes Männlein, das abgetragene warme Kleidung anhatte und
eine Auflaufform in den Händen hielt.
»Ich bin Ted
Hamilton von nebenan«, sagte der alte Mann lächelnd. »Meine Frau und ich haben
Sie mit Parker vorfahren sehen, und sie wollte Ihnen etwas rüberbringen lassen.
Sind Sie Freunde der Familie?«
»Bitte
kommen Sie herein«, sagte Tolliver notgedrungen. »Ich bin Tolliver Lang, das
ist meine Schwester Harper.«
»Ms Lang«,
sagte Ted Hamilton und nickte mir zu. »Lassen Sie mich nur das hier schnell
loswerden.« Er stellte die Auflaufform ab, die er mitgebracht hatte.
»Mein Name
ist eigentlich Connelly, aber sagen Sie ruhig Harper zu mir«, sagte ich. »Wohnen Sie und Ihre Frau das
ganze Jahr über hier?«
»Ja, seit
ich in Rente bin, schon«, sagte er. Die Hamiltons mussten in dem kleinen weißen
Haus nebenan wohnen, nördlich von uns. Ich hatte das Haus vom Fenster aus
gesehen und bemerkt, dass es bewohnt war. Normalerweise dürften die Hamiltons
und McGraws sich nicht allzu oft zu Gesicht bekommen, da sich der Parkplatz der
McGraws südlich des Blockhauses befand. Das Blockhaus der Hamiltons war ein
sehr durchschnittliches kleines Haus, das rein zufällig am See zu liegen
schien, ohne im Geringsten Rücksicht auf die Umgebung zu nehmen. Ich hatte
allerdings bemerkt, dass es einen sehr schönen Steg besaß.
»Wir bleiben
nur ein paar Tage«, sagte ich mit gespieltem Bedauern. »Das ist aber wirklich
nett von Mrs Hamilton.«
»Ich nehme
an, Sie kennen Twyla?«
Er war
offenbar ganz begierig danach, uns auszufragen, und ich war fest entschlossen,
nichts zu sagen. »Ja, wir kennen sie«, meinte ich. »Eine reizende Frau.«
»Nur ein
paar Tage? Vielleicht können wir Sie ja überreden, länger zu bleiben«, sagte Mr Hamilton. »Aber jetzt, wo schlechtes Wetter angesagt ist,
überlegen Sie es sich vielleicht noch anders. Mit einem Zimmer im Ort wären sie
besser bedient. Es dauert eine Weile, bis jemand kommt, wenn der Strom
ausfällt.«
»Und Sie
glauben, dass das passieren könnte?«
»Oh, wenn
wir viel Eis und Schnee haben, wie es für morgen Abend angekündigt wurde,
passiert das ständig«, sagte Ted Hamilton. »Meine Frau und ich haben uns schon
den ganzen Tag darauf vorbereitet. Ich bin in den Ort gefahren, habe
Lebensmittel besorgt, die Wasservorräte aufgefüllt, Öl für unsere Lampen
besorgt und so weiter. Ich hab im Erste-Hilfe-Kasten nachgesehen, ob wir auch
genügend Verbandszeug haben, solche Sachen.«
Die
aufziehende Schlechtwetterfront war eindeutig ein großes Ereignis für die
Hamiltons, und ich hatte so das Gefühl, dass sie die Vorbereitungen darauf
richtig genossen.
»Mit etwas
Glück sind wir morgen schon unterwegs«, sagte ich. »Bitte richten Sie Ihrer
Frau aus, dass wir ihr Essen sehr zu schätzen wissen. Die Auflaufform bringen
wir Ihnen morgen selbstverständlich zurück.« Nachdem wir das alles mehrmals
wiederholt hatten, ging Ted Hamilton die Außentreppe hinunter und um unser
Blockhaus herum zu seinem zurück. Weil ich jetzt darauf achtete, konnte ich
hören, wie seine Haustür aufgerissen wurde, ja, ich glaubte sogar die
neugierige, fragende Stimme seiner Frau zu vernehmen.
Ich nahm die
Alufolie vom Auflauf und entdeckte Hühnchen mit Reis. Ich schnupperte daran.
Käse und saure Sahne, ein paar Zwiebeln. »Wow«, sagte ich beeindruckt, weil es
jemand geschafft hatte, in der Dreiviertelstunde, die Tolliver und ich in dem
Blockhaus waren, ein solches Gericht zu zaubern.
»Wenn man noch etwas Huhn vom Vortag übrig hat«, sagte
Tolliver, »dauert es nur zwanzig Minuten, bis der Reis gekocht ist.«
»Ich bin
trotzdem schwer beeindruckt«, sagte ich. Mein Magen knurrte vor Appetit.
Wir fanden
Plastikgabeln, Löffel und ein paar Pappteller und verputzten die Hälfte des
Auflaufs auf der Stelle. Das war kein Restaurantessen. Das duftete nach
Hausmannskost. Nach einem richtigen Zuhause, von wem auch immer. Nachdem wir
die Form wieder mit Alufolie verschlossen und die Reste in den
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