Harpyien-Träume
hatte. Dennoch – wenn es hier in der Nähe einen Liebesquell gab, war es auch möglich, daß es einen solchen Kobold geben könnte. Vielleicht hatte Crombies Finger aus diesem Grund hierher gezeigt.
Möglicherweise war das also ein gutes Zeichen.
Gloha kehrte ins Lager zurück. »Es war nicht, wonach ich gesucht habe«, erklärte sie bedauernd.
»Vielleicht beim nächstenmal«, warf Griesbogen ein. Er hatte gerade vorsichtig neben ihrer Lagerstätte Platz genommen. »Du bist ein so nettes Mädchen, da muß es für dich doch irgendwo einen Jungen geben.«
»Danke«, sagte sie geschmeichelt.
In der Zwischenzeit hatte Trent eine kleine Pflanze in eine große Zelthaube verwandelt. Im Zelt war genug Platz für ihn selbst, für Gloha, Mark, Metria und das Gesicht des Riesen. Der Rest von Griesbogen war mit mehrerer weiteren Zelten abgedeckt. Kissen von einem verwandelten Kissenstrauch dienten ihnen und Griesbogens Kopf als Bettlager.
Sie schmausten Beerenpasteten, weil Pastetenpflanzen die leichteste Nahrungsbeschaffung durch Verwandlung darstellten. Es gab auch Milchkrautschoten und Schokolade von einem Schokoladenstrauch. Metria und Mark brauchten nichts zu essen, deshalb begnügten sie sich damit, die Umgebung auszukundschaften. Griesbogen aß merkwürdigerweise nicht mehr als Trent.
»Bist du sicher, daß das genügt?« fragte Gloha ihn besorgt.
»Meine Krankheit hat meinen Appetit verringert«, erklärte der Riese. »Mach dir deswegen keine Sorgen.«
»Ich mache mir aber Sorgen! Du kannst doch keine Riesendinge tun, wenn du nicht ißt wie ein Riese.«
»Das stimmt. Ich bin geschwächt, und es wird immer schlimmer. Deshalb bin ich ja so froh, daß ihr mich mitnehmt. Das ist mir ein gewisser wertvoller Trost.«
»Weißt du denn überhaupt nichts über deine Krankheit? Vielleicht könntest du ein Heilmittel finden, wenn du einen Namen dafür wüßtest.«
»Ich weiß nur, daß es sich um eine Bluterkrankung handelt. Mein Körper stellt kein Blut mehr her, wie er es eigentlich tun sollte. Deshalb habe ich immer weniger, und das schwächt mich von Tag zu Tag. Ich hätte normalerweise Schwierigkeiten, mit euch Schritt zu halten, wenn ihr nicht so klein wärt.«
»Vielleicht könnte der Magier Trent dich ja in irgendeine andere Gestalt verwandeln, die nicht so viel Blut braucht«, schlug Gloha vor.
»Das würde nichts nützen«, warf Trent ein. »Diese Kreatur hätte die gleiche Krankheit. Ich kann zwar die Gestalt von Wesen ändern, kann sie aber nicht heilen.«
»Und wenn wir eine Blutwurzel fänden…«
»Nein«, wand Griesbogen sanft ein. »Mein Körper kann nur das Blut verwenden, das er selbst herstellt. Es kommt aus meinen Knochen. Aber mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich möchte dir kein Unbehagen bereiten, du wunderhübsche kleine Kreatur.«
Gloha fühlte sich wieder geschmeichelt. Sie war nicht sicher, ob sie der hohen Meinung würdig war, die der Riese von ihr hatte. Wahrscheinlich war er einfach nur froh, jemanden zu haben, mit dem er sich unterhalten konnte. »Der Gute Magier muß einen Grund gehabt haben, dich in dieses Gebiet zu schicken, so wie er mich ja auch indirekt hierher geschickt hat. Vielleicht gibt es für uns beide hier eine Lösung unserer Probleme, und vielleicht ist sie gar nicht mehr weit.«
»Der Gedanke ist ganz nett«, stimmte er düster zu.
Da kehrten Mark und Metria zurück. »Was ist das denn?« rief die Dämonin. »Treibt ihr es jetzt in einem Zelt?«
»Was du deinen Verstand nennst, ist der reinste Müllhaufen«, schimpfte Trent. »Griesbogen und Gloha haben sich nur unterhalten.«
»Und was habt ihr gemacht?« fragte Gloha.
Die Dämonin musterte sie triumphierend. »Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen! Wir haben den Storch gerufen.«
Gloha, Trent und Griesbogen blieb die Spucke weg, noch dazu beinahe gleichzeitig.
»Aber…«, brachte Gloha quiekend hervor.
»Sie hat mich geküßt«, erklärte Mark. »Das ist nicht ganz dasselbe.«
»Das kommt der Sache aber schon ziemlich nahe«, beharrte Metria störrisch.
»Wandelnde Skelette rufen keinen Storch«, widersprach Mark. »Wir setzen unsere Kleinen aus überschüssigen Knochen zusammen. Aber wie dem auch sei, ich würde mit einer Dämonin weder den Storch rufen noch etwas zusammensetzen wollen. Schließlich bin ich ein verheiratetes Skelett.«
»Ah, bäh!« machte Metria. »Was ist denn am Verheiratetsein so besonders? Der Storch hört einem trotzdem zu.«
»Du bist eine Dämonin«, ermahnte
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