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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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wissen.
    »Ein Knochenfloh frißt Knochen«, erläuterte Mark. »Knochenmark, um genau zu sein. Und ohne mein Mark würde ich sofort aus diesem Reich verblassen. Dieser Gedanke gefällt mir natürlich nicht besonders.«
    »Dann hättest du also nichts dagegen, wenn ich den Knochenfloh in etwas anderes verwandelte?« erkundigte sich Trent.
    »Es würde mir die größte Befriedigung verschaffen, das Mistvieh verwandelt zu sehen.«
    »Wo ist er denn?«
    Mark deutete mit einem knochigen Finger auf einen leicht angekauten Abschnitt der Knochenwand. Sie erblickten eine kleine Kreatur, die dort fröhlich vor sich hin mampfte.
    Trent fuhr mit der Hand dicht an den Floh. Der verwandelte sich plötzlich in einen stattlichen Topfpastetenstrauch, der aus einem Topf hervorwuchs und eine dampfende reife Pastete trug.
    »Ach, wunderbar!« rief Gloha, als ihr bewußt wurde, wie hungrig sie war. »Aber sie sieht zu heiß aus, um sie anzufassen.«
    »Dafür habe ich Geräte«, sagte Mark. Er holte mehrere dünne Knochensplitter hervor. »Die habe ich zurecht gehackt, um die Ritzen damit zu versiegeln. Aber sie können euch gute Dienste leisten.«
    »Ja, als Eßstäbchen«, bestätigte Trent. Er nahm zwei davon entgegen und hielt sie zwischen den Fingern einer Hand.
    »Du kannst mit denen essen?« fragte Gloha verwundert.
    »Das kannst du auch, mit ein wenig Übung«, antwortete Trent. »Mark, wenn du so gut wärst, diese Topfpastete zu ernten und sie für uns auf den Tisch zu stellen? Dann könnten wir einen Happen zu uns nehmen.«
    Mark pflückte die heiße Topfpastete mit seinen kahlen Knochenfingern und stellte sie auf den Knochentisch. Trent zog einen Knochenstuhl heran, und Gloha, die sehr viel kleiner und leichter war als er, setzte sich ihm gegenüber auf die Tischkante, zwischen ihnen die Pastete.
    »So geht das«, sagte Trent und führte seine Eßstäbchen vor. Er stach damit in die Pastete und holte mit beiden Enden einen Brocken hervor, der nicht nur lecker aussah, sondern auch gut roch. Er hob ihn an den Mund.
    Gloha nahm ebenfalls zwei passend lange Knochensplitter auf und versuchte, sie genauso zu halten wie Trent. Doch als sie die Splitter bewegte, fielen sie ihr aus den kleinen Händen. Sie versuchte es erneut, bis sie allmählich begriff, wie man mit den Stäbchen umgehen mußte. Kurz darauf konnte sie ihren ersten Happen damit aufnehmen.
    Sie teilten sich die Pastete. Trent verzehrte die größte Portion, weil er ja auch viel größer war, doch Gloha wurde mehr als satt.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Mit ein paar ansonsten nutzlosen Knochentrümmern entfachte Mark ein Beinfeuer. Es spendete zwar nur wenig Licht und Wärme, aber sie brauchten ja auch nicht viel, und alles in allem war es recht gemütlich.
    »Wir sollten die Nacht lieber hier verbringen«, schlug Trent vor. »Vielleicht hat der Vulkan uns morgen früh ja vergessen.«
    »Aber das spielt doch gar keine Rolle«, sagte Mark. »Wenn ich hinausgehe, sorge ich einfach dafür, daß ich wie ein Klumpen Asche aussehe, dann erkennt er mich nicht.«
    »Weshalb sind wir selbst nicht darauf gekommen!« rief Gloha.
    »Wahrscheinlich, weil ihr weniger freien Platz im Schädel habt«, antwortete Mark diplomatisch. »Das viele lebende Fleisch verdrängt nur die Gedanken.«
    »Das muß es sein«, stimmte Trent ihm zu, bevor Gloha sich wieder fangen konnte. »Im Vergleich zu dir sind wir Lebenden im Nachteil. Ich bin eigentlich überrascht, daß du so scharf auf eine Seele bist. Dir ist doch wohl klar, daß du dadurch sterblich wirst?«
    »Mit einer halben Seele dürfte es nicht ganz so weit kommen«, meinte Mark.
    »Möglicherweise machst du doch die Entdeckung, daß die Seele dir mehr beschert, als du eigentlich wolltest«, bemerkte Trent.
    »Dann werde ich's eben höflich ablehnen«, antwortete Mark. »Ich will nur eins: dauerhaft in diesem Reich leben.«
    Da fiel Gloha etwas anderes ein. »Was ist mit deiner Familie?« fragte sie. »Kann die ohne Seele überleben?«
    »Natürlich nicht. Aber ich hoffe, daß ich meine Seelenhälfte mit ihr teilen kann, so daß jeder ein Stückchen davon abbekommt. Dann können wir allesamt bis in alle Ewigkeit im eigentlichen Xanth wohnen.«
    Trent ließ das Thema fallen und verwandelte den Topfpastetenstrauch in einen Deckenbusch, von dem sie sich schöne warme Decken pflückten. Dann legte sich jeder in einer Ecke zum Schlafen nieder. Gloha machte die Feststellung, daß die Decke auf dem Knochenboden, von ihren kräftigen

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