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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann eine ziemlich schlimme Brandwunde verursachen. Immerhin unterstützen die Riesen unser Unternehmen jetzt wenigstens auf diese Weise, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren.« Er tätschelte die Plane. »Wir wissen diesen Transport ganz bestimmt zu schätzen.« Das darunterliegende Fleisch zuckte anerkennend. Gloha wußte, weshalb der Riese nichts sagte. Denn hätte der Berg ihn gehört, wäre die gesamte Operation aufgeflogen.
    Sie stiegen von der Hand. Auch die Plane glitt herab und erschlaffte. Dann entfernte sich die Hand wieder.
    Sie standen am Rand einer trockenen Tischebene, auf der sich Gegenstände befanden, die wie Teller aussahen. Einer unsichtbaren Anweisung folgend, glitt Veleno forsch hinein. Trent und Mark gingen rechts und links neben ihm her. Wieder konnte Gloha nur staunen.
    Unfähig, ihre Ungeduld zu zügeln, begab sie sich zu dem nächstbesten Teller, um ihn zu inspizieren. Er schien etwas zu enthalten, das nach Vanilleeiscreme aussah. Was hatte die denn hier mitten im Nirgendwo zu suchen? Gloha schaute auf den nächsten Teller. Darauf lagen mehrere Kekse, die allesamt schokoladig rochen. Auf einem dritten Teller fand sie Butterpudding vor. Andere Teller enthielten Pasteten, Kuchen, Torten, Süßigkeiten, Obst, kandierte Nüsse und diverse weitere Nachtische.
    Plötzlich begriff Gloha, was hier los war: Das war gar keine Tischebene – es war eine Nachtischebene! Angefüllt mit Nachtischen. Tatsächlich mußte es wohl das Gebiet der Nur-Nachtische sein, von dem sie mal gehört hatte. Allerdings hätte sie nie gedacht, daß sie es einmal selbst besuchen würde.
    Nun ja, es hatte keinen Sinn, alle diese wunderbaren Speisen verkommen zu lassen. Also nahm sie einen Teller mit einem Stück Meringuepastete auf, bei deren Anblick ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie wollte gerade hineinbeißen, als Mark seinen Schädel in ihre Richtung drehte. »Das ist vielleicht nicht unbedingt das Klügste«, meinte das Skelett. »Möglicherweise haben die Vulkandämpfe den Nachtisch verdorben.«
    Ein guter Einwand. Gloha warf die Pastete beiseite. Doch die flog einen Bogen und hopste ihr wieder in die Hand. »Buh!« machte sie.
    Erstaunt warf Gloha sie wieder fort, diesmal etwas kräftiger. Die Pastete huschte in einer riesigen Schlaufe dicht über den Boden und kehrte wieder zu ihr zurück. »Buh!« Konnte sie das Ding denn überhaupt nicht mehr loswerden?
    »Ich glaube, da ist eine Buh-Meringuepastete«, bemerkte Mark.
    Ach so. Von jener Sorte, die immer zu einem zurückkehrte. Also hielt Gloha sie erst einmal fest; sie war sicher, daß sie die Pastete schon bald auf irgendeine Weise loswerden konnte.
    Gloha flog ein Stück voran, um nachzusehen, welche Wunderdinge noch auf diesem Weg liegen mochten. Jenseits der Nachtische befand sich ein flaches Tal. Dort lagen zahllose Kappen umher: runde, eckige und ovale Kopfbedeckungen, die darauf zu warten schienen, daß irgend jemand sie aufsetzte. Gloha suchte sich ein Exemplar aus, das zu ihr paßte, und setzte es tatsächlich auf.
    Im selben Augenblick schlang die Kappe sich um Stirn und Ohren, mit einer solchen Wucht, daß es weh tat. Gloha versuchte, die Kappe abzureißen, doch die Kopfbedeckung haftete an ihr, wand sich um den Mund, versuchte sie zu ersticken. Hustend stürzte Gloha zu Boden.
    Dann kletterte die Kappe von ihrem Gesicht. Gloha schöpfte Luft, blieb einen Augenblick reglos liegen. Die Kappe kroch auf ihre Hand zu und wickelte sich um den Pastetenteller. Dann rollte sie mit der Pastete davon.
    Gloha setzte sich auf und starrte ihr nach. Das war ja eine Raubkappe! Ein krimineller Typ. Und sie hatte nichtsahnend zugelassen, daß sie von ihr überfallen wurde! Wie töricht von ihr, einer fremden Kappe zu trauen!
    Gloha stand auf, schüttelte den Staub ab und setzte sich wieder in Bewegung. Sie hoffte inständig, daß die anderen nicht mitbekommen hatten, wie dämlich sie sich angestellt hatte.
    Jenseits des Kappentals befand sich ein Feld, auf dem ein einziger Baum stand. Der hatte Äste, von denen nadelgleiche Dornen ausgingen, Laub, das Röntgenstrahlen abgab und Fangarme, die kleine Wasserfontänen ausspien oder furchtbare Sauggeräusche von sich gaben. Schon der Anblick ließ Gloha erschauern. Das war ja ein Dentistenbaum! Der gefürchtetste aller Bäume. Beim bloßen Gedanken, sich diesem Ungeheuer zu nähern, schmerzten ihre Zähne.
    Die Gruppe holte Gloha ein, während sie unentschlossen zögerte. »Wegen dem braucht man sich keine Sorgen

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