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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bis dahin mußte sie sich um ihr eigenes Anliegen kümmern.

6
Mark
    Sie nahmen den Weg, den sie gekommen waren, fort von dem Haus. Gloha mußte Tränen der Wehmut zurückdrängen, als sie Cynthias Hufabdrücke sah. Es war zwar nur eine Zwischenepisode gewesen, dennoch mochte sie das geflügelte Zentaurenmädchen und vermißte es bereits.
    »Das ist aber nicht derselbe Weg«, bemerkte Trent.
    »Das muß er aber sein. Wir folgen doch unseren eigenen Spuren!«
    »Die Landschaft ist anders. Wir befinden uns nicht mehr auf Com-Puters magisch bestimmten Weg. Schau doch nur, da ist ein Vulkan.«
    »Ein was?«
    »Ein Berg, der sich auf magische Weise entzündet und dann überall seine Asche ablädt.« Trent wies auf diese Kuriosität.
    Gloha folgte seinem Blick und sah das kegelförmige Ding, aus dessen schmaler Spitze Rauch hervortrat. Plötzlich rülpste es eine Wolke hervor, die sich rasch ausdehnte und über die Landschaft breitete. Graue Partikel schwebten wie Schnee herab. Gloha streckte die Hand aus und griff sich eins davon. Tatsächlich, es war ein Stück Asche. »Wunderbar«, meinte sie.
    »Das kommt darauf an, wie dem Vulkan gerade zumute ist. Wenn er etwas dagegen hat, daß wir zu dicht an ihm vorbeiziehen, müssen wir einen anderen Weg suchen.«
    »Aber wir wollen doch den verzauberten Weg nicht verlassen. Das wäre doch viel zu unsicher.«
    »Möglicherweise sind wir jetzt auch nicht mehr in Sicherheit«, wandte er ein. »Denn vielleicht ist das gar kein verzauberter Weg mehr.«
    Das kam ihr merkwürdig vor. »Folgen wir ihm trotzdem. Wenn es gefährlich wird, können wir immer noch einen anderen suchen.«
    »Eine unbelebte Gefahr kann ich nicht transformieren«, ermahnte Trent sie. »Gegen diesen Berg dort wäre ich hilflos, falls er in Wut geraten sollte.«
    »Dann müssen wir eben hoffen, daß er nicht in Rage gerät«, antwortete Gloha unbesorgt. Was für eine Vorstellung, ein wütender Berg!
    Der Berg rumpelte drohend. Verstärkt stiegen Rauchschwaden von seinem Gipfel auf. Trotzdem konnte Gloha die Sache nicht ganz ernst nehmen. Schließlich waren Berge etwas Unbelebtes. Sie konnten doch keine Gefühle haben! Es war gar nicht denkbar, daß Berge etwas dagegen haben könnten, wenn jemand zu dicht an ihnen vorbeiging. Deshalb mußte dieses Rumpeln ein purer Zufall sein.
    »Ich glaube, das ist der Berg Pin-A-Tuba«, sagte Trent. »Ich habe mal von ihm gehört. Wenn er wütend wird, stößt er so viel Asche und Dampf aus, daß es ganz Xanth überschattet, die Sonne nicht mehr durchdringen kann und das Land auskühlt.«
    »Was für ein komischer Name für einen Berg«, bemerkte Gloha.
    Der Weg führte unmittelbar zum Fuß es Vulkans. Trent hatte recht – auf diesem Weg waren sie wirklich nicht gekommen. Auch Cynthias Hufspuren waren nicht mehr zu sehen. Der Weg hatte sich auf magische Weise verändert. Wenn Magie im Spiel war, konnte zwar alles mögliche passieren, trotzdem war das ein wenig seltsam. Natürlich hätte sie jederzeit davonfliegen können, aber Trent blieb diese Möglichkeit versagt. Deshalb war es das beste, am Boden zu bleiben.
    Sie vernahmen ein weiteres Rumpeln, und wieder stieg Rauch auf. Diesmal bebte der ganze Boden. Es hatte den Anschein, als reagierte der Berg wie eine gereizte Sphinx. Aber das bildete Gloha sich wahrscheinlich nur ein.
    »Mir gefällt das nicht«, murrte Trent.
    »Könntest du nicht ein Wesen in irgend etwas verwandeln, das uns schnell an dem Berg vorbeiträgt?«
    Er blickte sich um. »Ich kann weit und breit kein Lebewesen ausmachen. Kein Tier und keine Pflanze.« Tatsächlich war das ganze Gebiet mit grauen Ascheschichten bedeckt, wie von schmutzigem Schnee.
    »Dann verwandle mich doch in einen Vogel Rokh. Dann trage ich dich hinüber«, schlug Gloha vor.
    »Das wäre noch gefährlicher. Soviel ich weiß, mag der Berg keine großen Vögel und schießt mit heißen Steinen nach ihnen, und zwar mit unangenehmer Zielgenauigkeit.«
    Nun ertönte ein noch lauteres Grollen. Ein heißer Felsbrocken schoß aus dem Schlund des Berges hervor. In hohem Bogen zog er über den Himmel und prallte ein Stück abseits mit einem Donnern auf. Ihm folgte immer dichter werdender Rauch. Der Ascheregen verstärkte sich. Langsam verfilzte die Asche Glohas Haar und bedeckte ihre Flügel. Ihr wurde immer unbehaglicher zumute.
    »Ich schätze, du hast recht«, meinte sie. »Wir sollten lieber umkehren und einen anderen Weg suchen.«
    »Dafür ist es möglicherweise schon zu spät.« Es war

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