Harpyien-Träume
Steinhaufen. Es bewegte sich, indem es sich über die eigenen Knöchel abrollte. »Hä?« rief es, als es die Ankömmlinge erspähte. Dann hob es die Schnauze und stieß ein wildes Geheul aus.
Der Berg bemerkte es. Das Felsgestein erbebte. Dampf stieg aus kleinen Ritzen. Kochende rote Lava quoll hervor.
»Ich glaube, wir haben ein kleines Problem«, sagte Trent.
»Pin-A-Tuba weiß jetzt, daß wir hier sind«, bestätigte Gloha. »Er konzentriert sich nun auf uns. So werden wir nie durchkommen.«
»Metria«, sagte Trent. »Materialisiere.«
Die Dämonin erschien. »Du weißt, daß das noch mehr Ärger bedeutet«, sagte sie.
»Falls du dazu bereit sein solltest, uns als Lockvogel zu dienen, könnten wir unseren Marsch fortsetzen.«
Sie schürzte die Lippen. »Folgt dem Pfad bis hinauf zu dem Riß dort drüben am Bergkegel«, sagte sie und deutete auf die entsprechende Stelle. »Ich werde tun, was ich kann.«
Dann wurde Metria zu nebligem Rauch, der sich schließlich in eine monströse Kröte verwandelte. »Komm und hol mich, du Dumpfschädel!« krächzte die Kröte.
Lava kochte förmlich aus den Ritzen hervor und fing zu zischen an, als der Regen darauf niederprasselte. Das flüssige Gestein bildete sich zu Pfützen aus; dann begann es hinter der Kröte herzuströmen. Umherliegendes Holz und Gestrüpp fingen Flammen, als die Lava es im Vorbeiströmen berührte. Die Ströme vereinten sich schließlich zu einem einzigen, großen Fluß, der immer schneller wurde.
Trent schritt eilig auf den nächstgelegenen Felsgrat zu, um dem sengenden Gesteinsstrom zu entgehen. Der umgab ihren höhergelegenen Punkt schon bald wie ein seichter See. Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als dem Grat nach oben zu folgen.
Der Gipfel lief immer höher und spitzer zu. Die Lava hinderte die Gefährten daran, sich auf flacheres Gebiet zurückzuziehen, weshalb sie auf dieser Höhe bleiben mußten. Der Grat wurde immer spitzer, bis die beiden Seiten sich wie ein Messerschnitt zusammenfügten.
Veleno hatte keine Schwierigkeiten damit. Der Schleichschlamm glitt einfach über die messerscharfe Felskante und blieb daran haften wie eine Schnecke. Griesbogen hatte sicheren Halt und wurde gefahrlos weiterbefördert. Gloha konnte dicht über den Grat hinwegfliegen, obwohl der Regen und die Windstöße ihr das Vorankommen nicht gerade erleichterten. Mark dagegen erklomm den Felsgrat, da er kein Fleisch besaß, das von der scharfen Kante hätten zerschnitten werden könnten. Blieb nur noch Trent.
Doch dieses Problem wurde von Mark gelöst. Mit einem Tritt nahm er die Gestalt einer Plattform an, die sich über die scharfe Kante legte, zu beiden Seiten von Arm- und Beinknochen abgestützt. Trent nahm auf dieser Plattform Platz, worauf das Skelett forsch davonglitt und ihn mitnahm. Gloha war sogar in der Lage, sich zu ihnen zu gesellen, was es ihr ersparte, gegen die nebligen Winde ankämpfen zu müssen.
Da flatterte ein weiterer Vulgär vorbei. Er kreischte auf, als er sie bemerkte. Dann hielt er sofort auf den Bergkegel zu.
»Wir sollten uns beeilen«, meinte Trent gelassen.
Also beeilten sie sich. Die Skelettplattform klapperte über den Felsgrat; der Schleichschlamm hielt Schritt. Der Grat schien auf den Riß im Kegel zuzuhalten, an den Metria sie verwiesen hatte, doch im letzten Augenblick wandte er sich wieder vom Kurs ab. Nun steckten sie am Ende einer langen Insel fest, durch schmelzendes Felsgestein vom Bergkegel getrennt. Sie erblickten deutlich den Riß in der Bergwand, den sie als Weg zur gegenüberliegenden Seite des Kegels hätten nutzen sollen, doch sie kamen nicht an ihn heran.
Da erfuhr Pin-A-Tuba von ihrer Anwesenheit. Der Kegel rumpelte. Der Gipfel spie einen Sturzbach aus Asche hervor. Der Berg versuchte, sie mit seiner Asche zu erwischen, doch dazu waren sie schon zu dicht herangekommen. Der größte Teil der Asche und des heißen Gesteins prasselten viel zu weit von ihnen entfernt zu Boden.
Gloha hätte zwar hinüberfliegen können, obwohl sie in den verbliebenen, heißen Ascheregen um ihre Flügel gefürchtet hätte. Doch die anderen wären davon ausgeschlossen geblieben. »Verwandle mich in einen Vogel Rokh, dann trage ich euch hinüber!« rief sie Trent zu.
»Nein. Auf ein Ziel von solcher Größe könnte der Vulkan sich leicht ausrichten und deine Flügel mit Feuerkugeln bombardieren. Wir müssen so klein bleiben, wie wir sind.«
»Da kann ich helfen«, meldete Marks Kopf von der Plattform aus. »Gib mir einen
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