Harpyien-Träume
kann.«
»Ganz genau«, bekräftigte Gloha. »Dann kann er auch wieder zu einem unsichtbaren Riesen werden. Und ich könnte ihm dabei helfen, indem ich mich in eine geeignete Gestalt verwandeln lasse, die ihn transportieren kann.«
»Ich halte es für besser, einen anderen Freiwilligen zu nehmen«, wandte Trent ein.
»Warum denn? Ich will doch nur helfen?«
Trent winkte ab, und Gloha beschloß, keine weiteren Einwände vorzubringen. So begab sie sich mit Mark auf die Suche nach Nüssen und Obst und einer Decke für Griesbogen, dem es offenbar immer kälter wurde. Trent verwandelte ein Unkraut in eine Flammschlinge, die ihm Wärme spendete. Sie verzehrten ein spätes Frühstück und ruhten sich aus. Gloha stellte fest, daß sie müde war; die Ereignisse des Morgens hatten sie geistig wie körperlich erschöpft. Deshalb nahm sie neben Griesbogen auf dem Kissen Platz und versuchte, sich zu entspannen. Allerdings wußte sie, daß sie erst Ruhe finden würde, wenn sie Nachricht von der Verpflanzungspflanze erhalten hatte.
Eine Zeitlang später erwachte sie und fühlte sich schon ein wenig frischer. Es schien gegen Mittag zu sein. Griesbogen schlief neben ihr, in seine Decke eingewickelt. Er schien immer noch zu frieren. In einiger Entfernung unterhielten sich die anderen.
Metria platzte vor Gloha aus der Luft. »Gemischte Meldungen«, verkündete sie. »Die Kobolde durchkämmen das Gelände ober- und unterirdisch. Die Harpyien durchsuchen zur Zeit die Gebirge und Baumwipfel. Die Riesen und die Skelette überprüfen gemeinsam alle möglichen Verstecke. Blutwurz haben sie schon jede Menge gefunden. Hier ist ein Zweig davon.« Sie zeigte Gloha eine blutrote Wurzel. »Aber von einer Verpflanzungspflanze ist bisher weit und breit nichts zu sehen.«
»Die Riesen und die Skelette arbeiten zusammen?« fragte Gloha verwundert.
»Ja. Die Riesen können zwar weit reisen, taugen aber nicht zu Feinarbeit, beispielsweise, in die Astlöcher von Bierfaßbäumen zu spähen. Deshalb haben sie jede Menge Skelette mitgenommen, die für sie das Spähen erledigen.« Die Dämonin lächelte. »Einige Leute haben ziemlich schockiert reagiert, als die Totenschädel in ihre Häuser lugten!«
Das konnte Gloha sich lebhaft vorstellen. »Ich hoffe, daß irgend jemand die Pflanze findet. Es wäre gemein vom Guten Magier, Griesbogen zu sagen, daß er hier Hilfe bekommt, wenn es gar nicht stimmt.«
»Genau. Früher hätte mich das nicht gestört. Jetzt würde mir eine solche Irreführung allerdings sehr leid tun.«
»Du hast ja inzwischen eine Seele.« Gloha setzte sich auf. »Ich schätze, als Freundin war ich bisher eine ziemlich Niete. Ich habe mich ablenken lassen.«
»Weißt du, das ist seltsam«, bemerkte Metria. »Nachdem du gesagt hast, daß du meine Freundin sein würdest, wurde ich sofort viel selbstsicherer, und schon kam ich besser mit allem zurecht. Ich habe deinen Rat gar nicht gebraucht.«
»So ist das eben manchmal mit Freundschaften.« Gloha schaute zu Griesbogen hinüber. »Wenn ich ihm doch nur eine stärkere Freundin sein könnte!«
»Du hast alles getan, was du konntest.«
»Sein Leben habe ich aber nicht gerettet!«
Die Dämonin wirkte ungewohnt nachdenklich, als hätte ihre jüngste Erfahrung ihr zu einer bestimmten Einsicht verholfen. »Ich bin sicher, du findest schon etwas.«
Da erschienen zwei Zentauren am Himmel. Chex und Cynthia.
»Sie war noch da!« rief Cynthia mit zuckenden Pferdeschwänzen. »Und zwar genau dort, wo sie der Beschreibung nach hätte sein sollen.«
Gloha sprang auf. »Du hast die Verpflanzungspflanze gefunden? Wunderbar!«
»Freu dich lieber nicht zu früh«, wandte Chex ein. »Sie ist nämlich alles andere als leicht zugänglich.«
»Wir werden sie trotzdem erreichen«, erwiderte Gloha. »Das müssen wir einfach! Wo ist sie denn?«
»In einer Felsritze am Berg Pin-A-Tuba. Das ist nicht gerade ein freundlicher Steinhaufen.«
Plötzlich spürte Gloha, wie Angst sie überfiel. »Am Pin-A-Tuba? Das ist ja furchtbar! Wie sollen wir die Pflanze jemals dort fortschaffen, ohne daß sie von brennender Asche zugeregnet wird?«
Der Magier Trent gesellte sich zu ihnen. Er nahm Metrias Blutwurzzweig entgegen und steckte ihn in die Tasche. »Ich glaube, die Kreaturen, die uns zu Hilfe geeilt sind, werden nun doch noch zu ihrer Schlacht kommen. Wir werden den Berg belagern müssen.«
»Aber damit kommen wir auch nicht sicher in diese Ritze!« protestierte Gloha.
»O doch, sofern die
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