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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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uns beide von hier fortbringen.«
    »Gut, wenn du willst«, antwortete sie und kam so dicht an ihn herangeflogen, daß er sie mit seinem Talent erreichen konnte. »Was für eine Kreatur willst du… krächz, krächz, krächz?« beendete sie den Satz aus ihrem großen Vogelschnabel. Sie hatte sich in einen Rokh verwandelt.
    Inzwischen hatte die Gaskugel sie fast erreicht. Gloha griff mit beiden Krallen in die Tiefe und bekam sowohl den Mann als auch das Skelett zu packen. Vorsichtig schloß sie die Klauen, bildete eine Art runden Käfig, schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Lüfte.
    Die Kugel rollte unter ihr vorbei. Der Wind der Schwingen riß sie in Stücke. Sie löste sich auf und verwandelte sich in eine Pfütze aus widerwärtig gefärbtem Schleim.
    Wütend ließ der Berg einen Aschestoß fahren. Die Teilchen waren so heiß, daß sie erglühten, als sie im Bogen auf Glohas Flügel zuschossen und drohten, sie in Flammen zu setzen! Doch da befand Gloha sich bereits am Rand der Reichweite des Vulkans, und so konnte sie ungeschoren davonkommen, bevor die Glutstücke sie trafen. Jetzt erst begriff sie die vorhergehende Ermahnung des Magiers: Tatsächlich war kein großer Vogel in Nähe dieses tödlichen Kegels sicher.
    Sie suchte nach einem guten Landeplatz, doch das Gelände war zu rauh und uneben für einen Vogel ihrer Größe. Sie brauchte ein halbwegs ebenes Stück Boden, das frei von Bäumen war. Also flog sie in südlicher Richtung weiter – und erblickte schon nach überraschend kurzer Zeit den klaffenden Schlund der Großen Spalte. Da begriff sie zwei, vielleicht sogar drei Dinge auf einmal: Sie hatte die Spalte so schnell erreicht, weil große starke Rokhs mit ihren viel größeren Flügelschlägen eben sehr viel schneller fliegen konnten als kleine, schwache Flügelkoboldmädchen. Die Spalte gähnte, weil es noch früh am Morgen und sie noch nicht richtig aufgewacht war. Und wenn Gloha in der Lage war, so schnell und mühelos dahinzufliegen, konnte sie ebensogut damit fortfahren, bis sie ihren Ausgangspunkt oberhalb von Crombies Höhle wieder erreicht hatten. Danach könnten sie sich nach Südosten halten, der Richtung, in die Crombie gedeutet hatte.
    Beim Fliegen hatte Gloha einen Tagtraum. Darin blätterte sie in einem großen Buch. Die Seiten waren angefüllt mit Text, doch war sie nicht imstande, ihn zu lesen. Schließlich gelangte sie an eine Stelle mit der Aufschrift ›Kapitel 5: Xxxxxxx‹. Jetzt verstand sie den Titel: Es war ihre eigene Geschichte! Also blätterte sie ein paar Seiten weiter, bis sie plötzlich im folgenden Kapitel abbrachen und leerblieben. Die Kapitel waren zwar bis 12 durchnumeriert, in den letzten 6 Kapiteln stand aber noch nichts. Was wiederum bedeutete, daß ihre Geschichte noch nicht zu Ende war. Da sah sie einen unsichtbaren Schweif aufflackern, und schon huschte die Mähre Imbri, die Überbringerin der Tagträume, im Galopp ihrem nächsten Ziel entgegen.
    Gloha war überrascht zu erfahren, daß schon fast die Hälfte ihrer Geschichte erzählt worden war. Dabei hatte sie doch noch nicht einmal mit dem Hauptteil ihrer Suche begonnen. Es war höchste Zeit, damit weiterzumachen, also könnte ein wenig mehr Geschwindigkeit nicht schaden.
    Aber wo lag denn Crombies Höhle genau? Auf dem Hinweg hatte sie zum größten Teil das Wasser bereist oder sich unter der Erde bewegt. Sie war durch ein kompliziertes System von Höhlen an die Oberfläche gelangt, so daß sie keine Ahnung mehr gehabt hatte, wo sie sich befand. Deshalb konnte sie die Höhle auch nicht von hier aus orten.
    Na ja, vielleicht könnte sie ja wenigstens an die Stelle zurückkehren, wo sie und die anderen an die Oberfläche getreten waren. Das müßte irgendwo hier in der Nähe sein. Vielleicht hatten der Magier Trent oder Mark Knochen ja eine Ahnung, wie sie von dort aus weiterziehen sollten.
    Gloha machte die Entdeckung, daß sie in dieser Gestalt ein gutes Auge für Einzelheiten am Boden hatte. Sie sah, wo sich Com-Puters Höhle befand, und sie sah den Gehsteig und den Teich mit den drei Meerjungfrauen. Vielleicht genügte das ja schon für eine Landung, denn die Mitte des Teichs war frei von Bäumen.
    Sie glitt hinunter. Im Tiefflug jagte sie über den Teich hinweg und ließ die beiden Gestalten los. Mit zwei Platschern fielen sie ins Wasser. Gloha wußte, daß die Meerjungfrauen Trent schon retten würden, sollte er Schwierigkeiten bekommen, während das Skelett sich einfach auf den Teichboden sinken

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