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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gesund!«
    »Weil wir die ganze Nacht aufgeblieben sind, ihr kalte Bäder und Paracetamol verabreicht haben!«
    Matthew sah uns verständnislos an.
    »Du kannst dich kein bisschen daran erinnern«, sagte Tolliver. »Auch nicht daran, dass wir unter dem Wohnwagen schlafen mussten,
     weil lauter Freunde von dir da waren. Oder daran, dass du keinen Krankenwagen rufen wolltest, als Harper vom Blitz getroffen
     wurde.«
    »Daran erinnere ich mich durchaus.« Matthew sah Tolliver direkt in die Augen. »Du hast ihr an jenem Tag das Leben gerettet.
     Du hast sie wiederbelebt.«
    »Und du hast gar nichts getan«, sagte ich.
    »Ich habe deine Mutter geliebt«, verkündete er.
    »Ja, und ich weiß es auch sehr zu schätzen, dass du für sie da warst, als es mit ihr zu Ende ging«, erwiderte ich. »Als sie
     allein starb und du mal wieder im Knast warst.«
    »Und wo warst du?«, schoss es blitzschnell aus ihm hervor.
    »Ich habe nie behauptet, sie zu lieben.«
    »Warst du auf der Beerdigung?«
    Wenn er glaubte, mich so mit Schmutz bewerfen zu können, würde ich ihn eines Besseren belehren. »Nein. Ich gehe grundsätzlich
     nicht auf Beerdigungen. Aus verständlichen Gründen.«
    Matthew begriff immer noch nicht. Er musste in den letzten Jahren einige graue Zellen verloren haben. Anstelle einer Frage
     sah er mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Die vielen Toten. Das ist wirklich ein Problem für mich.«
    »Ach, Quatsch! Mach mir doch nichts vor! Ich bin’s, Matthew. Ich kenne dich. Du kannst andere übers Ohr hauen, aber nicht
     mich.« Matthew zwinkerte mir zu, als wären wir Teil einer Verschwörung.
    »Verschwinde!«, sagte Tolliver.
    »Ach, komm schon, Sohn!«, sagte Matthew ungläubig. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass die Sache mit dem Leichenfinden
     stimmt? Das kannst du sonst wem erzählen! In Wahrheit ist deine Schwester doch bloß so eine esoterische Spinnerin.«
    »Sie ist nicht meine Schwester, zumindest nicht direkt«, sagte Tolliver. »Wir sind ein Paar.«
    Matthew wurde puterrot. Er sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. »Du machst mich krank!«, sagte er und bereute es
     auf der Stelle.
    Nun, jeder, den wir davon unterrichtet hatten, hatte irgendwie negativ darauf reagiert. Wenn ich Wert auf fremde Meinungen
     gelegt hätte, hätte ich mir Sorgen über unsere Beziehung gemacht.
    Glücklicherweise war mir das vollkommen egal.
    »Es wird Zeit, zu gehen, Matthew«, sagte ich und löste mich von Tolliver. »Als ehemaliger Junkie und Alkoholiker bist du nicht
     sehr tolerant.« Ich hielt ihm die Tür auf.
    Matthew sah von mir zu seinem Sohn und wartete, dass Tolliver widersprach. Tolliver wies mit dem Kinn zur Tür.»Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt, bevor ich noch wütender werde«, sagte er tonlos.
    Matthew ging an mir vorbei zur Tür und warf mir einen erbosten Blick zu.
    Ich schloss sie hinter ihm und drehte den Schlüssel im Schloss. Ich ging zu Tolliver, umarmte ihn und sah in sein verschlossenes
     Gesicht. »Es könnte sich zur Abwechslung auch mal jemand für uns freuen«, sagte ich, um das Schweigen zu brechen. Keine Ahnung,
     was in Tolliver vorging. Wollte er es sich lieber noch mal anders überlegen?
    Draußen war es inzwischen vollkommen dunkel, und das Fenster sah aus wie ein riesiges Auge, zumal wir im Erdgeschoss wohnten.
     Tolliver drückte mich kurz und ging zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Wenn die Nacht draußen blieb und Tolliver und
     ich allein waren, würde es mir gleich besser gehen.
    Tolliver stand mitten vor dem Fenster und streckte die Arme zu den Vorhängen. Ich stand seitlich hinter ihm und wollte mich
     gerade aufs Bett setzen, um die Schnürsenkel aufzumachen, als alles auf einmal geschah: Es gab einen lauten Knall, mein Gesicht
     und meine Brust brannten, und ich spürte etwas Feuchtes. Ein kalter Luftzug strich über mein Gesicht, während Tolliver zurückstolperte
     und mich aufs Bett warf. Er landete auf mir und glitt dann wie eine leblose Puppe zu Boden.
    Ich sprang so schnell auf, dass ich wankte und merkte, dass unerklärlicherweise kalte Luft durch das Fenster kam. Ich sah
     an meiner Brust herunter. Sie war nass – aber es war kein Regen, sondern rote Flüssigkeit. Mein T-Shirt war hinüber. Keine Ahnung, warum mich das störte. Ich muss geschrien haben. Unbewusst begriff ich, dass Tolliver angeschossen
     worden war. Dass ich mit Glassplittern übersät war und blutete. Ja, dass plötzlich nichts mehr war wie zuvor.

6
    Ich muss

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