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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Teil seiner Zunge ebenfalls, aber die Augen müssen noch bearbeitet werden.« Und so küßte sie das linke Auge.
    Seine Zunge? Gloha fragte lieber nicht nach.
    Anschließend bearbeiteten sie Trents Nase und die Ohren, bis sie schließlich mit dem Gesicht fertig waren. Dann kam der Rest seines Körpers an die Reihe. Abwechselnd preßten sie ihn fest an sich und kratzten die abtauenden Eisstücke ab. Seine Kleidung war kaum feucht geworden; sie schafften es, das meiste Eis zu entfe r nen, noch bevor es an den Kanten zu schmelzen begann.
    Trent rührte sich. »Thanke, meinh Thamen«, sagte er ein wenig kühl. Doch es war eine Kälte des Körpers und nicht des Herzens. »Eth gibt Schlimmmereth, alth von thwei hübthen jungen Damen inth Leben thurückgeküth und – umarmt thu werden.«
    Gloha und Cynthia wechselten anderthalb feste Blicke. Dann tauschten sie ein Halbkörpererröten aus. Das stellte für beide eine gewaltige Leistung dar, denn die Kleidung und das Fell der Ze n taurin verbargen normalerweise dergleichen, während Glohas Haut kobaltdunkel war. Doch kurz darauf stieg der Dampf von ihren Gesichtern auf.
    »Vergeudet die Hitze nicht!« rief Trent. »Mir ist immer noch kalt!« Und tatsächlich, er zitterte noch.
    »Wer A sagt, muß auch B sagen«, meinte Cynthia.
    Sie richteten den Magier wieder auf und umarmten ihn von be i den Seiten, übermittelten ihm die Hitze ihrer Körper. Bald darauf war er durchgewärmt. »Ich danke euch beiden, daß ihr mir das Leben gerettet habt«, sagte er. »Aber vielleicht sollten wir lieber niemandem davon erzählen. Es könnte sein, daß andere die Sache falsch verstehen.«
    Sie stimmten ihm begeistert zu. Das sollte ihr Geheimnis ble i ben. Noch geheimer aber waren Glohas heimliche Gefühle. Sie hatte noch nie einen Mann geküßt, gleich welcher Art, jedenfalls nicht auf den Mund, und schon gar nicht hatte sie einem das G e sicht abgeleckt. In seinem verjüngten Zustand besaß Trent den Körper eines stattlichen jungen Mannes. Jetzt erkannte Gloha, daß sie auf einer bequemerweise verborgenen Ebene diese Erfahrung durchaus genossen hatte. Sie hegte den Verdacht, daß es Cynthia nicht anders erging, denn die hatte schließlich schon gestanden, daß das Aussehen des Magiers sie bereits bei ihrer ersten Bege g nung betört hatte. Sie mochte inzwischen eine Zentaurin sein – das änderte jedoch nichts an ihrer Herkunft. Außerdem besaß sie noch immer den Oberkörper eines menschlichen Mädchens. So hatte sie vielleicht doch noch Rache an Trent geübt, sofern man dies als ›Rache‹ bezeichnen konnte. Vielleicht hatten jetzt aber auch beide einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es höchstwahrschei n lich sein würde, wenn sie sich erst einmal richtig mit den männl i chen Exemplaren ihrer eigenen Art anfreundeten.
    »Aber jetzt«, fuhr Trent fort und stellte jene Führungsqualität wieder unter Beweis, die ihn zum Mann machte, ganz zu schwe i gen von einem früheren Magier-König, »müssen wir uns um di e sen Drachen kümmern.«
    »Ja«, stimmten sie beide zu, mit jener Qualität der Liebenswü r digkeit, die sie zu unschuldigen Maiden machte, so sehr diese U n schuld auch durch die jüngsten Ereignisse befleckt worden sein mochte.
    »Ich kann ihn natürlich in irgend etwas Harmloses verwandeln, da ich jetzt um seine Natur weiß. Aber ich möchte nicht durch übereiltes Handeln Unheil anrichten. Das habe ich mehr als genug getan, als ich noch so jung war, wie ich jetzt aussehe.« Er warf Cynthia einen bedeutungsschwangeren Blick zu. Die trat daraufhin den Beweis an, daß sie noch nicht ihre gesamte Gesichtsfärbung verbraucht hatte, so rot wurde sie. »Glaubt ihr, daß es nur ein Mißverständnis war und der Drache mich vereist hat, bevor er begreifen konnte, daß wir einen Passierschein haben?«
    Gloha überlegte. »Ich glaube, der Drache hätte auch noch einen zweiten kalten Luftzug durch den Tunnel jagen können, um uns alle zu gefrieren, wenn er gewollt hätte. Vielleicht war es also ta t sächlich ein Mißverständnis.«
    »Ja, das leuchtet ein«, stimmte Cynthia ihr zu. »Wir sollten ihm noch eine Chance geben.«
    »Aber sobald der Bursche tief Luft holt, werde ich ihn verwa n deln«, erklärte Trent grimmig.
    Vorsichtig umrundeten sie wieder die Ecke. Der Drache war immer noch da. »Hör mal, alter Knabe – wir haben einen Passie r schein, mußt du wissen«, sagte der Magier.
    Der Drache nickte. Seine Schnauze war nicht dafür geschaffen, Entschuldigungen

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