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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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lindern konnte. Ich schaffte es nicht, die Erinnerung daran, wie er zusammengebrochen war und das Blut
     aus seiner Wunde strömte, während ich im Schatten des Wagens kauerte, zu verdrängen. Ganz besonders ärgerlich war, dass ich
     mich vor dem Mann, der so etwas Abartiges getan hatte, verstecken musste.
    Das war der Stolz, der aus mir sprach. Aber wenn jemand versucht, einen umzubringen, ist es sehr wohl sinnvoll, sich zu verstecken.
    Trotzdem passte das so gar nicht zu dem Bild, das ich von mir hatte. Vielleicht lag es an den Comics, die ich als Kind gelesen
     hatte, oder an den Frauenthrillern, die ich jetzt las. Darin ist jede Detektivin oder Polizistin in der Lage, die Bürger ohne
     Skrupel zu beschützen und den Bösewicht zur Strecke zu bringen. Jede Comic-Heldin agiert völlig angstfrei und vollbringt wahre
     Heldentaten, wenn es darum geht, die Menschheit zu retten.
    Ich dagegen hatte mich von einem abgehalfterten, nicht besonders hellen Ex-Footballspieler beschützen lassen, und er war dabei
     ums Leben gekommen.
    Er wusste, dass er in Gefahr war. Er wusste, dass das zu seinem Job gehört. Er war bereit, das Risiko einzugehen
, sagte mir mein gesunder Menschenverstand.
    Und ich habe es bereitwillig zugelassen
, musste ich mir eingestehen. Ich überlegte, was ich sonst hätte tun können. Wenn ich darauf bestanden hätte, allein zu joggen,
     wäre er mir dann trotzdem gefolgt? Vielleicht. Was, wenn ich beschlossen hätte, im Hotel zu bleiben? Ja, dann wäre er noch
     am Leben. Ich fühlte mich Parker Powers verpflichtet und konnte nur hoffen, nicht noch einmal zu versagen.

15
    In dieser Nacht schlief ich nicht besonders gut. Es war schön, Tollivers Atmung zu lauschen, während ich mich hin und her
     warf. Als das Licht unter den schweren Vorhängen hervordrang, gestattete ich mir, aufzustehen. Ich fühlte mich völlig erschöpft,
     bevor der Tag überhaupt begonnen hatte. Ich zwang mich, noch einmal aufs Laufband zu gehen, in der Hoffnung, so etwas Energie
     zu tanken. Eine Strategie, die sich nicht auszahlte.
    Falls Manfred Tom Bowdens aktuelle Praxis ausfindig gemacht hatte, würde ich Dr.   Bowden noch am Vormittag einen Besuch abstatten. Dabei dürfte es mir nicht weiter schwerfallen, an der Arzthelferin vorbeizukommen,
     denn mein Spiegelbild sagte mir, dass ich nicht sehr gesund aussah. Obwohl wir uns für eine ganz bestimmte Uhrzeit verabredet
     hatten, klopfte Manfred leise an die Tür, als ich mich anzog.
    Tolliver, der gerade aufgewacht war, grummelte griesgrämig. Dementsprechend angenehm war es, in seiner Gesellschaft zu sein.
     Manfred war dumm genug, mit penetranter Fröhlichkeit und zahlreichen Genesungswünschen auf Tolliver einzureden. Er selbst
     strotzte nur so vor Gesundheit und Energie. Wenn man dann noch die Reflexe seiner silbernen Piercings dazunahm, sprühte er
     regelrecht Funken.
    Manfred war schon am frühen Morgen sehr gesprächig.
    Auf dem Weg zur Praxis, die Manfred am Vorabend ausfindig gemacht hatte, erzählte er mir, dass ihm seine Großmutterihren gesamten Besitz vermacht hatte. Damit hatte seine Mutter, Xyldas einzige Tochter, nicht gerechnet. Aber nach ihrer anfänglichen
     Enttäuschung hatte sie es verstanden, da Manfred sich in den letzten Jahren sehr um Xylda gekümmert hatte.
    »Xylda hatte etwas zu   …?« Ich verstummte verlegen. Ich hatte gerade erstaunt nachfragen wollen, ob Xylda tatsächlich etwas zu vererben gehabt hatte.
    »Sie hatte ein paar Ersparnisse, und sie besaß ein Haus«, sagte Manfred. »Ich kann von Glück sagen, dass es zentral gelegen
     ist und die Schulbehörde das Grundstück wollte, um dort eine neue Sporthalle zu errichten. Ich habe einen guten Preis erzielt.
     Wie bereits erwähnt fand ich beim Ausräumen jede Menge merkwürdige Sachen. Was ich behalten wollte, ließ ich einlagern, bis
     ich weiß, wo ich mich selbst niederlassen will.«
    »Du möchtest dir also in Xyldas Branche den Lebensunterhalt verdienen, aber überwiegend per E-Mail und Telefon arbeiten?«
    »Das ist mein Plan, ja. Aber ich bin offen für alles.« Er sah mich schräg von der Seite an und wackelte mit den Brauen.
    Ich lachte, wenn auch widerwillig. »Wenn du bei meinem derzeitigen Aussehen auch nur ansatzweise auf mich stehst, bist du
     nicht ganz bei Trost.«
    »Hast du schlecht geschlafen?«
    »Auf jeden Fall nicht sehr viel. Detective Powers ist gestorben.«
    Manfreds Grinsen erlosch, als hätte man es ausradiert. »Scheiße. Das tut mir leid,

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