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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu machen«, sagte Trent beruhigend. »Das ist ein Dentistenbaum.«
    »Ich w-weiß«, bestätigte Gloha zähneklappernd.
    »Ich hab' gehört, daß solche Bäume sehr nützlich sein können, wenn man mal Zahnschmerzen hat«, warf Mark ein. »Und Leuten mit gesunden Zähnen tun sie nichts.«
    Veleno kroch dicht an dem Baum vorbei. Gloha nahm ihren Mut zusammen und folgte. Sie war erleichtert, als der Baum nicht nach ihr grapschte.
    Nun führte der Weg in eine breite, tiefe Erdspalte hinein. Das war gut, weil sie sich dort außer Sichtweite des Berges befinden würden. Doch irgend etwas war seltsam an der Sache. »Mir gefällt das nicht«, sagte Gloha.
    »Gefällt das nicht nicht«, erwiderte eine Stimme mit ärgerlichem Tonfall.
    »Wer war das?« fragte Gloha verdutzt.
    »War das das«, sagte die Stimmen mit höhnischem Unterton.
    »Machst du dich über mich lustig?« wollte Gloha wissen.
    »Über mich lustig lustig«, stimmte die Stimme ironisch zu.
    »Beachte sie nicht weiter«, riet Trent ihr. »Das ist offensichtlich eine Sarkastische Schlucht.«
    »Sarkastische Schlucht Schlucht«, bestätigte die Stimme.
    Gloha nickte, traute sich aber nicht mehr, noch irgend etwas zu sagen, weil diese Schlucht sich darauf verstand, alles Gesagte irgendwie in sein Gegenteil zu verkehren.
    Sie vernahmen Lärm in der Ferne. Es hörte sich an wie Kobolde und Harpyien, die einander Beleidigungen an den Kopf warfen. Das war eine gute Nachricht, bedeutete es doch, daß die Belagerung begonnen hatte. Und das dürfte den Berg Pin-A-Tuba von ihrer eigentlichen Mission ablenken.
    Doch schon bald darauf ertönte ein anderes Geräusch: ferner Donner. »Oh, oh«, machte Trent.
    »Ob das Fracto ist?« wollte Mark wissen.
    »Durchaus möglich«, meinte Gloha. »Der taucht doch immer im allerschlimmsten Augenblick auf.«
    »Bösartige Wesen neigen dazu, sich zusammenzuschließen«, stimmte Trent ihr zu. »Möglicherweise hat die böse Wolke einen Pakt mit dem bösen Berg geschlossen. Und durch unsere Belagerung haben wir ihn aktiviert.«
    »Na ja, solange Fracto nicht merkt, was wir vorhaben.«
    Mit gräßlicher Geschwindigkeit kam die Wolke näher. Der Himmel verdunkelte sich. Donner krachte, und gezackte Blitze fuhren hernieder. Der Regen setzte ein.
    »Ich glaube, diese Schlucht wird nicht mehr lange sicher bleiben«, sagte Trent.
    »Wenn wir uns beeilen, kommen wir vielleicht bald heraus«, sagte Mark.
    Also beeilten sie sich. Veleno sauste förmlich dahin. Der Regen fiel immer dichter, und das Abwasser von den höhergelegenen Hängen ergoß sich in mehreren Wasserfällen in die Schlucht. Schon begann sich der Boden der Erdspalte zu füllen.
    »Vielleicht sollten wir zusehen, daß wir aus dieser Schlucht kommen«, schlug Gloha vor. »Sofort! Nicht erst, wenn wir am Ende angelangt sind.«
    »Metria zeigt uns den Weg«, erwiderte Trent. »Sie müßte eigentlich wissen, ob es riskant ist oder nicht, die Schlucht jetzt zu verlassen.« Er musterte Veleno.
    Aus dem Schlund an der Vorderseite des Schleichschlamms trat eine schwarze Blase hervor. Das bedeutete nein – es war zu riskant.
    Also setzten sie ihren Marsch fort, so schnell es ging. Doch der Regen wurde heftiger. Wasser prasselte in die Schlucht, und die Sturzbäche wurden immer größer. Offensichtlich handelte es sich bei der Schlucht um eine der natürlichen Drainagen des Bergs, die zwar bei trockenem Wetter einen hervorragenden Wanderweg abgaben, bei Gewitter aber eine Katastrophe waren. Metria hatte ja nicht wissen können, daß Fracto sich auch noch einmischen würde. Und nicht nur, daß das Wasser in der Schlucht immer stärker anschwoll, es entwickelte zudem eine reißende Strömung. So blieb ihnen nur die Wahl, die Schlucht entweder sofort zu verlassen oder gegen die Strömung anzukämpfen. Das Fortkommen wurde zusehends beschwerlicher.
    »Ist es immer noch zu riskant, diese Erdspalte zu verlassen?« fragte Trent.
    Wieder erschien eine schwarze Blase.
    »Ich will mich lieber selbst davon überzeugen«, warf Gloha ungeduldig ein. Sie spreizte die Flügel und schwang sich in die Lüfte, den Windstößen zum Trotz. Schon hatte sie den oberen Rand erreicht und spähte hinaus.
    Vor ihr war die Hölle los: Die Schlucht wand sich durch eine Landschaft aus zerklüfteten Felsen, die von Ascheschichten eingefaßt waren. An heißen Stellen stieg Dampf empor, und aus heimtückischen Löchern im Gestein quoll finsterer Rauch. Die Schlucht schien der einzig sichere Weg zu sein, der durch diese

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