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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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hervorzubringen, doch war nicht zu übersehen, daß er sich redlich darum bemühte.
    »Wenn du uns jetzt ungehindert passieren läßt, wollen wir das kleine Mißverständnis einfach vergessen«, fuhr Trent fort.
    Der Drache nickte ein zweites Mal. Also gingen sie auf ihn zu. Doch Gloha bemerkte, daß die Hand des Magiers bereit war, eine Geste zu machen, für alle Fälle. Es war deutlich, daß Trent sich kein zweites Mal würde erwischen lassen. Er mochte zwar jung aussehen, verfügte aber über mehr als ein halbes Jahrhundert E r fahrung. Was ja möglicherweise auch der Grund dafür war, daß Crombies Magie ihn als Helfer auf ihrer Reise ausgemacht hatte.
    Der Drache versuchte nicht noch einmal, sie zu vereisen, und deshalb sah Trent sich nicht veranlaßt, ihn zu verwandeln. Sie k a men an ihm vorbei und betraten ein weiteres Netzwerk von Gä n gen. Doch das schlafende grüne Glühen der Leuchtpilze markierte immer noch den Weg, und je weiter sie sich vom Hort des Schneedrachen entfernten, um so wärmer wurde die Luft und um so gesünder schienen auch die Pilze zu werden.
    Tatsächlich verwandelte sich die Temperatur vom Eisigen übers Warme bis hin zum Schwitzigen. Cynthia zog die Jacke aus und steckte sie weg, das Hemd behielt sie allerdings an. Wahre Zenta u ren kannten natürlich keinerlei Scham, was ihre Körper anging, und sie zeigten in aller Offenheit Dinge – und taten sie auch –, die normalen Menschen durch die Erwachsenenverschwörung streng verboten waren. Doch als verwandelte Zentaurin hatte Cynthia mehr menschliche Hemmungen als die meisten anderen, sonst hätte sie nicht mit Verlegenheit auf den Zwang reagiert, den M a gier durch Küssen wieder zum Leben erwecken zu müssen. Gloha, eine Kreuzung der ersten Generation wußte nicht so recht, welche gesellschaftlichen Hemmungen man von ihr erwartete, und so hielt sie sich erst einmal an die menschlichen, bis sie einen Grund hatte, sich anders zu verhalten.
    Die Luft wurde regelrecht heiß. Cynthia und Gloha schlugen beide mit den Flügeln, um sich abzukühlen, während Trent den Eindruck machte, als hätte er am liebsten einen Teil seiner Kle i dung ausgezogen. Falls die Hitze noch schlimmer werden sollte, würden sie darüber diskutieren müssen, ob es möglicherweise Ausnahmefälle gab, in denen Nacktheit zu dulden war.
    Ob sie etwa geradewegs auf den Hort eines Feuerdrachen zugi n gen?
    Nein. Wie sich herausstellte, war es eine Feuergrube ohne Dr a chen. Dunkle Flüssigkeit blubberte aus tiefer gelegenen Ritzen empor und bildete brennende Pfützen. Der markierte Weg führte um die Grube herum, indem er eine kleine Furche in der Seite n wand bildete. Doch war die Höhle geräumig genug, daß Gloha und Cynthia fliegen konnten, so daß sie keine Schwierigkeiten ha t ten. Doch Trent mußte dem unzulänglichen Pfad folgen.
    »Wenn du dich doch auch verwandeln könntest, so wie Dolph«, sagte Gloha zu ihm.
    »Dolph?« fragte Cynthia.
    »Sein Enkel, Prinz Dolph. Er kann sich in jede lebende Gestalt verwandeln«, erklärte Gloha. »Er ist genauso alt wie ich, aber schon verheiratet, und er und seine Frau haben Zwillinge.« Sie versuchte den Neid aus ihrer Stimme herauszuhalten, was ihr a l lerdings nicht so recht gelang.
    »Dann ist der Magier Trent also Urgroßvater?«
    »Ja. Aber ich glaube kaum, daß irgend jemand, dem wir jetzt b e gegnen, uns das glauben wird.« Sie lachten beide laut, während sie in der Luft schwebten. Es war gut, wieder gemeinsam ein Stück zu fliegen, so kurz es auch sein mochte.
    In der Zwischenzeit versuchte Trent mit immer geringerem E r folg, auf dem winzigen Pfad zu bleiben. Es gab einfach nicht g e nug Platz für seine Schuhe. Jeden Augenblick drohte er abzuru t schen und an der steilen Höhlenwand direkt ins Feuer zu stürzen.
    Er blieb stehen. »Wie fliegst du eigentlich, Cynthia?« rief er ihr zu.
    »Du hast mich doch verwandelt, da weißt du das nicht? Ich schlage einfach mit den Flügeln und hebe ab.«
    »Das ist aber interessant«, bemerkte Gloha. »Er hat dich verwa n delt und muß dir daher auch die Magie des Fliegens verliehen h a ben, und doch weiß er nicht, wie diese Magie funktioniert.«
    »Das stimmt leider«, bestätigte Trent. »Ich begreife mein eigenes Talent nicht, ich rufe es nur ab. Aber mein Problem ist dadurch noch nicht gelöst. Ich weiß nicht, wie ich diesen verdammten schmalen Pfad bewältigen kann!«
    »Vielleicht könntest du ja neben ihm herfliegen und ihn an die Wand drücken«, schlug Gloha

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