Harpyien-Träume
dabei unvorstellbare Mengen an Gas und Asche in den Himmel pustet. Deshalb hat er nichts gegen die Anwesenheit der Papageien. Veleno durchfliegt gerade das Gebiet, während Metria es stichprobenweise überprüft. Ich glaube, sie werden es schon schaffen.«
»Aber wieso hilft Veleno uns überhaupt? Erst hat er uns gefangengehalten, dann wollte er beinahe… wollte er mich fast zu seiner…«
»Er hat nur getan, was er für nötig hielt, um sich aus seinem Zauberbann zu befreien«, erklärte Trent. »Und du hast wiederum dafür gesorgt, daß Metria ihn heiratet. Dafür ist er dankbar. Vielleicht hat er auch ein bißchen Schuldgefühle. Er glaubt, daß er seine Schuld erst wieder los sein wird, nachdem er dir bei deiner Suche geholfen hat, so, wie du ihm geholfen hast.«
Gloha schüttelte den Kopf. »Das leuchtet irgendwie ein. Aber weshalb konnte Metria das Gebiet nicht allein erkunden?«
»Weil sie eine Dämonin ist und der Vulkan für Dämonen nicht allzu viel übrig hat. Anscheinend haben die ihm schon öfter Streiche gespielt. Stinkbomben in seinen Schlund zu werfen, zum Beispiel. Seitdem gerät Pin-A-Tuba jedesmal in Wut, wenn ein Dämon in seiner Nähe auftaucht, und speit so lange Asche, bis er ihn vertrieben hat. Deshalb kann Metria sich nur so lange in seiner Nähe aufhalten, wie sie nicht materialisiert.«
»Aber dann kann sie doch mit niemandem reden, nicht wahr?«
»Doch, mit Veleno, weil sie eine Hälfte seiner Seele besitzt. So erweist sich Veleno für unsere Sache noch als durchaus nützlich.«
Gloha schüttelte wieder den Kopf. Es war wirklich erstaunlich, wie die Dinge sich manchmal entwickelten.
Da erschien Metria. »Wir haben einen Weg gefunden«, meldete sie. »Ich hatte zwar nicht genug Zeit, um alle Einzelheiten auszukundschaften, aber ich glaube, es ist ganz gut. Es wird zwar kein Zuckerschlecken, aber ihr müßtet immerhin ans Ziel kommen.«
»Wo ist denn Veleno?«
»Der hat eine Pause eingelegt, um mit einem anderen Paragraphenpapagei, der ihn noch nicht kannte, einen Fall durchzuplädieren. Er wird bald nachkommen.«
Tatsächlich dauerte es nur vier Augenblicke, bis der Papagei herbeigeflogen kam. Er hatte ein strahlend purpurnes Gefieder mit orangefarbenen Streifen. Metria streckte die Hand aus, und er ließ sich darauf nieder. Dann holte sie ihn zu sich heran und küßte ihn auf den Schnabel. »Das ist Nötigung!« rief er mit flatternden Flügeln. »Ein Präzedenzfall!«
»Bist du bereit, deine nächste Gestalt anzunehmen?« fragte Trent.
»Die Staatsanwaltschaft möge fortfahren«, erwiderte der Papagei.
Der Magier streckte die Hand nach ihm aus, worauf der Papagei sich in einen Klumpen Schleim verwandelte.
»Iiieh!« kreischte Metria fast nach Nymphenart, während sie versuchte, den Schleim in den Händen zu halten. Doch der glitt ihr durch die Finger und schlug klatschend auf dem Boden.
Metria wandte sich zu Trent um. »Was hast du mit meinem Liebsten angestellt?« fragte sie. »Der ist ja ganz klebrig geworden!«
»Nein, ist er nicht«, widersprach Trent milde. »Er ist nur noch nicht ganz gefestigt. Er wird gleich Gestalt annehmen.«
Und tatsächlich, schon im nächsten Augenblick formte sich der Klumpen zu etwas, das einem Liegestuhl ähnelte. Metria berührte seine Oberfläche. »Oh, das fühlt sich ja an wie Zentaurenfell«, sagte sie.
»Ganz genau. Jetzt ist er bereit, Griesbogen zu der Verpflanzungpflanze zu tragen.«
»Aber was für ein Wesen ist er jetzt?« wollte Gloha wissen.
»Ein Schleichschlamm. Ein kleiner Vetter von Schnellschlamm. Groß genug, um einen Elf zu tragen. Er kann hören und versteht uns auch, kann aber selbst nur mit Blasenbildung antworten: Weiße Blasen heißen ja, schwarze heißen nein. Alle anderen Antworten haben Grautönungen.«
»Einen Elf tragen?« wiederholte Gloha. »Du meinst…?«
»Griesbogen ist nicht mehr kräftig genug für diese Reise«, erinnerte Trent sie. »Wir können von Glück reden, daß er sich hinreichend erholen konnte, um bis zum Mittag durchzuhalten.«
Das stimmt. Griesbogen schlief immer noch – hätte er es aber nicht getan…
Hastig sah Gloha nach ihm. Er hatte die Augen aufgeschlagen, aber seine Stirn war kühl. »Ach, Griesbogen, du siechst ja dahin!« sagte sie.
Er schenkte ihr ein beruhigendes, aber sehr schwaches Lächeln.
»Wir müssen die Pflanze erreichen, noch bevor der Tag zu Ende ist«, warf Trent ruhig ein. »Ist das auf dem von dir ausgekundschafteten Weg möglich, Metria?«
»Ja,
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