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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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in den hinteren Teil des Schlosses«, verkündete er, während Jakob ebendies tat, indem er hinter Griesbogens Rücken verschwand. »Wo der Frosch in einem tiefen Brunnen wohnte.«
    Und plötzlich war da ein riesiger grüner Frosch: Metria in einer weiteren Rolle. »Quak?« erkundigte sich der Frosch.
    »Ich brauche eine kostbare goldene Flasche, die am Boden des Brunnens liegt«, erklärte Jakob. »Denn sie enthält das einzige, was der Riese fürchtet. Kannst du sie mir holen?«
    »Na, logo«, erwiderte der Frosch.
    Nun gab es eine Pause. »Und?« fragte Jakob nach einer Weile.
    »Was, und?«
    »Holst du mir die Flasche?«
    »Ach so! Aber du hast doch nur gefragt, ob ich das könnte und nicht, ob ich es tun würde.«
    Nun gab es eine weitere Pause. »Und?«
    »Du hast gefragt, ob ich es tun würde. Du hast nicht gesagt, daß du das wünschst.«
    Langsam wurde Jakob ungeduldig. »Hör mal, Froschgesicht…« Doch dann überlegte er es sich anders. »Ja, das wünsche ich mir.«
    »Gut zu wissen, Säugetier.«
    Wieder eine Pause. »Und? Warum tust du es denn dann nicht?« wollte Jakob wissen.
    »Du hast nicht bitte gesagt.«
    »Bitte hol die Flasche für mich.«
    »Und was ist dabei für mich drin, Zahnmaul?«
    »Ach so, du möchtest etwas im Gegenzug erhalten?«
    »Sehe ich etwa so aus, als wäre ich die Wohlfahrt? Natürlich will ich was dafür haben!«
    »Was möchtest du denn?«
    »Ich möchte, daß du mich zu deinem Anführer bringst.«
    »Hä?«
    »Besonders helle bist du wohl nicht, wie?« bemerkte der Frosch.
    Jakob, der sich offenbar ziemlich ärgerte, schaffte es dennoch, nicht ausfallend zu werden. »Was willst du bei meinem Anführer? Ich meine, ich könnte mir eigentlich vorstellen, daß du es vorziehen würdest, in deinem hübschen kalten Teich zu bleiben… oder so was.«
    »Du bist doch ein Bauer, richtig? Also ist dein Anführer ein Prinz oder ein Ritter, stimmt's? Ich muß mich von einem von denen küssen lassen.«
    »Dich von einem Prinzen küssen lassen? Weshalb denn?«
    »Weil ich kein gewöhnlicher Frosch bin, sondern eine verzauberte Prinzessin, die so lange ein Frosch bleiben muß, bis ein Prinz oder König sie küßt. Wärst du ein Prinz, würde ich mich von dir küssen lassen. Aber da du nur ein Bauer bist, nützt du mir nichts. Wenn du mich aber zu deinem Prinzen führst, kann der mich küssen. Dann ist der Zauberbann gebrochen, ich nehme wieder meine prachtvolle ursprüngliche Gestalt an und kann in mein märchenhaftes Königreich zurückkehren. Alles klar?«
    »Ach so. Verstehe. In Ordnung, dann nehme ich dich mit. Aber es kann eine Weile dauern, bevor ich beim Schloß des Königs bin.«
    »Ich kann warten«, meinte die Fröschin. Dann sprang sie hinunter in den Brunnen und holte die goldene Flasche hervor, die am Rand der Bühne stand.
    Jakob nahm sie entgegen, dann machte er sich auf den Rückweg zum Schloß.
    »He, warte auf mich!« rief der Frosch. Doch Jakob war schon außer Hörweite.
    Jakob brachte der Prinzessin die Flasche. »Und nun?« fragte er sie. »Ich kann nichts da drin erkennen.«
    »Ich weiß auch nicht, was da drin ist«, erwiderte sie. »Nur, daß der Riese Angst davor hat.«
    An der Mauertür ertönte ein dumpfes Klopfen. »Quaaak!«
    »Was war das denn?« fragte die Prinzessin beunruhigt.
    »Och, das ist nur der blöde Frosch, der rein will.«
    »Weshalb will er denn rein?«
    »Weil ich ihm gesagt habe, daß ich ihn mitnehmen werde, damit er eines Tages einen Prinzen küssen kann.«
    »Tja, wenn du mit ihm diese Abmachung getroffen hast, mußt du dich auch dran halten«, sagte die Prinzessin streng. »Laß den Frosch herein, sonst weckt der mit seinem Getöse noch den Riesen.« Und tatsächlich begann eins der Augenlider des Riesen zu zucken.
    Also ging Jakob hinaus und ließ den Frosch herein. Der kam prompt auf das Kissenbett gehopst. »Ach, ist das gemütlich!« meinte er. »Aber da stimmt etwas nicht. Da muß vor kurzem eine Erbse druntergelegen haben.«
    »Da war eine blöde Zauberbohne«, meinte die Prinzessin. »Woher wußtest du das?«
    »Ich bin eine Prinzessin. Meine Haut ist sehr empfindlich. Ich habe die Ausbeulung gespürt, die die Bohne hinterlassen hat.«
    »Ach so, das erklärt natürlich alles. Und was sollen wir jetzt mit der Flasche?«
    »Der Bauernlümmel muß sie zu dem schlafenden Riesen bringen und sie öffnen. Sie enthält einen Alptraum, der den Riesen erschrecken wird. Eigentlich fürchtet er nichts auf der Welt, aber das Traumreich ist etwas

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