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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sehr
     stämmigen Frau und einem Jungen zeigten. Auf den Fotos sah man, wie der Junge groß wurde, und dann gab es noch ein Hochzeitsbild
     des erwachsenen Sohnes mit seiner Frau.
    Dr.   Bowden ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder und tat so wie ein viel beschäftigter, wohlhabender Mann, der aus reiner
     Menschenfreundlichkeit ein paar Minuten für uns übrig hat.
    »Ich heiße Harper Connelly, und das ist mein Freund Manfred Bernardo«, sagte ich. »Ich bin wegen eines Todesfalls hier, bei
     dem Sie vor acht Jahren den Totenschein ausgestellt haben. Die Tote hieß Mariah Parish.«
    »Man hat mir Ihr Kommen bereits angekündigt«, sagte er, was mir einen Riesenschrecken einjagte. »Ich kann es kaum fassen,
     dass Sie die Frechheit haben, sich hier blicken zu lassen.«
    »Warum?«, fragte ich völlig verwirrt. »Wenn Mariah Parishumgebracht wurde, lässt das eine sehr komplexe Situation in einem völlig neuen Licht erscheinen.«
    »Umgebracht?« Jetzt war er an der Reihe, verwirrt zu sein. »Aber mir sagte man   … Mir sagte man, Sie würden behaupten, dass Mariah Parish noch lebt.«
    »Nein, das habe ich nie gesagt, und das glaube ich auch nicht. Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
    Darauf antwortete der Arzt nicht. Er wirkte sehr beunruhigt, aber längst nicht mehr so abweisend. »Sie sind also nicht gekommen,
     um mit mir darüber zu streiten, dass ich den Totenschein ausgestellt habe?«
    »Nein. Ich weiß, dass Maria Parish tot ist. Ich frage mich nur, warum Sie nicht die korrekte Todesursache angegeben haben.«
    Tom Bowden errötete, was ihm nicht sehr gut stand. »Sind Sie ein Vertreter der Familie?«
    »Sie besaß keine Familie«, sagte ich. »Wir vertreten die Detektivin, die nach ihrem Baby sucht.« Was ja auch stimmte.
    »Das Baby«, sagte er, und war in einer halben Minute um fünf Jahre gealtert.
    »Ja«, sagte ich streng. »Erzählen Sie uns davon.«
    »Sie wissen doch, wie einflussreich die Joyces sind«, sagte er. »Sie hätten meine Karriere beenden, ja mich ins Gefängnis
     schicken können.«
    »Aber das haben sie nicht«, sagte Manfred genauso streng wie ich.
    »Erzählen Sie.«
    Wir hatten keine Ahnung, was da los war, doch es konnte nicht schaden, so zu tun als ob.
    »In jener Nacht, in der Nacht, in der sie starb, praktizierte ich natürlich noch in Clear Creek«, sagte Dr.   Bowden. Er drehte seinen Stuhl so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. »Damals regnete es in Strömen, genau wie heute. Ich
     glaube,es war Februar. Ich hatte noch nie ein Mitglied der Familie Joyce behandelt, die konsultierten ihre eigenen Ärzte in Texarkana
     und Dallas und hatten keine Probleme damit, kilometerweit dorthin zu fahren.« Plötzlich wirkte er tief verbittert. »Ich wusste
     natürlich, wer Rich Joyce war, jeder im Ort kannte ihn. Er war einer von den Reichen, die so tun, als wären sie ganz normal,
     wenn Sie verstehen, was ich meine. Er fuhr einen alten Pick-up und trug Jeans. So als besäße er nicht genug Geld, jedes Auto
     zu fahren, das er wollte!« Der Arzt schüttelte den Kopf über die Marotten eines Menschen, der sich alles leisten konnte, aber
     lieber beim Schlichten, Altbewährten blieb.
    »War es Rich Joyce, der zu Ihnen nach Hause kam?«
    »Oh nein, natürlich nicht«, sagte Tom Bowden. »Es war einer seiner Angestellten, soweit ich weiß. Keine Ahnung, wie er hieß.«
     Er log. »Er sagte, Mr.   Joyces Haushälterin sei krank und bräuchte mich. Man würde mir einen Zuschlag zahlen, wenn ich sofort zum Haus hinausführe.
     Natürlich bin ich hingefahren. Ungern, aber es war meine Pflicht und außerdem meine Chance, einen guten Eindruck bei Rich
     Joyce zu hinterlassen. Ich will gar nicht verhehlen, dass ich mir so etwas erhoffte.«
    Er hätte sonst was verhehlen können – mich hätte er damit ohnehin nicht überzeugt. Ich spürte, wie Manfred neben mir unruhig
     wurde. Verbiss er sich da gerade ein Lachen?
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Ich fuhr in seinem Truck mit, und wir liefen gemeinsam durch den Regen. Wir durchquerten das große leere Haus und betraten
     ein Zimmer, in dem diese junge Frau lag. Sie war in einer schlimmen Verfassung. Sie hatte gerade ein Kind zur Welt gebracht.
     Anscheinend hatte sie unerwartet Wehen bekommen. Aus den Worten des Mannes schloss ich, dass sie die Schwangerschaft nicht
     mal bemerkt hatte.«
    Ich versuchte vergeblich, das zu begreifen. »Aber als Sie dort hinausfuhren, wussten Sie da, dass Sie eine Schwangere behandeln
    

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