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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Cynthia, die ich in meiner Jugend in diese Gestalt verwandelt habe. Seitdem hat sie die Zeit im Teich der Gehirnkoralle zug e bracht. Sie…«
    »Sie möchte gern die einzigen anderen Flügelzentauren von Xanth kennenlernen!« ergänzte Chex. »Ach, wie schade, daß sie nicht jünger ist!« Dann legte sie verlegen die Hand auf den Mund. »Das hätte ich nicht sagen dürfen. Es ist nur, daß…«
    »Warum hättest du sie denn lieber jünger?« erkundigte sich Trent, als wäre er nur neugierig.
    »Ach, ich hatte die törichte Idee… unser Fohlen Che… nein, das war nur so eine Anmaßung, für die ich mich entschuldigen möc h te. Ich war einfach nur verblüfft, noch eine Flügelzentaurin vor mir zu sehen.«
    Trent brauchte mit Cynthia nicht einmal den Blick zu wechseln. »Wir haben etwas Jugendelixier dabei. Körperlich können wir sie mühelos ein Jahrzehnt jünger machen.«
    »Wozu? Sie hat ihre Kindheit doch schon hinter sich. Die möc h te sie doch bestimmt nicht noch einmal durchleben müssen.«
    »Vielleicht doch, wenn sie dafür bei ihrer eigenen Art bleiben kann.«
    Chex blickte Cynthia an. »Du warst ein Mensch, bevor du verwandelt wurdest?«
    »Ja«, bestätigte Cynthia. »Ich war sechzehn. Zentaurin bin ich noch kein Jahr, in echter Lebenszeit gerechnet. Ich habe zu fliegen gelernt. Aber ich war die einzige meiner Art. Die richtigen Zentauren… die…« Ihre Miene umwölkte sich, offensichtlich von unangenehmen Erinnerungen gepeinigt.
    Chex trat rasch vor und legte einen Arm um Cynthias Schulter. »Ich kenne dieses Gefühl. Sie lehnen Mischlinge ab. Selbst meine eigenen Großeltern haben sich am Anfang geweigert, etwas mit mir zu tun zu haben. Wenn du dich uns gern anschließen würdest…«
    »Und ob!«
    »Kennst du denn die Zentaurengeschichte?«
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Cynthia verlegen.
    »Wärst du bereit, sie zu lernen? Das würde einige Jahre dauern. Du mußt nämlich wissen, daß ein Mensch deines Alters intellektuell einem Zentauren von acht oder neun Jahren entspricht. Unser Fohlen Che ist acht.«
    »Ich würde eure Geschichte sehr gern erlernen.«
    »Che ist im Augenblick nicht da. Er befindet sich im Koboldberg. Wir…« Chex blickte einen Moment nachdenklich drein. »Wir vermissen die Kinder.«
    Cynthia schaute zu Trent hinüber. Der reichte ihr das winzige Fläschchen mit dem Elixier. Sie nahm es entgegen, öffnete es und schluckte die wenigen Tropfen der Flüssigkeit.
    Plötzlich war sie körperlich eine Achtjährige geworden. Die Dosis hatte ihr Alter halbiert. Als Einhorn wäre sie voll ausgewachsen, doch Zentauren entwickelten sich ähnlich wie Menschen, und so war sie nun eine Halbwüchsige. Ihre Jacke hing schlaff an ihr herab. »Oh!« rief sie matt. »Ich wußte nicht, daß das so schnell geht!«
    »Erste Zentaurenlektion«, sagte Chex. »Du brauchst keine Kleidung, solange es das Wetter gestattet. Wie du siehst, macht es mir auch nichts aus, meinen Körper zur Schau zu stellen.« Sie half dem Fohlen dabei, die Kleidung abzulegen. Nun stand Cynthia nackt da. Die vormals üppigen Brüste waren verschwunden, und ihr menschlicher Körperabschnitt hatte plötzlich wieder etwas Jungenhaftes. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz geschrumpft.
    »Ich glaube, wir sind jetzt fertig«, meinte Trent.
    »Das glaube ich auch«, stimmte Gloha zu. Sie kam herübergeflogen, um Cynthia zum Abschied zu umarmen, denn das Zentaurenkind war nun ungefähr so groß wie ein ausgewachsenes Koboldmädchen. »Vielleicht begegnen wir uns ja bald wieder.«
    »Ach, das hoffe ich sehr!« meinte die junge Cynthia. »Schließlich kennen wir uns schon mein halbes Leben lang.«
    Trotz ihrer Tränen mußte Gloha lachen. Rein technisch gesehen war diese Behauptung richtig, auch wenn die wenigsten es verstehen würden. Cynthia war nun nur noch halb so alt wie zu der Zeit, da sie sich gekannt hatten. Sie lösten sich voneinander.
    Cynthia musterte Trent. Irgend etwas an ihrem Verhalten wies darauf hin, daß sie ihre Erwachsenengefühle ihm gegenüber noch nicht gänzlich vergessen hatte, doch sie sagte nichts. Gloha mußte aus irgendeinem Grund plötzlich an Jana und Braille Zentaur denken.
    Der Magier tat, als würde er es nicht bemerken. »Leb wohl, Zentaurenfohlen«, sagte er.
    »Ich danke dir – für was auch immer«, erwiderte sie.
    Chex führte Cynthia ins Haus. Die Tür schloß sich. Gloha wußte, daß diese abrupte Trennung das Beste war. Entschlossen wandte sie sich ab. Es würden andere Zeiten kommen.

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