Harpyien-Träume
Tritt, daß aus mir eine Leiter wird. Dann könnt ihr auf die andere Seite steigen.«
»Gute Idee. Aber wie soll ich ohne deine Hilfe auf diesem messerscharfen Grat stehenbleiben?«
Der Schleichschlamm pustete eine weiße Blase hervor. Dann glitt er in die Höhe, bis seine schlammige Schnauze die rasiermesserscharfe Felskante bedeckte. Rechts und links davon verhärtete sich der Schlamm und stumpfte den Grat ab.
»Danke«, sagte Trent. Er trat vorsichtig von der Plattform und setzte sich auf die Kante, geschützt von dem gerundeten harten Schlamm. Gloha blieb nervös in der Nähe schweben.
Dann hievte Trent die Knochenplattform hinauf, hielt sie über seinen rechten Fuß und verpaßte ihr einen kräftigen Tritt. Sie flog auseinander und bildete eine Doppelreihe aus Knochen, die durch Querstreben miteinander verbunden waren. Tatsächlich hatte Mark sich in eine Strickleiter ohne Stricke verwandelt.
An beiden Enden befand sich je eine Skeletthand. Trent hob die zusammengesunkene Leiter auf und legte sie über den Grat. Die Finger befühlten den Felsen, bis sie einen guten Halt gefunden hatten, dann schloß sich die Hand fest. Als nächstes reichte das andere Ende Trent an Gloha. Sie nahm die Knochenhand entgegen und flog damit zum Fuß des Kegels hinüber. Hinter ihr spannte sich das Knochenseil. Es war sehr schwer, doch auf diese kurze Strecke würde es schon gehen. Gloha landete auf dem Riß und beugte sich hinunter, um die Hand dort zu befestigen. Die Finger fanden einen festen Halt, und kurz darauf spannte sich die Knochenleiter.
Der Schleichschlamm glitt auf die Leiter und machte sich an die Überquerung. Er kam nur langsam voran, weil es nur wenig Oberfläche gab, an welcher der Schlamm hätte haften können, doch immerhin kam er voran und führte auch Griesbogen dabei mit.
Der Berg Pin-A-Tuba merkte, was geschah. Er stieß ein zorniges Rumpeln aus. Plötzlich schoß so viel Asche aus dem Kegel empor, so schnell und so wuchtig, daß sie nicht mehr herunterrieselte, sondern hoch in der Luft schweben blieb und ganz Xanth um ein Grad abkühlte. Trotzdem konnte er die Überquerung nicht verhindern.
Veleno und Griesbogen schafften es auf die andere Seite. Dann machte sich Trent daran. Auf allen vieren begab er sich auf die Leiter, als würde er an ihr hochklettern.
Doch nun eilte Cumulo Fracto Nimbus, das bösartige Gewitter, dem Vulkan zu Hilfe. Er blies und blies und versuchte, den Mann in die Tiefe zu wehen. Als das nicht klappte, bildete er einen gräßlichen Trichter aus. Dieser Trichter schien alles aufzusaugen, was er berührte, und er verfügte über gewaltige Kräfte. Das bedeutete höchste Gefahr!
Trent sah, was da geschah. »Metria!« rief er.
Die Dämonin erschien. »Du weißt hoffentlich, daß mein Auftauchen nur Pin-A-Tubas Aufmerksamkeit auf…« Da erblickte sie den Trichter. »Alles klar. Ich kümmere mich darum.« Sie verwandelte sich in das größte Stinkhorn, das Gloha in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.
Der Trichter fuhr heran und griff blindlings nach dem Mann auf der Leiter. Das Heulen des Windes übertönte fast alle anderen Geräusche. Das Stinkhorn setzte sich in Bewegung, um den Trichterschlund abzufangen. Im nächsten Augenblick hatte er es auch schon aufgesaugt.
Eine kurze Pause trat ein, dann explodierte der Trichter plötzlich mit einem widerlichen Geräusch, wie es für Stinkhörner typisch war. »BBBRRRRRUMMPPPPOOPOOH!« Der Lärm löste sich in einen klebrigen Nebel auf, der das ganze Gebiet überzog. Als die stinkende Schwade sie erreichte, wäre Gloha beinahe erstickt. Die Dämonin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, um den Schlund der üblen Wolke von ihnen abzuwenden!
Nicht nur das: Fracto selbst war so stark mitgenommen von dem Geruch des Stinkkrauts, daß er nicht mehr imstande war, mit seinem Wolkenbruch fortzufahren. In tausend Stücke zerrissen, trieb er davon, und ein erster Sonnenstrahl wagte sich hervor, wenngleich er an den Kanten von dem schwebenden Geruch zerfranst war. Sogar die geschmolzene Lava am Boden bäumte sich auf, schlug Blasen und verhärtete. Einem Stinkhorn konnte nichts und niemand standhalten.
Machtlos vollführte der Vulkan einen Ausbruch nach dem anderen. Trent schaffte es auf die andere Seite, dann zog er die Leiter hinter sich ein. Nun befanden sie sich alle auf dem Spaltenpfad, ganz nahe am Ziel. Um sicherzugehen, flog Gloha mit Marks Leiterende hinauf und half ihm, ein Stück pfadaufwärts Halt zu finden. Dann benutzten die
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