Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schwebte? Er würde es sich niemals verzeihen, falls…
    Da ertönte wieder der Schrei. Diesmal vernahmen sie ihn alle. Er erscholl hinter dem Berg, genau in der Richtung, die sie eingeschlagen hatten.
    »Eins zu null für die riesige Einbildungskraft«, bemerkte Mark. Das Skelett war ebenfalls ein gutes Wesen, und Griesbogen wünschte ihm inständig, daß seiner Suche nach einer halben Seele Erfolg beschieden sein mochte. Griesbogen konnte ihm das nämlich nur zu gut nachempfinden, denn er wußte schließlich um eine ganz bestimmte Seele, die schon bald zur Verfügung stehen würde. Doch war jetzt nicht die Zeit, darüber zu reden. Das drängendere Problem war im Augenblick Gloha.
    Griesbogen hielt Ausschau nach kahlen Stellen im Gebirge, um darüberzusteigen. Er machte sich langsam an den Aufstieg und schob den Kopf über die Gipfel, um hinüberblicken zu können.
    Und dort, im dahinterliegenden Tal, stand eine Burg. Und aus einem Fenster im allerhöchsten Turmzimmer flatterte eine Fahne. Es sah aus wie Glohas Bluse.
    Metria verschwand so schnell, daß es einen Knall gab. Sie wollte der Sache nachgehen. Inzwischen berichtete Griesbogen dem Mann und dem Skelett, was er gesehen hatte, und hob sie empor, um sich selbst davon zu überzeugen. Seine Annahme, den Schrei betreffend, hatte sich bestätigt. Das war ihm eine große Erleichterung, denn nun würden sie Gloha aus ihrer augenscheinlichen Gefangenschaft befreien können.
    Schritt um Schritt überwand er den Gebirgszug, kletterte über die Gipfel und machte sich an den Abstieg. Die Burg wurde immer größer und war immer deutlicher auszumachen. Sie reichte Griesbogen ungefähr bis zum Schienbein und stand auf einem Inselchen in einem schlammigen Teich. Von dort führte ein Weg ins Erholungsgebiet der Faune und Nymphen. Ein Verdacht keimte in Griesbogen auf.
    Da erschien Metria wieder. »Gloha ist tatsächlich gefangen«, meldete sie. »Zusammen mit einer Unmenge trauriger Nymphen. Sieht so aus, als ob dieser Rüpel von einem Mann ein Nymphomane ist. Er ist von Nymphen besessen und entführt sie am laufenden Band für seine nächtlichen Vergnügungen. Dann sperrt er sie in Zellen ein und holt sich neue. Er hat Gloha mit einer Nymphe verwechselt, als er sie im Netz einfing.«
    Trents Miene bekam einen leicht grimmigen Ausdruck. »Gloha ist keine Nymphe, also sollte er sie auch nicht gefangenhalten. Übrigens bin ich auch nicht der Meinung, daß er das Recht hat, die anderen Nymphen gefangenzuhalten.«
    Wieder hatte seine Sanftmut einen gefährlichen Unterton. Dieser Nymphomane würde noch furchtbare Schwierigkeiten bekommen! Griesbogen wünschte sich, daß er selbst dazu fähig wäre, sich mit einer derart tödlichen Untertreibung auszudrücken. Aber er wußte, daß er nun einmal nichts anderes war als ein ganz gewöhnlicher Riese, selbst wenn man seine Erkrankung mit einbezog. Besäße er Trents Körpergröße, würde er überhaupt keine Rolle mehr spielen.
    »Vielleicht sollten wir Gloha erst einmal befreien, um danach mit dem Mann wegen der Nymphen zu reden«, schlug Mark vor.
    »Ja. Was Gloha betrifft, will ich kein Risiko eingehen.« Trent wandte sich an Griesbogen, was nicht allzu schwierig war, da er ja auf der Hand des Riesen stand. »Könntest du das Dach vom Turm heben, damit sie hinausfliegen kann?«
    »Ich will es versuchen«, willigte Griesbogen ein. Er trat auf die Burg zu, kniete neben ihr nieder, streckte den Arm aus und legte Daumen und Zeigefinger an das kegelförmige Dach. Dann versuchte er es hochzuheben, doch das Dach war gut befestigt. »Ich fürchte, ich habe nicht die Kraft dazu«, sagte er bedauernd. »Es gab mal eine Zeit, da wäre das kein Problem für mich gewesen. Ich könnte zwar dagegenhauen und daran rütteln, um es zu lockern, aber Gloha könnte dabei zu Schaden kommen.«
    »Das wollen wir nicht riskieren«, warf Trent hastig ein. Er wandte sich an Metria, die gerade neben ihnen schwebte. »Kannst du dich in einen Schlüssel verwandeln, um die Tür aufzusperren, damit Gloha aus dem Raum kommt und vielleicht einen anderen Fluchtweg nehmen kann?«
    »Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen!« Mit einem kleinen Puffer verschwand sie.
    Doch kurz darauf kehrte sie zurück. Für eine Dämonin sah sie plötzlich ziemlich beschämt aus. »Das ist ja eine verzauberte Burg! Ich kann sie nicht mal anfassen.«
    »Nicht mal anfassen?« fragte Trent überrascht.
    »Es ist, als wäre sie Rauch für mich«, erklärte sie. »Wenn ich versuche,

Weitere Kostenlose Bücher