Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Sie wollte, dass Harper kommt, und sie hatte das Geld, uns ein lohnenswertes Geschäft in Aussicht zu
     stellen. Doch dann unterlief ihr ein furchtbarer Fehler: Sie führte Harper nicht direkt zu Richs Grab. Sie ließ Harper herumlaufen
     und ihre Fühler nach anderen Gräbern ausstrecken. Und Harper landete auf dem von Mariah. Lizzie konnte Harper glauben oder
     es lassen. Aber da sie ihr gutes Geld gezahlt hatte, beschloss Lizzie, ihr zu glauben. Jetzt wusste Lizzie, dass Mariah schwanger
     gewesen war und dass ihr Tod wahrscheinlich hätte verhindert werden können. Oder dass die Geburt zumindest unter Umständen
     stattfand, die alles andere als günstig oder normal waren, weshalb sie sich nicht davon erholte. Das Baby lag nicht bei ihr
     im Sarg, also ist etwas mit ihm geschehen. Mariahs Todesursache wurde mit einer Infektion angegeben, aber um welche Infektion
     es sich dabei handelte, verschwieg man. Ich frage mich, ob der Arzt, der den Totenschein ausstellte, den wahren Grund kannte.«
    »Dem können wir nachgehen«, sagte ich. »Wir können ihn aufsuchen und ihm Fragen stellen. Befindet sich eine Kopie des Totenscheins
     bei Mariahs Unterlagen?«
    Mir fiel auf, dass Tolliver müde aussah, und es war Manfred, der die Kopie des Totenscheins fand. »Dr.   Tom Bowden«, sagte er. Ich rief die Auskunft an, aber in dem kleinen Ort neben der Joyce-Ranch gab es niemanden dieses Namens.
     Als Nächstes versuchte ich es in Texarkana, aber auch dort wohnte kein Dr.   Tom Bowden. Manfred ging in unser Schlafzimmer und kehrte mit dem riesigen Telefonbuch von Dallas zurück. Er schlug die Rubrik
     »Ärzte« in den Gelben Seiten auf und verkündete triumphierend, dass ein Dr.   Bowden aufgeführt war.
    »Den müssen wir morgen aufsuchen«, sagte ich. »Tolliver braucht jetzt Ruhe.«
    »Oh, natürlich, klar«, sagte Manfred entwaffnend schuldbewusst.»Tut mir leid, Tolliver. Ich hatte ganz vergessen, wie gehandicapt du bist.«
    Tolliver runzelte die Stirn »Mir geht es von Tag zu Tag besser«, sagte er.
    »Klar«, versicherte ihm Manfred. »Da ich noch Energie habe, werde ich in der Zwischenzeit die Praxis dieses Arztes ausfindig
     machen.«
    »Bist du dir da wirklich sicher?«, fragte ich. »Vielleicht ist das keine gute Idee.«
    »Ich sehe sie mir nur mal kurz an«, meinte Manfred. »Ich habe nicht umsonst ein Navi und werde es einsetzen. Danke für das
     Abendbrot.« Er schob das Wägelchen vom Zimmerservice für mich hinaus auf den Flur, während ich Tolliver aufhalf. Zum ersten
     Mal seit Stunden nahm Tolliver zusätzlich zu den anderen Tabletten ein Schmerzmittel. Insgeheim machte ich mir Vorwürfe, dass
     ich nicht gemerkt hatte, wie müde er geworden war.
    Ich half ihm beim Ausziehen, und irgendwann lag er endlich mit seiner Schlafanzughose und seiner Medikamentenration im Bett.
     Ich fand eine Folge von ›Law and Order‹ und machte es mir gemütlich. Tolliver war keine zehn Minuten später eingeschlafen.
    Ich war erschöpft. Ich hatte über die Joyces, über Mariah Parish, über Victoria und ihre Tochter nachgedacht. Den ganzen Tag
     waren mir fremde Leute im Kopf herumgeschwirrt, und dann noch Rudy Flemmons Trauer. Jetzt wollte ich an nichts mehr denken
     und nicht die Last fremder Gefühle tragen. Es tat unheimlich gut, ins Wohnzimmer zu gehen und mir den dämlichsten Film anzusehen,
     den ich finden konnte. Dabei lackierte ich mir Finger- und Fußnägel. Ich rief meine kleinen Schwestern an und telefonierte
     zwanzig Minuten mit ihnen, bevor Iona meinte, sie müssten in die Badewanne. Iona versuchte das Gespräch auf meine Beziehung
     mit Tolliverzu bringen, aber ich ließ mich nicht darauf ein. Ich legte auf und war zufrieden mit mir – ein angenehmes Gefühl nach den
     vielen unerfreulichen Erlebnissen der letzten Tage.
    Apropos unerfreuliche Erlebnisse: Ich rief im Krankenhaus an und erkundigte mich nach Detective Powers. Die Rezeption verband
     mich mit dem Wartezimmer, und ich sagte dem Mann am anderen Ende, dass ich mit Beverly Powers sprechen wolle.
    »Sie kann gerade nicht ans Telefon. Parker ist soeben verstorben«, sagte die Männerstimme, danach wurde aufgelegt. Der Mann
     weinte.
    Egal, wie oft ich mir sagte, dass ich Parker Powers nicht umgebracht hatte: Hätte er nicht versucht, mich zu beschützen, wäre
     er bestimmt noch am Leben.
    Leider gab es keine Zauberformel, mit der ich das rückgängig machen konnte. Und auch keine Philosophie, die den Schmerz seiner
     Freunde und Verwandten

Weitere Kostenlose Bücher