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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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würdest, bevor du gehst…«
    »Ich gehe aber nicht!« rief sie. »Nicht ohne dich.«
    Sie kauerte nieder und wollte ihn gerade aufheben, doch da fiel ihr ein, daß der Flug in die Tiefe mit Griesbogen als Last gefährlich werden könnte. Schließlich war sie keine besonders kräftige Fliegerin. Also ging sie lieber kein Risiko ein, beugte den Kopf hinab und küßte ihn auf den kleinen Mund.
    Irgend etwas durchfuhr sie. Es war wie ein sanfter Schreck. Dann kippte der Boden, und sie mußte handeln. Sie packte Griesbogen, stürzte auf das Fenster zu und sprang hinaus. Die Gitterstäbe gaben willig nach. Mit einem Satz war Gloha in der Luft, spreizte die Flügel und schlug sie, so fest sie konnte.
    Doch es war nicht genug. Griesbogens Gewicht zerrte an ihr, und sie verlor viel zu schnell an Höhe, um sicher landen zu können. Sie mühte sich, noch kräftigere Flügelschläge zu machen, vermochte aber nur den Absturz ein wenig zu bremsen. Jeden Moment mußten sie unten aufschlagen.
    »Laß mich fallen!« rief Griesbogen.
    »Nein!« schrie sie zurück und umklammerte ihn um so fester.
    Der Boden raste auf sie zu. Gloha schloß die Augen.
    Sie prallte auf etwas Weiches, Fedriges. Sie machte einen Hopser, wurde vom Abprall wieder ein Stück in die Höhe geworfen.
    Sie schlug die Augen auf. Sie war auf einem riesigen, nachgiebigen Kissen gelandet und unbeschadet am Boden angelangt. Aber woher kam das Kissen?
    Das Kissen öffnete einen Mund, als Gloha zum zweitenmal darauf prallte. »Guck nicht so verdutzt aus der Wäsche«, sagte es. »Dafür sind Freunde schließlich da, nicht wahr?«
    »Metria!« rief Gloha voller Freude.
    Das Kissen löste sich auf. »Muß mich um den Magier Trent kümmern«, hallten die Worte hinter Gloha her.
    »Weshalb hat Metria uns gerettet?« wollte Griesbogen wissen, als Gloha ihn in eine Hängemattenpflanze in der Nähe legte.
    »Wir sind Freunde geworden. Wir haben es letzte Nacht beschlossen, auf dem Weg hinauf ins Zimmer. Metria braucht eine Freundin.« Gloha musterte das dahinschmelzende Gebäude. »Und ich brauchte offensichtlich auch eine.«
    »Aha. Weil Gewissen und Liebe für Metria etwas Neues sind. Es muß schwierig für sie sein.«
    »Das ist es auch. Sie muß sehr vieles auf einmal begreifen. Aber offensichtlich hat sie Erfolg damit, denn der Zauberbann löst sich gerade auf. Ich werde ihr so gut helfen, wie ich kann. Schließlich hat sie uns vor dem Tod bewahrt.«
    »Was mich zu meiner zweiten Frage führt. Weshalb hast du mich nicht fallen lassen und dich selbst in Sicherheit gebracht, wo es doch offensichtlich war, daß du uns nicht beide retten konntest?«
    »Ich habe es nicht fertiggebracht!«
    Er hakte nicht weiter nach. Sie beobachteten, wie die Burg in sich zusammenstürzte, als ihre Substanz immer mehr an Zusammenhalt verlor. Derweil öffnete sich das Vordertor, und die Nymphen kamen mit wehendem Haar über die Zugbrücke gerannt. Sie waren wieder frei und eilten nun nach Hause zurück, wo man sie gewiß willkommen heißen würde. Doch wo blieben Trent und Mark?
    Da traten auch die beiden ins Freie. Sie hatten erst die Nymphen freigelassen.
    »Was ist mit Veleno?« wollte Gloha wissen.
    Metria erschien. »Machst du Witze? Den habe ich natürlich als ersten hinausgeschafft. Er wartet dort drüben.«
    Gloha folgte mit dem Blick Metrias Geste. Veleno lag am Boden. Ein verträumtes Lächeln zierte sein Gesicht.
    Gloha schritt zu ihm hinüber. »Geht es dir gut?«
    »Es ging mir noch nie besser«, erwiderte er. »Ich mußte Metria schon bitten, mich für eine Weile in Ruhe zu lassen. Man kann nämlich nur ein gewisses Quantum delirierenden Glücks ertragen, wenn man nicht daran gewöhnt ist.«
    »Ich nehme an, da hast du wohl die Forderung der Dämonen erfüllt«, meinte Gloha. »Du hast eine Frau gefunden, die dich liebt.«
    »Metria ist keine gewöhnliche Frau. Sie ist etwas Besonderes!« Er schloß die Augen, und das verträumte Lächeln kehrte zurück. Offensichtlich war er zufrieden.
    Die Burg sackte immer weiter ab, wie schmelzendes Eis auf einer heißen Oberfläche. Rauch stieg auf und verteilte sich am Himmel. Die Burg brach zu einem Steinberg zusammen; der Berg schrumpfte zu einem Felshaufen, und der Haufen verwandelte sich blubbernd in einen Maulwurfshügel. Endlich waren auch die letzten Überreste verdampft und hinterließen nur noch eine kahle Insel in einem schmutzigen Teich.
    »So, das war's, Liebster«, sagte Metria zu Veleno. »Eigentlich wollte ich mich jetzt aus

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